Kesrith – die sterbende Sonne
die Einwohner aller von Regul beherrschten Siedlungen herbeigebracht hatten. Und dort ein großes, verbranntes Gebiet, ein Turm aus verkohlten und zerrissenen Silhouetten, ein winkelförmiges Gewirr aus Stützen und sonstigen Gütern, die die Regul als Abfall weggeworfen hatten. Alles war vom Sturm zerschmettert und verbrannt: das Ausmaß des Schadens am Hafen mußte beträchtlich sein. Niun blickte sich im Gehen um und zählte die Dinge auf, die er früher gesehen hatte, als sie noch ganz gewesen waren, und die er jetzt kaputt sah. Er fing an, die Gründe für das verschreckte Gehabe der Regul zu verstehen.
Die HAZAN stand innerhalb einer gewaltigen Anordnung von Gerüsten, Schläuchen und zerbrechlichen Ausläufern, und auch um das Schiff herum erblickte Niun sichtbare Zerstörungen. Lichter brannten am Schiff, dunkle Gestalten kletterten an ihm herum und bearbeiteten es wie Aaskäfer; eine stetige Reihe von Fahrzeugen kroch auf die HAZAN zu und brachte zweifellos Güter zum Verladen und für die Reparaturen.
Sorgsam darauf achtend, nicht gesehen zu werden, ging Niun an diesem Bereich vorbei und umrundete den Rumpf der HAZAN. Dort, einen Turm weiter vor ihm, stand wieder die AHANAL, erstreckte sich mit nur einem einzigen Licht am Rumpf gen Himmel.
Er näherte sich ihr und erkannte, daß sie alt war, ihr Metall wie von Säuren zerfressen, ihre Beschriftung fast zur Unkenntlichkeit verblaßt. Lange Narben kennzeichneten die Stellen, an denen die Schilde versagt haben mußten.
Er grüßte sie mit lauter Stimme, wußte, das Regul Wachtposten in der Nähe waren, ein Schlitten sich ihm schon näherte.
»AHANAL!« rief er. »Öffnet eure Luke!«
Aber entweder waren sie nicht darauf eingerichtet, ihn hören zu können, oder sie hatten Grund, sich wegen der Regul unwohl zu fühlen. Es kam keine Antwort von der AHANAL. Er sah, daß der Schlitten sich scharf rechts drehte und neben ihm stehen blieb. Ein Jungling öffnete den Seitenschirm, um mit ihm zu sprechen.
»Mri«, sagte der Regul. »Du bist hier nicht zugelassen.«
»Ist das ein Befehl des Bai?« wollte Niun wissen.
»Geh weg!« beharrte der Regul. »Kesrithi Mri, geh weg!«
Ein metallisches Krachen ertönte. Die Luke war geöffnet worden. Niun ignorierte den Regul und blickte zum Schiff hinauf, von dem ein Rampe sich herauszuschieben begann. Er ging darauf zu und ließ den Regul einfach außer acht.
Der Schlitten summte hinter ihm. Niun ging weiter und wurde nur knapp verfehlt. Der Kotflügel rammte an seinem Bein entlang, vor ihm wendete der Schlitten und versperrte ihm den Weg.
Das Fenster war noch offen. Das Jungling-Regul atmete schwer, die großen Nasenlöcher öffneten und schlossen sich in äußerster Erregung.
»Geh zurück!« zischte es.
Niun machte Anstalten, den Schlitten zu umgehen, aber dieser schoß vor, und Niun rollte auf der Schulter über die flache Nase des Fahrzeugs, landete auf der anderen Seite und rannte beschämt und erschreckt los. Mri sahen von der Rampe aus zu und waren über seine Niederlage zweifellos aufgebracht. Vor Schrecken über das, was er getan hatte, was noch nie zuvor ein Mri getan hatte, waren seine Beine ganz weich geworden. Er hatte den Meistern direkt die Stirn geboten. Aber er war der Gesandte der She'pan; hätte er sich aufgehalten, um sich mit dem Jungling zu debattieren, wäre zweifellos eine Regul-Autorität eingeschritten, mit Befehlen, denen er entweder gefolgt wäre oder die er mißachtet hätte, mit einer Krise für die She'pan, die ein einfacher Kel'en nicht ohne unmittelbare Gewaltanwendung hätte lösen können.
Er rannte, erreichte die widerhallende Festigkeit der Rampe und eilte so schnell wie er konnte den Mri des Schiffes entgegen, aber sie zogen sich bereits ins Innere zurück, ohne auf ihn zu warten. Er hörte und spürte, wie sich hinter ihm die Rampe wieder vom Boden löste und ihre Länge verkürzte, als er die hintersten Mri überholte. Blendende Lichter gingen an, Türen schlossen sich, und die Mri waren sicher im Innern.
Es waren zehn Kel'ein – Ehemänner, nach ihrem Alter und ihrer Würde zu schließen. Das Licht war kalt, und die Luft stechend steril im Vergleich zur Luft von Kesrith. Die letzte Versiegelung des Schottes schloß sich zwischen ihnen und der Außenwelt. Die Rampe war eingezogen, und es herrschte Stille.
»Sirs«, fiel ihm ein, daß er sagen mußte, und hielt inne, um die anderen mit ihren zahlreichen J'tai und ihrem grimmigen fremdartigen Gebaren zu betrachten, lange
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