Ketten der Liebe
abgelehnt.
»Es ist nicht, weil ich dich nicht liebe«, hatte sie Alaeddin erklärt, »aber ich kann meine Herrin nicht allein in ein frem des Land gehen lassen. Sie hat mich vor einem Leben in Mühsal und vor einem frühen Tode bewahrt.
Ich schulde ihr meine Treue.«
Zaynab hatte ihrer jungen Dienerin versichert, daß es völlig in Ordnung sei, wenn sie heiratete, aber Sheilas Entschluß war unumstößlich. Sie wollte sich nicht von Zaynab trennen. Alaeddin ben Omar war gezwungen gewesen, ihren Entschluß zu akzeptieren. Im Islam fand eine Heirat niemals ohne die Zustimmung von Braut und Bräutigam statt. Sheilas endgültige Ablehnung hatte die Angelegenheit beendet.
Die I'timad und die Iniga segelten von Eire aus nach Alcazaba Malina und hatten auf dem ganzen Weg fast nur schlechtes Wetter. Karim dachte verbittert, wie sehr sich doch diese Reise von der Fahrt vor einem Jahr unterschied, auf der sie immer unbewegte See und blauen Himmel gehabt hatten. Als sie schließlich in den Hafen einliefen, kümmerte er sich zuerst um die Ladung, bevor er zum Haus seines Vaters ging. Dort begrüßten ihn seine beiden Eltern voller Wärme und freuten sich, daß er sicher zurückgekehrt war.
»Deine Hochzeit wird zum neuen Mond des zweiten Monats Rabia stattfinden«, berichtete ihm sein Vater. »Weil Hussein ibn Hussein in den Bergen wohnt, wird die Zeremonie hier in Alcazaba Malina in unserem Haus abgehalten werden. Du wirst deine Frau von hier aus zu deinem eigenen Heim bringen.«
»Und wir werden sehr traditionell sein, nicht wahr, mein Vater? Ich werde die Braut nicht sehen, bis sie unser Brautgemach betritt und sich mir enthüllt. Armes kleines Mädchen, so weit von ihrem eigenen Heim und ihrer Familie mit einem Fremden verheiratet zu werden. Muß es denn so sein?
Könnten das Mädchen und ich uns nicht wenigstens unter den Augen unserer Mütter vor der Hochzeit treffen?« fragte Karim.
»Hussein ibn Hussein und seine Familie werden die Stadt erst einen Tag vor der Hochzeit betreten«, erzählte Habib seinem Sohn. »Du magst über unsere Traditionen die Nase rümpfen, Karim, aber wir folgen ihnen, weil sie unserem Leben Ordnung und einen Sinn geben. Du mußt beginnen, dei ne Einstellungen zu ändern, mein Sohn, da du nun ein verheirateter Mann sein wirst. Wie kannst du deine eigenen Kinder leiten, wenn du keine Traditionen hast? Deine sorglosen Tage ohne Verantwortung und voller leichtsinniger Hingabe müssen enden, wenn du deine neue Aufgabe als Ehemann und Vater übernimmst«, predigte Habib voller Eifer.
Später war Karim mit seiner Mutter allein. »Jetzt erinnere ich mich wieder daran, warum ich all diese Jahre fortgeblieben bin. Ich bin nicht wie mein Vater, fürchte ich. Offensichtlich fließt in meinen Adern das heiße Blut deiner abenteuerlustigen Wikingervorfahren, Mutter.« Er küßte liebevoll ihre Wange.
»Dein Großvater war ein Bauer«, erinnerte sie ihn streng.
»Aber sein Bruder, dein Onkel Olaf, war ein Wikinger. Ich entsinne mich daran, daß du uns einmal von ihm erzählt hast, als Ja'far und ich noch klein waren«, rief ihr Karim ins Gedächtnis. »Du sagtest, er habe die Landwirtschaft gehaßt, und es gab nicht genug Land für deinen Vater und ihn. Da ist er zur See gefahren.«
»Es ist viele Jahre her, seit ihr klein wart, Karim«, wich Alimah aus. »Mein Gedächtnis ist nicht mehr, was es einmal war.«
»Dein Gedächtnis ist besser denn je, liebe Mutter. Vielleicht ist es falsch für mich zu heiraten.
Vielleicht bin ich nicht für die Ehe bestimmt.«
»Vielleicht hast du Zaynab noch nicht vergessen«, sagte seine Mutter. »Die beste Art, eine alte Liebe zu überwinden, ist eine neue Liebe zu beginnen, mein Sohn. Es war dumm von dir, dich in das Eigentum des Kalifen zu verlieben, und selbst wenn du unsere Familie beschämen würdest, indem du dein Wort brichst und Hatiba bat Hussein nicht heiratest, könntest du Zaynab nicht für dich haben.«
Sie nahm seine Hände in die ihren und blickte in die azurblauen Augen, die ihren eigenen so glichen.
»Karim, du mußt den Tatsachen ins Auge blicken. Du mußt dein Schicksal akzeptieren.«
»Ich hasse mein Schicksal!« sagte er hitzig.
Alimah hatte ihren jüngsten Sohn seit vielen Jahren nicht mehr in diesem Tonfall reden hören. Er klang völlig un glücklich, enttäuscht und wütend auf alles in seiner Umgebung. Sie seufzte vor Besorgnis. Er war wirklich wie ihr Onkel Olaf, an den sie sich sehr gut erinnerte, auch wenn sie das Gegenteil
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