Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
Vom Netzwerk:
›Extrahundinär‹ nennen, weil wir die Besten im Gewerbe sind.«
    » Zoe !«, schrie Mum.
    »Ich muss aufhören. Wir sehen uns morgen beim Feuer«, sagte ich hastig.
    »Bell mal.«
    »Ich muss los!«
    »Nur wenn du vorher bellst.«
    »Wauwau.«
    Lauren lachte, als ich das Gespräch beendete. Auf dem Treppenabsatz kam ein silberner Blitz auf mich zugeschossen.
    »Was machst du denn da?«, keuchte ich entsetzt. Dot war von Kopf bis Fuß mit Glitzergirlanden und Dekokram behängt.
    »Ich hab bei Mum und Dad im Zimmer die Weihnachtssachen gefunden«, gebärdete Dot.
    Ich ging vor ihr auf die Knie und gebärdete schnell: »Du musst das sofort wegtun! Ich sollte doch auf dich aufpassen!«
    Dot streckte die Arme aus und drehte sich im Kreis. »Bin so gespannt auf Weihnachten«, gebärdete sie. »Auf den Weihnachtsmann. Stimmt das, dass er einem alles bringt, was man sich wünscht?«
    »Ja. Aber du musst …«
    »Wirklich alles von der ganzen Welt?«, gebärdete Dot und sah mich forschend an.
    »Ja. Aber du musst das Zeug sofort ablegen.«
    Dot deutete auf die zwei Glitzerkugeln an ihren Ohren. »Wie findest du meine Ohrringe?«
    »Toll«, gebärdete ich zähneknirschend. »Aber jetzt schnell weg damit. Mum ist wieder da.«
    Dot riss erschrocken die Augen auf, rannte in ihr Zimmer und knallte die Tür zu. Als ich in die Küche kam, war Mum damit beschäftigt, unsere schmutzigen Teller neben der Spüle aufzustapeln.
    »Die wolltest du mir zum Abwaschen übrig lassen?«, sagte sie ärgerlich.
    Ich rollte die Ärmel hoch. »Tut mir leid.«
    »Und hast du mit deinen Hausaufgaben angefangen?«
    »Noch nicht.«
    »Zoe!«
    »Ich hab doch noch das ganze Wochenende Zeit!«, protestierte ich und ließ Wasser ins Spülbecken laufen. »Außerdem sind es nur zehn Matheaufgaben und die Einleitung für meine Kursarbeit in Englisch.«
    »Kursarbeit? Davon hast du nichts gesagt!«
    »Nur den Einleitungsabsatz.«
    »Aber das darfst du trotzdem nicht so nebenbei runterschreiben.«
    »Hab ich auch nicht vor«, murmelte ich und schrubbte Tomatensoße von einem Teller. »Ich liebe Englisch. Ich weiß schon, was ich tue.«
    »Ich kann dir helfen.«
    »Nicht nötig, Mum. Ich hab jede Menge Notizen aus dem Unterricht. Fast ein ganzes Heft voll.«
    Als ich den sauberen Teller aufs Abtropfbrett stellte, öffnete Mum den Kühlschrank und hielt nach etwas Essbarem Ausschau. »Gut, dann schau ich es mir noch mal an, wenn du es fertig hast. Englisch ist wichtig für Jura.«
    »Und fürs Schreiben auch«, murmelte ich so leise, dass sie es nicht hören konnte.
    Mum nahm Salat aus dem Kühlschrank und drückte eine Tomate, um zu testen, ob sie reif war. »Das reicht mir. Hab keinen großen Hunger.«
    »Wollt ihr eine Veranda bauen?«, fragte ich unvermittelt.
    »Eine Veranda? Nein. Wieso?«
    Ich nahm mir den nächsten Teller vor. »Ach, nur so.«
    Am nächsten Tag war Guy-Fawkes-Tag mit dem großen Lagerfeuer abends, und vielleicht irre ich mich, Mr Harris, aber ich glaube, in Amerika feiert man das nicht, deshalb erkläre ich Ihnen jetzt, worum es geht. Vor vier Jahrhunderten – genauer gesagt, am 5. November 1605 – wollten Guy Fawkes und seine Freunde das Parlament in die Luft sprengen, um den König zu töten. Guy Fawkes sollte im Keller den Sprengstoff vorbereiten, aber der Anschlag misslang, und darüber waren alle so erleichtert, dass sie große Freudenfeuer machten und feierten. Und dieser Brauch ist in England erhalten geblieben. Am 5. November bastelt sich jeder eine Guy-Fawkes-Puppe aus alten Kleidern, die man mit Zeitungen ausstopft, der Sun z. B. (oder der Times , wenn man es etwas gehobener haben möchte), und wirft sie dann ins Feuer. Ich meine, es ist schon ziemlich krass, wenn die Leute kandierte Äpfel futtern, während Guy Fawkes für ein Verbrechen verbrannt wird, das er nicht mal begangen hat, aber der Abend ist trotzdem immer toll mit dem Feuerwerk und den Wunderkerzen und dem Rauch, den man noch tagelang in den Haaren riechen kann.
    Unser Freudenfeuer fand in einem Park am Stadtrand statt. Sie müssen sich also grüne Rasenflächen, Fahrradwege, Fußpfade, ein Wäldchen und einen rauschenden Fluss vorstellen. Am Eingang des Parks ist ein großes Eisentor, und als Dad mich absetzte, roch die Luft nach Freiheit. Na gut, und auch nach Hot Dogs, Rauch und Zuckerwatte, aber für mich roch sie vor allem nach Freiheit.
    Das Feuer war mitten im Park errichtet worden, und die Flammen loderten orange, rot, leuchtend gelb. Menschen strebten

Weitere Kostenlose Bücher