Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons
wohl kaum dort stehen lassen.“ „Aber du hast dein Leben riskiert, wenn das Monster nun uns, anstatt Ragnar und Lara angegriffen hätte, du hättest meinetwegen sterben können.“ Er gab sich offenbar einen Ruck, denn sie konnte direkt sehen, wie er sich hinter eine hochmütige Miene zurückzog, „wie würde ich denn dastehen, wenn wir ohne dich zurückkommen sollten. Da hätte mich wohl kaum eine der wirklich bezaubernden Ladys angehimmelt“, behauptete er, weigerte sich aber stur ihr in die Augen zu sehen. Nicht zu fassen, der Angeber und Frauenheld hatte doch tatsächlich eine verantwortungsbewusste Seite. Er spähte über den Rand der Büsche, „sie sind weg, wir sollten anfangen zu suchen.“ Damit stand er auf, klopfte sich mit angewidertem Gesicht den Dreck vom Umhang und ging zu ihrer alten Position zurück. Dort angekommen fasste er in eine der Taschen an seinem Gürtel und zog zwei kurze Metallstäbe heraus, einen reichte er ihr, „ich habe sie verzaubert um Metall aufzuspüren, das wirkt auch bei Nichtmagiern, du musst auf ein Zucken achten. „Dann funktioniert es wie eine Wünschelrute, nur dass sie kein Wasser, sondern Metall findet?“ Er nickte begeistert, „genau, ich wusste nicht dass du dich mit Wünschelruten auskennst.“ „Nun ja ich habe mal gesehen, wie jemand es gemacht hat, und fand es sehr interessant, aber wir sollten anfangen.“ Er nickte nur und sie begannen alle Moorpfützen abzugehen.
Da er nicht genau gewusst hatte, wann Julia aufbrechen würde, wartete er seit dem Morgengrauen im Moor, knapp neben der Straße, im dichten Unterholz verborgen. Seine Dämonengestalt war zwar alles andere als unauffällig, aber einer der wenigen Vorteile des Fluchs waren die Fähigkeiten, die er als Dämon besaß. Eine davon bestand darin, mit den Schatten zu verschmelzen, und davon gab es hier im Moor nun wirklich genug. Zu seiner Erleichterung waren sie erst am Nachmittag aufgebrochen, das minimierte die Zeit, in der er alle hinhalten musste. Seine Instinkte hatten ihm, während er ihnen folgte, schnell verraten wo das Monster sich aufhielt, zum Glück waren die Helden nicht so geschickt. Sie tappten im halben Moor herum und suchten nach Spuren, die sie nicht finden würden. Das Ding war so sehr eins mit dem Moor dass es nicht mal Abdrücke hinterlies. Als er schon glaubte sie würden erfolglos bleiben, tauchte die Bestie auf, und zwar gute zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Er biss wütend die Zähen aufeinander, ein wenig mehr Glück war wohl zu viel verlangt gewesen. Als er dann noch sah, dass Julia wie versteinert stehen blieb, hatte er das Gefühl sein Herz würde aussetzten. Als ihre Begleiter sie anschrien und sie sich immer noch nicht vom Fleck rührte, spannte er sich an, bereit als Dämon in Erscheinung zu treten und sie zu retten, egal ob er sich damit seine Chancen verdarb oder nicht. Erst im letzten Moment stoppte er den Impuls, als er sah, wie der Magier umkehrte und sie mit sich riss. Ein leiser Hauch Hochachtung stieg in Sandro hoch, der Magier war offenbar nicht ganz so unnütz, wie er gedacht hatte. Erst als die Zwei in einem Gebüsch verschwunden waren, löste er seinen Blick von Julia. Die Amazone und der Barbar lockten indessen das Monster weiter ins Moor hinein, Sandro folgte ihnen lautlos, ohne seine Deckung zu vernachlässigen.
Eines musste er den Helden lassen, sie stellten sich nicht ungeschickt an, die Amazone und der Barbar attackierten das Monster abwechselnd, und veranlassten es damit mal dem einen mal dem anderen nachzulaufen, zum Glück war das Biest nicht sehr schlau. Das Prickeln in seinen Adern verriet ihm, dass die Sonne fast untergegangen war, bald würde er wieder zum Menschen werden. Zeit zu Julia zu gehen.
Julia gab im Stillen vor sich selbst zu, dass sie sich das Heldenleben etwas glorreicher vorgestellt hatte, als stundenlang durch den Dreck zu waten und einen Metallstab über dem Sumpf zu schwenken. Sie suchten jetzt seit einer gefühlten Ewigkeit, und zu allem Übel war gerade die Sonne untergegangen, bald würden sie nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen. Just in dem Moment richtete die Gestalt des Magiers sich auf und er rief ihr zu: „Ich habe etwas.“ Julia eilte zu ihm, er hielt jetzt beide Hände über das Moorloch und rezitierte irgendeinen ihr unverständlichen Kauderwelsch und starrte angestrengt in die schmutzige Brühe. Nach kurzer Zeit begann die Oberfläche sich zu kräuseln, bis sich schließlich die Kontur eines Kreises
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