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Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons

Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons

Titel: Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Blieberger
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fröhliche Fassade fallen zu lassen, sie würde notfalls ein Kindermädchen gefesselt und geknebelt hier anschleppen, nur damit Lara endlich in die Gänge kam.

    Nach ein paar Stunden unruhigem Schlaf stand Julia auf und machte sich auf den Weg zur Taverne. Als sie dort ankam, war zwar geöffnet, sie hatten offenbar rund um die Uhr offen, allerdings waren kaum Gäste da, abgesehen von Ragnar, der wie bei ihrem ersten Treffen mit betrübtem Gesicht auf dem vordersten Tisch saß und sehnsüchtig die Bühne anstarrte, er hatte sich offenbar dauerhaft in der Taverne eingerichtet. Sie grüßte fröhlich: „Guten Morgen Ragnar.“ Aus seinen Gedanken gerissen flog sein Kopf ruckartig zu ihr herum, und seine Hand zur Axt, erst als er Julia erkannte entspannte er sich wieder. Nun zumindest seine Reflexe funktionierten offenbar noch, stellte sie erleichtert fest. Er musterte sie, nahm ihre ledernen Beinlinge und ihre Leinentunika und das Kurzschwert an ihrer Hüfte zur Kenntnis, und grollte dann: „Wie ich sehe, hast du dich ja gut eingelebt. Schön dass du dein unsinniges Vorhaben aufgegeben hast.“ Julia lies sich, ohne auf eine Einladung zu warten, ihm gegenüber nieder, schmunzelte gespielt verschmitzt und erwiderte: „Nun eigentlich habe ich das gar nicht. Ich habe mich nur darauf vorbereitet.“ Sein Blick wurde finster, „wohl kaum so gut, dass du da draußen alleine durchhalten würdest.“ Julia zwinkerte ihm zu, „Gott bewahre, so verrückt bin ich auch wieder nicht. Lara kommt mit, und ich hatte gehofft, dass du und Raphael auch mitkommen würdet.“ Er schnaubte abfällig, „ich bezweifle, dass dieser verhätschelte Frauenheld auch nur einen Fuß vor seine Gilde, geschweige denn vor die Stadt setzt. Und was mich angeht, da habe ich mich wohl letztes Mal deutlich ausgedrückt. Ich habe keine Lust in noch mehr Balladen als unzivilisierter Wilder besungen zu werden.“ „Nun ...“, sagte sie gedehnt, „genau darüber habe ich in den vergangenen Wochen intensiv nachgedacht. Ich glaube ich habe die Lösung für dein Problem.“ „Ach, und die besteht zufällig darin, dass ich mit dir Dämonen töte, ja?“ Seine Lippen hatten einen zynischen Zug bekommen und seine Augen drückten Abscheu aus, aber sie lies sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie schenkte ihm ein Lächeln und sagte tiefernst: „Weißt du Ragnar, du hast recht, kein Barde würde dich als etwas anderes sehen als einen unzivilisierten Wilden. Aber …., was wenn du selbst Balladen über dich schreiben und vortragen würdest?“ „Mach dich nicht lustig über mich, wer würde schon Balladen von einem Barbaren hören wollen?“, knurrte er ungehalten. „Tja, das Problem sehe ich auch, aber was wenn du solch überragende Heldentaten begehen würdest, dass die Lieder darüber alle anderen verblassen lassen. Und was wenn die meisten davon sich in Gebieten abspielen, wo ein Barde niemals hinkommen würde? Du wärst der Einzige, der die wahren Geschichten darüber besingen könnte. Stell dir vor Ragnar, wir würden gemeinsam den Herrn der Schrecken bezwingen und Ketaria befreien. Wer würde diese Ballade nicht hören wollen? Selbst wenn sie von einem Barbaren vorgetragen wird.“ Sie sah ihm beschwörend in die Augen und wartete mit hart hämmernden Herzen, sie konnte praktisch sehen, wie ihre Worte in seinen Verstand sickerten und sich dort festsetzten, er murmelte: „Es wäre unglaublich.“ Sie setzte nach: „Oh ja, das wäre es, wenn wir das schaffen, könntest du nicht nur endlich Poet werden. Nein, mehr als das, du könntest die Rolle des Poeten völlig neu formen, du könntest beweisen, dass selbst ein Barbar ein begnadeter Künstler sein kann. Nach dir müsste nie wieder jemand deine Qualen erleiden.“ Als sie sah wie seine, Augen vor Vorfreude zu strahlen begannen, regte sich ihr Gewissen, es konnte ja auch genauso gut sein, dass niemand diese Ballade hören wollte, aber sie schob den Gedanken weg. Immer ein Problem nach dem anderen, immerhin würde sie wenigstens einen brauchbaren Helden aus ihm machen. Er ergriff über den Tisch hinweg ihre Hände mit seinen riesigen Pranken und sagte inbrünstig: „Ich danke dir Julia, wahrhaft Naxaos selbst hat dich zu mir geschickt. Ich werde dich begleiten, wenn es sein muss bis in den Tod.“ Das Gefühl ein richtiges Miststück zu sein, schlug sich wie ein Widerhaken in Julias Herz, aber sie beruhigte sich damit, dass ganz Ketaria von ihrem Täuschungsmanöver profitieren würde, nicht nur sie

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