Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons
hätte, wo hier überhaupt der magnetische Nordpol lag. Als die Stadtmauer endlich in ihrem Blickfeld auftauchte, war es schon fast völlig dunkel. Sie fluchte unterdrückt, sie hatte die Entfernung unterschätzt. Sie beschleunigte ihre Schritte, weil ihr nun doch unbehaglich wurde, als sie plötzlich ein heiseres Bellen hinter sich hörte. Sie fuhr herum, und schrie vor Entsetzten auf. Ein fleischgewordener Albtraum hetzte in rasendem Tempo auf sie zu. Er lief auf vier Beinen mit Bewegungen wie ein Hund, aber statt Fell hatte er Schuppen und seine Fangzähne hätten einem Säbelzahntiger alle Ehre gemacht. Schon während ihrer Schrecksekunde hatte er fast die halbe Distanz zu ihr zurückgelegt, sie würde es nie schaffen ihm davonzulaufen. Panisch riss sie den Bogen hoch, zielte und schoss, aber diesmal daneben, da ihre Hände zu sehr zitterten, um ruhig zu zielen. Sie keuchte auf, legte noch mal an und versuchte wieder das Monster zu treffen, der Pfeil flog ab, traf diesmal zwar, wenn auch nicht im Entferntesten sein Herz, und glitt von den Schuppen ab. Sie warf sich herum und begann zu laufen.
Es w äre weit besser für seinen Seelenfrieden gewesen, wenn Sandro Julia einfach hätte vergessen können, oder zumindest aus seinen Gedanken verdrängen. Aber nicht mal das schaffte er, während er die Dämonen weiter nach dem Amulett suchen lies, Ricardo weigerte sich weiterhin standhaft auch nur einen Finger zu rühren, war er zum Warten verdammt. Was mit sich brachte, dass er viel zu viel Zeit hatte, Zeit die er unvernünftigerweise damit anfüllte, sie zu beobachten. Er rechtfertigte es damit, auf sie aufpassen zu wollen, aber das mochte nicht mal er selbst so recht glauben. Wenigstens hatte er es fertiggebracht eine weitere Begegnung zu vermeiden, stattdessen streunte er nachts wie ein verdammter Köter durch die Stadt. Jeden Tag nahm er sich vor es nicht zu tun, aber kaum war er fähig seine Dämonengestalt abzustreifen, lenkten ihn seine Füße wie von selbst in ihre Nähe, es war wirklich jämmerlich. Wenigstens hatte sie auf ihn gehört und die Stadt nicht mehr verlassen. Dass sie das Bogenschießen erlernte beruhigte ihn auch ungemein, es war gut, dass sie auf sich aufpassen konnte, wenn er nach seinem Tod nicht mehr da war. Keiner der Zombies nahm Notiz von ihm, während er zwischen ihnen hindurch auf die Stadt zuging, selbst wenn er wie ein Mensch aussah, erkannten sie, was er tatsächlich war. Er presste bitter die Lippen aufeinander, er sollte sich wirklich endlich damit abfinden, dass er bis zu seinem Tod ein Monster sein würde. Er versuchte sich abzulenken, unvernünftigerweise, indem er an Julia dachte, an ihr hübsches Gesicht, den störrischen Ausdruck in ihren hinreißenden grünen Augen, und an das Gefühl ihrer Lippen auf seinen. Es war im Prinzip purer Masochismus daran zu denken, da er wusste, dass er sie niemals haben konnte, aber da er ohnehin, kaum dass er mal die Augen schloss, von ihr träumte, machte das auch keinen großen Unterschied mehr. Er seufzte auf, da hatte er gedacht sein Leben könne nicht noch schlimmer werden. Sein Kopf ruckte hoch, als er einen panischen Aufschrei hörte, und zwar mit Julias Stimme. Er fluchte, er war noch zu weit von der Stadt entfernt um etwas aus ihren Mauern zu hören, dieses verrückte Frauenzimmer hatte sich doch tatsächlich vor die Mauern gewagt. Er sprintete los, auf den Schrei zu. Nach wenigen Minuten erblickte er sie endlich, sie rannte auf die Stadt zu, knapp hinter sich einen Höllenhund, dem vor Gier schon der Geifer aus dem Maul troff. Als Mensch war er zu langsam um den niederen Dämon einzuholen, er riss seine Schwerter heraus und schleuderte eines davon auf den Hund. Er hatte zwischen die Schulterblätter gezielt, wo die Schuppen beweglich waren, dort blieb die Klinge federnd stecken. Der Hund brüllte vor Schmerz und Wut auf und fuhr zu ihm herum. Diese Biester waren die pure Mordlust, sie griffen alles außer anderen Dämonen an, selbst die Zombies. Das Vieh erkannte in Sandro zwar den Dämon, aber seine Instinkte waren zu stark, als dass es auf eine Erwiderung des Angriffs verzichtet hätte. Er wartete tänzelnd, dass der Hund ihn erreichte, erst als er den stinkenden Atem riechen konnte, wich er seitlich aus, sprang hoch und fasste nach dem Schwertgriff, der in dem Monster steckte, und zog sich so auf dessen Rücken. Der Hund knurrte und brüllte und versuchte ihn wieder abzuschütteln. Aber er hatte Übung mit den Biestern, Sandro
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