Ketten der Liebe
küßte den großen Diamantring des Kalifen. »Allah schütze und leite Euch, Herr«, sagte er. Dann erhob er sich und verließ den Herrscher. Er bemühte sich, gemessenen Schrittes zu gehen, obwohl er am liebsten gerannt wäre. Er wollte den Staub dieses Ortes von seiner Robe schütteln. Im Hof bestieg er das Pferd, das man ihm gebracht hatte, und lenkte es auf die Straße nach Cordoba. Sie würden mit der Nachmittagsflut auslaufen. Leb wohl, mein Herz. Leb wohl, meine Geliebte, flüsterte er ihr leise zu. Möge Allah dich beschützen.
Kapitel 11
Die I'timad und die Iniga segelten vollgeladen von Cordoba ab. Sie liefen verschiedene Häfen entlang der bretonischen und normannischen Küste an, verkauften einen Teil ihrer Waren und überquerten dann das Meer, welches die festländische Küste von der englischen trennt. Die Bewohner dieser Insel am Rande der bekannten Welt waren begeistert von den Luxusgütern, die die Schiffe mit sich führten.
Schließlich legten sie Kurs um Land's End nach Eire ein und segelten an einem verregneten Mittsommermorgen den Liffey hinauf.
Donal Righ begrüßte sie aufgeregt und kam persönlich an Bord der I'timad. »Seid mir tausendmal willkommen, Karim al Malina!« sagte er fröhlich. »Laßt mich nicht warten, ich bitte Euch, mein junger Freund. Mein altes Herz erträgt das nicht, ich versichere es Euch. War der Kalif zufrieden?«
»Ihr besitzt kein Herz, Donal Righ«, sagte Karim, »sonst hättet Ihr diese vollkommene Blume der Jugend nicht in die frostige Umarmung des Kalifen geschickt. Um Eure Frage zu beantworten, Abd-al Rahman war hocherfreut über Eure Geschenke, aber natürlich war er von Zaynab am meisten angetan.
In einer einzigen Nacht hat sie seine Gunst gewonnen, wie er mir überschwenglich versicherte. Er hat mir aufgetragen, Euch zu sagen, daß er nun in Eurer Schuld steht. Seid Ihr zufrieden? Ihr solltet es sein, Donal Righ. Ich habe Zaynab zum perfekten Instrument der Leidenschaft ausgebildet. Sie wird den Kalifen wahrscheinlich mit der Leidenschaft umbringen, die sie entfacht hat.«
»Wenn das stimmt, dann schulde ich Euch noch mehr, als ich voraussah, Karim al Malina«, sagte Donal Righ begeistert.
Obwohl er es nicht zugeben wollte, verstand er jedoch, warum der junge Mann so verbittert war.
Karim al Malina hatte sich offensichtlich in Zaynab verliebt. Wie konnte es auch anders kommen?
Wenn ich ein junger Mann wäre, dachte Donal Righ anzüglich, dann hätte ich mich auch in sie
verliebt. Vielleicht habe ich das sogar ein wenig. Sie war aber auch ein wundervolles Mädchen. »Was sind nun Eure Pläne, mein Freund?« fragte er den jüngeren Mann.
»Alaeddin und ich werden an Ladung aufnehmen, was Ihr uns anbieten könnt, und nach Alcazaba Malina zurückkehren. Ich soll bald heiraten. Ich werde nicht mehr zur See fahren, außer gelegentlich.«
Dann erklärte Karim weiter, daß sie Elefanten für Donal Righ gekauft hatten, statt der Rennkamele, die der Händler gewollt hatte, und wie die riesigen Tiere die Achatsäulen in die große Palasthalle getragen hatten. »Es war ein sehr beeindruckender Zug, Donal Righ. Mein ältester Bruder Ayyub hatte die Idee mit den Dickhäutern.«
»Ausgezeichnet! Ausgezeichnet!« freute sich der Ire. »Ich bin stolz auf Euch, Karim. Ich werde Euch nie so belohnen können, wie Ihr es verdient.« Er zögerte. »Ihr werdet heiraten? Wer ist die Braut?«
»Sie heißt Hatiba. Weiter weiß ich nichts über sie. Ihr kennt unsere Sitten, Donal Righ. Ich werde das Gesicht des Mädchens nicht eher sehen, bis ich sie heirate und sie mein Haus und mein Schlafgemach betritt. Meine Mutter sagt, sie sei recht hübsch. Ich kann nur hoffen, daß meine Mutter recht hat. Mein Vater ist außer sich vor Freude, daß ich einer Hochzeit zugestimmt habe und ihm noch mehr Enkelkinder verschaffen werde. Das Mädchen ist geeignet. Mir ist es egal. Ich werde meiner Familie gegenüber meine Pflicht erfüllen. Hatiba wird als Mutter meiner Söhne mit Respekt behandelt werden.« Er zuckte mit den Schultern. Sein Gesicht war eine Maske der Gleichgültigkeit.
Sie blieben nur kurz in Eire. Karim weigerte sich, Donal Righs Haus zu besuchen. Er mußte nicht an Zaynab erinnert werden. Sie würde für immer in seinem Herzen sein. Alaeddin ben Omar ging es in diesem Punkt ähnlich. Er hätte Sheila wirklich gerne geheiratet. Zaynab hatte ihre Erlaubnis dazu gegeben, denn in gewisser Weise konnte sie über Sheila verfügen. Aber Sheila hatte sein Angebot
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