Ketten der Liebe
seines Todes das Geheimnis ins Ohr flüstern. Er wird es wissen, wenn er zur Hölle fährt, und er kann nichts dagegen tun!« Sie begann zu lachen, aber ihr Lachen verwandelte sich in einen Hustenanfall.
Gruoch rannte los, um ihrer Mutter einen Kelch kräftigen Weins zu holen, aber Regan konnte sich vor Bestürzung einen Augenblick lang nicht bewegen. Die Rache, die ihre Mutter sich ausgedacht hatte, war verblüffend. Sie war subtil und trotzdem vollkommen. Das Ganze hatte viel Geduld erfordert.
Regan wurde klar, daß ihre Mutter am Boden zerstört sein mußte, weil sie nicht dabeisein würde, wenn ihr Plan seiner Vollendung entgegenging. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke.
»Wird Ian Ferguson nicht bemerken, daß Gruoch keine Jungfrau mehr ist, wenn er sie zum ersten Mal zu sich nimmt?« fragte sie. Sorcha hatte den Zwillingen vor langer Zeit erklärt, was passierte, wenn Männer und Frauen beieinander lagen, obwohl sich Regan immer gefragt hatte, warum sie sich bei ihr die Mühe gemacht hatte, wo sie doch Nonne werden sollte.
Gruoch legte einen Arm um ihre Mutter und half ihr beim Trinken. Als Sorcha ihren Durst gelöscht hatte und ihr Husten sich gelegt hatte, sagte sie: »Ian Ferguson wird in seiner Hochzeitsnacht eine Jungfrau in seinem Bett haben, Regan. Du wirst den Platz deiner Schwester einnehmen, aber Ian wird es nicht wissen.«
»Das könnt ihr nicht von mir verlangen!« rief Regan. »Ich soll Nonne werden. Ich muß unschuldig ins Kloster von St. Maire eintreten. Wie kann ich Keuschheit vor dem Herrn schwören, wenn ich nicht keusch bin, Mylady? Sicher ist es | wahr, daß ich mir das Leben, was vor mir liegt, nicht gewünscht habe, aber ich habe keine andere Wahl. Willst du mir meine Ehre nehmen, bevor ich Ben MacDui verlasse?«
»Deine Ehre? Deine Ehre?« verspottete Sorcha MacDuff ihre Tochter. »Die Fergusons haben den MacDuffs die Ehre genommen, noch bevor du geboren warst. Wegen ihrer unbändigen Gier nach unserem Land haben sie deinen Vater und viele andere gute Männer erschlagen. Ich habe dir nie erzählt, wie dein Vater genau umgekommen ist. Welchen Unterschied machte das für uns? Für uns war er tot, und er konnte nicht zurückkommen. Aber ich glaube, du mußt es erfahren, Regan MacDuff - du, die du ihm so ähnlich bist. MacFhearghuis hat deinem Vater und seinen Männern aufgelauert, als sie von einem Viehmarkt zurückkehrten. Dein Vater war der letzte Mann, der noch auf den Beinen war. Man sagte mir, er wurde als letzter getötet. MacFhearghuis und seine Banditen brachten mir Torculls Leichnam. Sie hatten den Buchstaben F in seine Wangen und in seine Stirn geritzt. Und trotzdem war er noch der bestaussehendste Mann, J ich je gesehen habe! Dann gab Alasdair Ferguson mir ein Kästchen. Darin waren drei blutige Fleischstücke, von denen er behauptete, daß es sich um die Männlichkeit deines Vaters handelte. Der Bastard hatte meinen Torcull eigenhändig entmannt! Es war ein Wunder, daß ich nicht augenblicklich eine Fehlgeburt hatte, aber ich wußte, daß es meine Pflicht war, den Erben der MacDuffs auszutragen und meinen Torcull zu rächen.«
»Ich hatte viel Geduld«, fuhr Sorcha fort. »Dreizehn Jahre lang war ich gezwungen, Alasdair Ferguson in mein Bett und zwischen meine Schenkel zu lassen. Sieben seiner Bastarde mußte ich gebären, und dieser letzte hat mich umgebracht! Jetzt, wo ich auf meinem Totenbett liege und die Stunde meiner Rache gekommen ist, willst du dich mir wirklich widersetzen und mir von deiner kindischen Ehre erzählen? Nun, Regan MacDuff, es geht hier um mehr als nur um die Ehre deines Clans. Sogar das Leben deiner Schwester und das ihres Kindes stehen auf dem Spiel. Was denkst du, wie MacFhearghuis reagieren wird, wenn er erfährt, daß Gruoch nicht die unberührte Jungfrau ist, für die er sie hält? Er wird Gruoch umbringen, ohne auch nur mit der Wimper zu zuk-ken, wenn er es herausfindet. Du bist die einzige Hoffnung für deine Schwester, Regan MacDuff. Wenn du nicht ihren Platz in ihrem Ehebett in der Hochzeitsnacht einnimmst ...« Ihre Stimme wurde schwächer, und sie fiel auf das Kissen zurück.
»Was geschieht, wenn sein Samen in meinem Schoß aufgeht?« wollte Regan wissen. »Wie soll ich das der Äbtissin von St. Maire erklären?«
»Unsere Mutter hat MacFhearghuis überredet, daß du noch mindestens einen Monat bei uns bleiben kannst«, erzählte Gruoch ihrer Schwester. »Wenn du ein Kind bekommst, verabreichen wir dir einen Trank, der die Blutungen
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