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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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zuerst, aber dann zerrte er noch heftiger, zog mich zu sich. Und damit auch wieder näher zu Aaron. Ich kam ins Stolpern und verschüttete Wein.
    Max bedeutete mir, dass wir nach draußen gehen sollten.
    Er ließ meine Hand nicht los, und wir drängten uns durch den Flur, und ich schaute die ganze Zeit zu Boden, als könne ich so nicht gesehen werden. Als die Haustür näher kam, beeilte ich mich selbst auch, damit ich endlich verschwinden konnte. Ich wollte weg, möglichst weit weg von Aaron und Anna. Wir quetschten uns durch kleine Lücken zwischen den Leuten, und es wurde immer heißer, die Musik dröhnte noch lauter, und unsere Füße schienen langsamer zu werden.
    Schließlich riss Max die Tür auf und zog mich ins Freie, in den Garten hinaus. Der Schnee knirschte unter unseren Füßen, und Eiszapfen glitzerten an den Fensterbänken, und die kahlen Äste der Bäume zeichneten sich schwarz gegen das orange Licht der Straßenlaternen ab. Max führte mich hinter eine Tanne, und das Haus verschwand aus unserem Blickfeld.
    »Das ist ja völlig irre da drin«, sagte ich. Meine Stimme klang seltsam tonlos.
    »Aber hier draußen ist es schön«, erwiderte Max und reichte mir seine blaue Jacke. »Da. Zieh die an.« Als ich sie überzog, verschüttete ich ein bisschen Wein. Rote Tropfen auf weißem Schnee. »Ich freu mich, dich zu sehen.«
    »Ich mich auch«, sagte ich, und das stimmte irgendwie sogar, Stuart. Max lächelte, als sei er erleichtert, und dann zog er mich zwischen seine Beine, und ich wehrte mich natürlich nicht, weil er stark und kraftvoll war und Aaron sich im Haus mit einem anderen Mädchen abgab. Ich stellte mein Glas auf die Gartenmauer und umfasste Max’ Nacken. »War Weihnachten gut?«, fragte ich.
    »Langweilig«, murmelte Max und küsste mich, und seine Lippen fühlten sich weich und vertraut und tröstlich an.
    Irgendwo rechts hustete jemand, und ich fuhr zurück, weil ich fürchtete, es sei Aaron, aber es war ein Mann, der auf der Straße seinen Hund ausführte.
    Die Haustür knarrte, und ich zuckte wieder zusammen und spähte durch die Äste des Baums, sah jedoch lediglich ein Mädchen, das sich eine Zigarette anzündete.
    Max rieb meinen Arm.
    »Du bist ziemlich nervös, oder?«
    Ich nagte an meiner Lippe und sagte: »Wir sollten uns vielleicht lieber irgendwohin zurückziehen.«
    Max grinste und küsste mich auf die Nase. »Was schwebt dir denn so vor?«
    Ich wandte das Gesicht ab, aber Max küsste meinen Hals und legte die Hände auf meinen Po. »Ähm … weiß nicht … mir ist nur ziemlich kalt.«
    Max überlegte kurz. »Warte hier«, sagte er dann und lief los, bevor ich noch etwas sagen konnte.
    Ein paar Minuten später kam er zurück, mit etwas Silbrigem in der Hand: einem Schlüsselbund.
    »Das Auto von meinem Bruder steht weiter unten an der Straße.«
    Mir blieb vor Schreck der Mund offen stehen. »Aber das können wir doch nicht machen!«
    »Entspann dich. Mein Bruder ist cool. Und ich hab ihn gefragt«, erwiderte Max und setzte sich in Bewegung.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen, und das Herz schlug mir bis zum Hals. »Du hast ihn gefragt ? Und was hat er gesagt?«
    Max ging jetzt rückwärts und winkte mich mit dem Zeigefinger zu sich. »Ich hab gesagt, ich sei mit einem Mädchen zusammen, und wir bräuchten einen warmen Unterschlupf. Nur zum Reden, habe ich gesagt, aber mein Bruder hat gelacht, als wüsste er Bescheid.«
    »Hast du ihm meinen Namen gesagt?«, fragte ich panisch.
    Max öffnete die Lippen, als wolle er sprechen, und zögerte dann. »Wieso?«
    Ich musste mich extrem anstrengen, aber es gelang mir, ruhig zu klingen. »Nur … na ja, ich möchte keinen schlechten Ruf kriegen. Nicht nach dieser ganzen Sache mit dem Foto.«
    Max legte mir die Hand auf den Rücken und schob mich behutsam vorwärts. Am Ende der Straße kam DOR1S in Sicht. Ich dachte an den Würfel am Rückspiegel. An Fräulein Roth.
    »Vielleicht sollten wir lieber wieder ins Haus gehen«, schlug ich vor.
    Max’ Hand schob mich jetzt fester vorwärts. »Entspann dich. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich hab meinem Bruder nicht deinen Namen gesagt.«
    »Trotzdem finde ich das nicht so gut.«
    Max seufzte genervt. »Warum denn nicht?«
    »Na ja, nur weil … ich weiß nicht … fühlt sich irgendwie …«
    »Komm schon, Zoe«, sagte Max. Er klang ärgerlich, und seine Hand an meinem Rücken fühlte sich überhaupt nicht mehr behutsam an. »Ich hab dich die ganzen Weihnachtstage nicht gesehen, und

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