Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons
war deutlich die Gestalt eines jungen Mannes zu erkennen. Er musste vor seinem Tod ungefähr Mitte zwanzig gewesen sein. Er hatte ein, für einen Mann, hübsches Gesicht etwas zu weich für Julias Geschmack, und auch die aschblonden Haare und die hellblauen Augen liesen ihn eher wie einen harmlosen Stutenden, denn einen blutrünstigen Geist wirken. Aber er griff seit hundert Jahren alle an, die der Ruine zu nahe kamen, also war er gefährlich. Als sie aus dem Augenwinkel den schiefen Grenzstein der Ruine sehen konnte, stieß sie probeweise mit dem Kurzschwert nach vorne, und glitt ohne Wirkung durch das Gespenst, Mist. Sie warf sich herum und begann zu rennen, den Geist knapp hinter sich.
Sandro war, erleichtert, dass sie sich an den Plan hielt, Julia zur Grundstücksgrenze gefolgt. Während sie mit dem Kurzschwert zustieß, zog er seine Armbrust heraus, und legte den verzauberten Feuerbolzen ein, Feuer war gegen Untote immer eine gute Idee. Wie erwartet richtete das Schwert keinen Schaden an, er feuerte den Bolzen ab und lief, ebenso wie Julia nach draußen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass auch der Feuerbolzen keinen Schaden anrichtete, aber schlimmer noch, das verfluchte Gespenst blieb nicht in der Ruine, sondern folgte Julia nach draußen. Zum Glück war sie klug genug, um nicht stehen zu bleiben und weiterzurennen, aber das verfluchte Ding holte immer weiter auf, er hechtete zu ihnen rüber, schneller als ein Mensch es vermocht hätte, aber für seinen Geschmack immer noch zu langsam. Gerade als der Geist Julia berühren wollte, sprang Sandro sie an, und riss sie zu Boden, um sie mit seinem Körper zu decken. In dem Moment brüllte der Geist vor Wut schauerlich auf und bildete Klauen an seinen Händen, die er in Sandro rammte, und verflucht der Geist konnte ihn treffen. Die Klauen rissen tiefe Wunden in Sandros Rücken. Er rollte sich herum, von Julia weg, um das Gespenst von ihr abzulenken und brüllte: „Lauf weg.“ Er hatte keine Zeit nachzusehen, ob sie seinen Befehl befolgte, denn der Geist griff ihn immer wieder an. Sandro zog seine Schwerter und versuchte die Klauen zu parieren. Aber genau da war das Biest wieder körperlos, es schien nur fest zu werden, wenn es in seinen Körper stach. Er konnte nicht sterben, auch nicht als Mensch, aber es tat verflucht weh. Aber er musste nur bis Sonnenaufgang durchhalten, denn dann würde er zum Dämon werden, und als Solcher hatte er andere Möglichkeiten sich zu wehren, und zum Glück würde Julia dann schon lange nicht mehr hier sein.
Julia war instinktiv einige Schritte weitergetaumelt, aber als sie sich umwandte und sah, dass Sandro am Boden lag und sein Gewand sich überall rot färbte, weil das Gespenst immer wieder auf ihn einstach, während seine Waffen noch immer keine Wirkung zeigten, straffte sie sich und kehrte um. Sie mochte ja wahrscheinlich nichts tun können, aber sie würde sicher nicht wie ein Feigling zurücklaufen, während er hier erstochen wurde, noch dazu, wo er nur ihretwegen hier war. Sie rannte auf die Beiden zu und schrie: „Lass ihn in Ruhe.“ Beide Gesichter wandten sich ihr ruckartig zu, Sandros fassungslos und das des Gespenstes verletzt. Es schwebte auf sie zu und flüsterte: „Warum tust du mir das an?“ Am liebsten wär sie zu Sandro geeilt, um ihn zu versorgen, sein Anblick versetzte ihr einen Stich ins Herz, aber es gab keine Chance an dem Geist vorbeizukommen, es lag jetzt allein an ihr, Sandro und auch sich selbst zu retten. Sie würgte hervor: „Ich verstehe nicht, was du meinst?“ Trauer trat in das Geistergesicht, „Ich warte hier seit so langer Zeit auf dich, und jetzt wo du endlich kommst, greifst du mich an, und du willst den verteidigen, der dich angegriffen hat, was ist nur geschehen.“ Trotz ihrer Panik, und ihrer Angst um Sandro zwang sie sich ruhig zu fragen: „Für wen hältst du mich denn?“ „Du prüfst mich, ich würde dich nie vergessen Geliebte, den Glanz deines roten Haares und den Schimmer deiner grünen Augen, allein das Versprechen an dich, hat mich durchhalten lassen, meine geliebte Melody.“ Julias Gedanken überschlugen sich, für sich selbst wäre es wohl das Beste gewesen das Geschöpf in seinem Glauben zu lassen, aber dann würde es Sandro töten, das kam nicht infrage. Sie schluckte, um den Klos, der ihren Hals eng werden lies, loszuwerden, dann sagte sie vorsichtig: „Ich verstehe, du spukst hier, weil du auf deine Geliebte wartest, aber ich bin nicht Melody. Mein Name ist Julia und
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