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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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seinem Patienten, dem Prinzen von Malina, gebracht worden. Der junge Mann saß in einem bequemen Sessel in der Säulenhalle, die den großen Garten überblickte, der zum Haus gehörte. Er wirkte lethargisch und sah blaß aus. Unter seinen Augen waren dunkle Ringe, und er schien abgenommen zu haben, seit Hasdai ihn zuletzt in Cordoba gesehen hatte.
    »Herr«, sagte der Wesir, »Ich bringe Euch den Vertreter des Kalifen.«
    Karim blickte kurz den großen Mann an, der sich höflich vor ihm verbeugte. Dann schaute er wieder weg.
    Hasdai sah den blauen Augen an, daß der Prinz ihn verstanden hatte. Er war nicht verrückt. Er versuchte nur, so gut er konnte, mit dem Schmerz fertig zu werden. Es gab also noch Hoffnung. »Herr, ich bin der Nasi Hasdai ibn Shaprut. Ich berate den Kalifen in vielen Dingen, aber ich bin auch  Arzt. Ich würde Euch gerne helfen, wieder gesund zu werden, damit Ihr hier in Malina wieder für Euren Herrn Abd-al Rahman herrschen könnt. Eure Familie hat diese Stadt gegründet, wie man mir sagte, und hat sie seit über zweihundert Jahren für die Omajjaden regiert.«
    »Sie sind alle tot«, sagte Karim leise. »Alle außer dem Kind meiner Schwester, aber das gehört nicht zu meiner Familie. Malik gehört zur Familie seines Vaters.«
    »Man hat Eure Schwester verschleppt, hörte ich«, fuhr Hasdai fort.
    »Sie haben meine Frau umgebracht«, erwiderte Karim. »Sie war schwanger.«
    »Aber vielleicht lebt Eure Schwester noch«, meinte Hasdai.
    »Dann wäre es besser, sie wäre tot«, antwortete er.
    »Warum?« wollte der Nasi wissen. »Sie hat einen Sohn. Das Kind braucht sie, Herr.«
    »Sie ist entehrt und für immer geschändet«, sagte Karim versteinert.
    »Wißt Ihr eigentlich, was meiner süßen, kleinen Schwester zugestoßen ist? Sie werden sie vergewaltigt haben. Vielleicht nur Ali Hassan, aber vielleicht auch andere. Die Familie meines Schwagers hat meinen Neffen. Sie würden ihn Iniga nicht zurückgeben, selbst wenn wir sie fänden und zurückbrächten. Ich habe sie verloren, genau wie ich die anderen verloren habe.«
    »Wenn das so ist, Herr, dann wird Euch die Trauer darüber immer begleiten«, sagte Hasdai aufrichtig.
    »Es läßt sich nicht ändern, aber die Bürger von Malina brauchen Euch nun. Ihr müßt für sie stark sein.
    Euch bleibt keine Zeit zu trauern. Ihr müßt sie führen! Ihr müßt den Banditen Ali Hassan suchen und ihn vernichten, damit seine Gewalt nicht noch mehr Chaos im Land des Kalifen anrichten kann.«
    »Ich bin der jüngste Sohn«, sagte Karim schwermütig. Der Schmerz in seiner Stimme war herzzerreißend. »Ich hatte nicht herrschen sollen. Das wäre Ayyubs Aufgabe gewesen, und falls er nicht so lange gelebt hätte wie unser Vater, wäre Ja'far der Herrscher geworden. Ich verstehe nichts von Regie ren, Hasdai ibn Shaprut. Laßt mich in Frieden trauern, ich bitte Euch!«
    »Ich habe einhundert Saqalibah mitgebracht. Euer Wesir sagte mir, Ihr hättet fünfzig gesunde, starke Männer aus dem Norden in Sebta gefunden, die man inzwischen nach Alcazaba Malina zurückgebracht hat. In einem Monat können meine Männer Eure Männer gut genug ausbilden, damit wir Ali Hassan verfolgen können. Der Kalif hat befohlen, daß er gefangen und bestraft werden soll.
    Wollt Ihr hier wie sein altes Weib sitzen, wenn Ihr Euch an dem Mann rächen könntet, der Euch und Eurem Volk all dieses Unglück bereitet hat?
    Wollt Ihr diesem Ali Hassan gestatten, bei den Bergvölkern herumzuprahlen und sie zu noch mehr Gewalt und zur Rebellion gegen den Kalifen anzustacheln? Man hat mir gesagt, ich könne mehr Loyalität von Euch erwarten, Karim ibn Habib«, beendete der Nasi seine Rede. Der Hohn in seiner Stimme war deutlich zu hören.
    »Und wenn ich mich und das Volk von Malina gerächt habe«, schrie Karim wütend zurück, wie ihn Alaeddin seit Wochen nicht mehr gehört hatte, »was bleibt mir dann? Ich habe nichts mehr!«
    »Ihr müßt Euch eine neue Frau nehmen und eine weitere Generation für Malina zeugen, Herr«, sagte der-Nasi. »Euer Vorfahre war auch nur ein einziger Mann, als er hierher kam und diese Stadt errichtete.«
    »Ich werde nicht ohne Liebe wieder heiraten«, sagte Karim. »Ich liebte meine arme Hatiba nicht, denn ich liebte jemand anderen, den ich nicht haben konnte. Ich glaubte, meine Ergebenheit und mein Respekt würden genügen. Vielleicht hätte es auch genügt, wenn sie nicht gestorben wäre, aber nun martert mich das Schuldgefühl, wenn ich daran denke.«
    »Liebe ist

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