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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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abhob, hörte, wie es sich in ihre Richtung wandte, während der Mensch sich nicht einmal umsah, bis er ihn herumriß, damit er sehen konnte – und dann starrte er mit dummem Gesicht in Richtung des Hafens, böswillig oder stumpfsinnig, Niun kümmerte sich nicht weiter darum. Er packte den Menschen und zog ihn auf die kochenden Wasser von Jieca zu, von denen aus sich Dampf in die Nacht kräuselte. Sie versteckten sich hinter einer Lehmböschung, während ihre Lungen durch den Schwefel fast erstickten.
    Regul-Maschinen flogen vorbei. Scheinwerfer schwenkten über die Ebenen und beleuchteten Dampfwolken, suchten vergeblich nach etwas, das sich bewegte. Hier über vulkanischem Gebiet waren Wärme-Sensoren nur von begrenztem Nutzen. Die kochenden Quellen und der siedende Schlamm nahmen der Regul-Wissenschaft ihren Vorteil bei dieser Verfolgung.
    »Kel'en«, sagte Duncan, »wen suchen sie, mich oder dich?«
    »Womit hast du die Regul aufgebracht?« fragte Niun, davon ausgehend, daß es nur wenig Nutzen bringen würde, Informationen weiterzugeben, wohl aber, welche zu erhalten. Und währenddessen schwenkten die Lichtstrahlen über das Flachland und beleuchteten die eine oder andere Dampfwolke. »Warst du ein Gefangener?«
    »Assistent des menschlichen Gesandten, um...« Ein Feuerstoß beleuchtete ihre Gesichter und bespritzte sie mit kochendem Wasser. Sie bildeten dagegen eine einzige Masse, und während das Feuer weiterging und das Wasser weiterspritzte, fing die Erde an zu grollen, und ein Dampfstrahl brach in ihrer Nähe hervor, hüllte sie ein, unbequem heiß, aber nicht unerträglich.
    »Tsi'mri«, fluchte Niun unterdrückt und vergaß, mit wem er sein Versteck teilte, und als das Sperrfeuer anhielt, spürte er, wie der Mensch anfing zu zittern, in den langen, krankhaften Schaudern eines Wesens, dessen Kraft beinahe ganz verbraucht war.
    »... der Mission vorauszufliegen«, fuhr der Mensch verbissen fort, wobei er immer noch zitterte, »und zu sehen, ob alles so ist, wie es uns versprochen wurde. Und ich glaube nicht, daß...«
    Ein naher Einschlag bespritzte sie mit Wasser und Schlamm. Der Mensch schrie erschreckt auf.
    »Wie viele von euch sind hier?« wollte Niun wissen.
    »Ich... und der Gesandte. Zwei. Wir sind mit der HAZAN gekommen.«
    Niun packte Duncan am Kragen und drehte sein Gesicht in das Licht der Suchstrahler, konnte aber nichts erkennen, aus dem er schließen konnte, ob Duncan die Wahrheit sagte oder log. Was er jetzt sah, war ein junger Mann, nachdem die sie beide einhüllende Feuchtigkeit ihm das Gesicht reingewaschen hatte – ein Kel'en der Menschen. Niun schrak davor zurück, diesen Ehrentitel für Fremdwesen zu benutzen, aber er kannte keinen anderen, der auf diesen Menschen gepaßt hätte.
    »Es gab einen Kel'en auf der HAZAN«, sagte Niun, »der dort starb.«
    Zum erstenmal schien den Menschen etwas zu treffen, denn er zögerte mit der Antwort. »Ich habe ihn gesehen. Einmal. Ich wußte nicht, daß er tot ist.«
    Niun stieß ihn zurück, war für einen Moment blind vor Zorn. Tsi'mri, erinnerte er sich, und Feind – aber letzteres war er jetzt weniger als die Regul. Ich habe ihn gesehen. Ich wußte nicht, daß er tot ist.
    Niun wandte das Gesicht ab und starrte finster auf den quellenden Dampf und die Lichter, die suchend kreuz und quer über die Ebenen schweiften.
    Vergib uns Medai! dachte er. Unsere Wahrnehmung war zu abgestumpft, unser Geist zu sehr daran gewöhnt, den Regul zu dienen – anderenfalls hätten wir die Bot schaft verstehen können, die du versucht hast, uns zu sen den.
    Er zwang sich dazu, wieder in das verhaßte Menschengesicht zu blicken, das es nicht als Notwendigkeit des Anstandes auffaßte, sich zu verhüllen – auf die Nacktheit dieses Wesens, das, vielleicht unwissend, einen Kel'en des Volkes vernichtet hatte. Ein Tier , dachte er, ein Tsi'mri-Tier . Der Vertrag zwischen Regul und Mri war in dem Augenblick gebrochen worden, in dem diese Kreatur ihren Fuß auf Kesrith gesetzt hatte; und das war schon vor vielen, vielen Tagen geschehen. Schon so lang war das Volk frei gewesen und hatte es nicht gewußt. Sie hatten nicht verstanden, was Medai ihnen hatte sagen wollen.
    »Der Krieg ist vorbei«, protestierte Duncan, und Niuns Arm spannte sich, und er hätte ihn geschlagen; aber das war nicht ehrenvoll.
    »Warum glaubst du, daß die Regul uns jagen?« fragte er Duncan, dessen eigene Frage umkehrend. »Verstehst du nicht, Mensch, daß du einen großen Fehler gemacht hast,

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