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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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verschleierten sich, als sie das hörten, und Niun entdeckte, daß seine eigenen Augen schmerzten.
    »Ich werde es ihr mitteilen«, sagte er.
    »Wirst du die Nacht bei uns verbringen, Gesandter?«
    Er dachte darüber nach, denn zurück zum Edun zu gehen, war ein Weg für den Rest der Nacht, und damit wäre wahrscheinlich eine Menge Schlaf verlorengegangen, nachdem Intel einmal angefangen hätte, Befehle auszuteilen. Aber dann fiel ihm der Regul ein, der seinen Weg gekreuzt hatte, ebenso das Wetter und die Ungewißheiten, die ihn umgaben.
    »She'pan«, sagte er, »es ist meine Pflicht, zurückzukehren. Am besten sofort, bevor die Regul Zeit für lange Beratungen gefunden haben.«
    »Ja«, sagte sie, »das wäre am weisesten. Dann geh!«
    Nachdem er das Av'kel aufgehoben und das Zaidhe wieder angelegt hatte, ihre Hand berührt und ihr im Herzen empfundene Höflichkeit erwiesen hatte, legte sie einen Ring aus echtem Gold in seine Hand, wobei sich sein Herz vor Schmerz verkrampfte. Denn es war eine großzügige, tapfere Tat von ihr, ihm ein Dienstgeschenk zu machen, als habe er ihr einen großen Gefallen erwiesen. Sie zog den Ring von einem ihrer Finger und drückte ihn in seine Hand, und er verneigte sich und küßte ihr die Finger, bevor er aufstand, um Abschied zu nehmen. Er band den Ring an einen seiner Ehrenriemen, um ihn später in angemessener Form anzusetzen. Dann verneigte er sich wieder, um ihr Lebewohl zu sagen.
    »Ich wünsche dir einen sicheren Weg, Kel'en«, sagte sie.
    Er hätte ihr ein langes Leben wünschen sollen, und konnte es nicht tun. Statt dessen fiel ihm der Abschied von Kel'ein ein: »Ehre und gute Bereitschaft«, sagte er, und sie akzeptierte diese Höflichkeit mit Würde.
    Das Kel verschleierte sich, und er tat desgleichen, dankbar für diese Abgeschlossenheit, als sie ihn zurück zum Eingang führten, um ihn in die Dunkelheit hinauszulassen.
    Er vernahm den schmerzlichen Protest eines eingesperrten Dus, der Stimmung des Kel angepaßt, dem es diente. Und mit diesem Geräusch in den Ohren betrat er die Schleuse, und die Lichter gingen aus, damit sie kein Ziel abgaben.
    Einen Moment lang herrschte völlige Dunkelheit. Dann ließen die ausfahrende Rampe und die Doppeltür Licht herein, die Flutlichter auf dem Flugfeld, und der ätzende Wind berührte ihn.
    Keiner sagte etwas, als Niun ging. Auch vorher hatten sie kein Wort mit ihm gewechselt. Es lag am Mut ihrer Lady Mutter, daß weder er noch einer der ihren bei einem Übergang der Macht Blut vergießen würde; alles war geregelt.
    Und sobald es nur noch eine She'pan auf Kesrith gab, war die Zeit für den Austausch von Höflichkeiten und Willkommensgrüßen zwischen ihnen gekommen.
    Er blickte nicht zurück, als er die Rampe hinabschritt.

16
    Niun hatte erwartet, am Fuß der Rampe auf Schwierigkeiten zu treffen. Es gab dort jedoch keine, weder den Regul-Wachposten noch die Unterstützung, die dieser Posten hätte herbeirufen können. Er stellte sein Glück jedoch nicht auf die Probe, sondern zog den Kopf ein und rannte los, während seine weich besohlten Schuhe seine Tritte auf den Boden weitgehend unhörbar machten.
    Er schlängelte sich erneut durch den Maschinenirrgarten, und dort, dort warteten die Regul, die er befürchtet hatte, ein Aufflackern von Scheinwerfern jenseits des Zaunes. Niun holte Atem und hielt einen halben Schritt inne, um die Lage zu überblicken, glitt in den Schatten und änderte seine Richtung, wobei er davon ausging, daß es nicht nötig war, denselben Zugang zweimal zu benutzen. Er brannte sich durch den Zaundraht, trat ihn beiseite und rannte los, während seine Lungen in der dünnen Luft schmerzten. Irgendwo klagte ein Dus über das Grollen der Maschinen hinweg, die durch die Nacht streiften.
    Niun erreichte den Rand des Flugfeldes und floh auf den Sand hinaus, überrascht und erschreckt, als ein Strahl kurz vor ihm in den Sand schlug. Er schnappte nach Luft und änderte die Richtung, stürzte um die Biegung einer Düne herum und rannte mit aller ihm verbliebenen Kraft weiter.
    Nach einer Weile glaubte er sich sicher genug, um wieder Atem zu holen. Regul konnten nicht so schnell rennen wie er, und die geräuschvollen Maschinen konnten ihn nicht überraschen. Er erstickte ein Husten, das natürliche Ergebnis eines solchen Laufs, und machte sich unbehaglich daran, über den neuen Stand seiner Angelegenheiten nachzudenken – die Tatsache, daß die Regul mit Vorbedacht nicht versucht hatten, ihn einzufangen, sondern ihn

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