Ketten der Liebe
Sie wußte, daß Obana gütig war. Sie war sich aber auch darüber im klaren, daß Obanas Güte auf ihren Erfolg beim Kalifen zurückzuführen war. Ich habe keine Illusionen mehr, dachte sie einen Augenblick lang traurig. Wird der Rest meines Lebens so sein? Werde ich mich immer in acht nehmen müssen und die Motive jedes einzelnen in Frage stellen? Sie seufzte. Wenn sie ganz ehrlich war, wollte sie eigentlich nichts als eine einfache Frau sein, mit einem Mann und einem Haus voller Kinder. Aber das würde nie geschehen.
»Laßt uns dafür sorgen, daß Ihr richtig gebadet werdet«, sagte Obana und riß sie aus ihren Gedanken.
»Ich werde mich persönlich um Euch kümmern.«
Als er Zaynab verließ, ging Abd-al Rahman geradewegs in sein Privatbad, um dort im Dampf zu sitzen und sich zu erfrischen. In der vergangenen Nacht hatte er nicht viel geschlafen. Eine Nacht wie diese hatte er seit zwanzig Jahren nicht mehr erlebt. Es hatte ihm großes Vergnügen bereitet. Zaynab war nicht nur die sexuell erfahrenste Frau, mit der er je geschlafen hatte, sie war auch intelligent. Sie näher kennenzulernen würde eine faszinierende Erfahrung sein. Er trat aus dem Bad, um sich anzukleiden.
»Herr, vergeßt nicht, daß Ihr versprochen habt, heute morgen mit Karim al Malina zu reden«, erinnerte ihn sein Leibsklave Ali.
»Dann laß nach ihm schicken«, sagte der Kalif. »Ich muß ihm eine persönliche Nachricht für Donal Righ mitgeben.«
»Seid Ihr mit der Sklavin Zaynab zufrieden?« wagte Ali zu fragen.
Abd-al Rahman lachte herzlich. »In meinem ganzen Leben habe ich noch nie eine Frau so genossen wie meine neue Liebessklavin, Ali. Wenn Donal Righ dachte, er wäre in meiner Schuld, dann hat er sie hiermit tausendfach beglichen.«
Man schickte nach Karim al Malina, der sofort erschien. Er hatte nicht gut geschlafen. Sogar das wundervolle Mädchen, das man ihm zu seinem Vergnügen gegeben hatte, war nicht in der Lage gewesen, ihn abzulenken, auch wenn sie verkündete, noch nie solch einen Liebhaber wie ihn getroffen zu haben, als sie ihn verließ. Er hatte Zaynab verloren, und nun wollte er nur noch Madinat al-Zahra so schnell wie möglich verlassen.
Der Kalif blickte von seinem kargen Frühstück auf, als sein Gast eintrat. Karim verbeugte sich tief.
»Guten Morgen, Herr.«
Mit einem freundlichen Lächeln blickte Abd-al Rahman den ernsten jungen Mann an. »Und was für ein ausgezeichneter Morgen es ist, Karim al Malina. Ich habe eine Nacht verbracht, wie ich es in meinem Alter nicht mehr für möglich gehalten hätte. Ihr habt wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet.
Zaynab ist perfekt! Teilt Donal Righ mit, daß ich nun in seiner Schuld stehe.«
»Das werde ich ihm übermitteln, Herr«, sagte Karim mit tonloser Stimme, aber der Kalif bemerkte es nicht.
»Hat sie noch etwas anderes außer der erotischen Kunst gelernt?« fragte Abd-al Rahman. »Sie scheint eine intelligente Frau zu sein.«
»Das ist wahr«, entgegnete Karim. »Ihre Lehrer waren höchst zufrieden mit ihr. Unter anderem werdet Ihr feststellen, daß sie eine wundervolle Stimme hat und wie ein Vogel singt. Meine Mutter sagte, es wäre die beste Stimme, die sie seit langem gehört hätte. Zaynab spielt auch drei Instrumente. Ihr werdet an ihr keinen Makel entdecken, Herr.«
»Sie macht Eurer Ausbildung alle Ehre, Karim al Malina. Werdet Ihr bald ein neues Mädchen ausbilden?« erkundigte sich der Kalif neugierig.
»Nein, Herr. Ich werde nie wieder ein Mädchen unterrichten. Dieser Abschnitt meines Lebens ist vorüber. Ich werde nun nach Eire segeln und Donal Righ mitteilen, wie erfreut Ihr wart. Dann will ich nach Alcazaba Malina zurückkehren, wo ich nach dem Wunsch meiner Familie heiraten werde. Ich bin das einzige Kind meines Vaters, das noch ledig ist. Meine kleine Schwester heiratete vor wenigen Monaten.«
»Es ist für einen Mann wichtig, zu heiraten und Kinder zu zeugen«, stimmte der Kalif zu. »Ein Mann kann nie genug Kinder um sich haben. Sagt mir, wie alt ist Zaynab?«
»Sie ist fünfzehn, Herr«, antwortete Karim und dachte, eine viel zu junge Blume für einen Mann in Eurem Alter. Er schluckte schwer. Er durfte sich nicht erlauben, seine Eifersucht zu zeigen. Zaynab gehörte nicht ihm. Sie hatte ihm nie wirklich gehört. »Ihr Geburtstag ist im frühen Winter.«
»Ich werde mich gut um sie kümmern, Karim al Malina«, sagte der Kalif. Dann erhob er sich von seinem Mahl und reichte dem Kapitän die Hand.
Karim nahm sie, kniete nieder und
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