Ketten der Liebe
als Zaynab und Sheila sich erhoben.
Zaynab wollte Alaeddin ben Omar weiter ausfragen. Was war mit Karim los? War er verletzt? Wo war seine Frau? Hatte er Kinder? War Habib ibn Maliks ganze Familie umgekommen? Sogar Iniga?
Gütiger Himmel, nicht Iniga! Statt dessen folgte sie pflichtbewußt dem vertrauten Mustafa. Vielleicht konnte er ihr in der Stille des Harems einige Fragen beantworten. Mustafa wußte immer alles. Kaum hatten sich die Türen der verlassenen und trostlosen Frauengemächer hinter ihnen geschlossen, begann Sheila ihn schon auszufragen. »Mustafa, sag mir ehrlich, ist Alaeddin schon verheiratet? Hat er eine Frau?«
»Hast du nicht zugehört, Mädchen, als er Hasdai ibn Shaprut sagte, er hätte keine Frau? Und auch keine Konkubine, darf ich hinzufügen«, antwortete Mustafa mit einem kleinen Lachen. »Wenn du ihn genommen hättest, als er dich um deine Hand bat, wärst du inzwischen schon dreimal Mutter geworden.«
»Dafür haben wir immer noch Zeit«, sagte Sheila keck.
»Was ist passiert, Mustafa?« fragte Zaynab leise.
»Es war wegen Fürst Karims Frau Hatiba«, begann Mustafa. Er erzählte ihr, was sich am Hochzeitstag und in den beiden darauffolgenden Monaten abgespielt hatte. »Sie war von Anfang an schwierig, und danach schien Hatiba nicht schwanger werden zu können. Sowohl sie als auch mein Herr waren darüber traurig. Prinz Habib drängte darauf, sein jüngster Sohn solle seine Frau verstoßen und ein Mädchen heiraten, das ihm Kinder schenken kann, aber Karim weigerte sich. Schließlich waren die Zeichen eindeutig. Hatiba war schwanger. Man schickte ihrer Familie eine Nachricht, aber man erhielt keine Antwort. Prinz Habib bat meinen Herrn, nach Setba zu fahren, das südlich von Jabal-Taraq liegt. Er wollte, daß sein Sohn fünfzig Männer aus dem Norden auf dem Sklavenmarkt dort aussuchte, wie die Saqalibah des Kalifen.
Das ist der beste Markt der Welt, Herrin. Diese Männer sollten als Leibgarde ausgebildet werden.
Prinz Habib hatte immer gedacht, es sei sehr weise vom Kalifen, die Sicherheit seiner Familie in die Hände von Männern zu legen, die nur ihm treu waren, in die Hände von Männern, die von der Politik von al-Andalus unberührt waren. Er meinte, daß der Kalif ein weises Vorbild abgab. Hatiba war unpäßlich und schlecht gelaunt am Anfang ihrer Schwangerschaft. Prinz Habib glaubte, die Trennung würde ihnen beiden guttun, und so fuhr mein Herr weg.«
»Hat er sie geliebt?« fragte Zaynab leise.
Mustafa schüttelte den Kopf. »Sie hatten ihr Schicksal akzeptiert«, erwiderte er trocken. »Ali Hassan, der der Liebhaber von Hatiba gewesen war, bevor sie meinen Herrn heiratete schlich sich dann heimlich in die Stadt Alcazaba Malina. Sie kamen nicht mutig, sondern wie die Schakale, die hinterhältig in die Stadt kriechen. Sie griffen mitten in der Nacht an, versperrten leise ein Ende der Straße und ließen die andere Tür für ihre Flucht offen. Sie kamen zu Fuß. Sie brachen durch die Tore des Hauses, erwischten die wenigen Wachen des Prinzen in einem unachtsamen Augenblick und erschlugen sie an Ort und Stelle. Sie hatten die Zeit ihres Überfalls gut gewählt. Alle Familienmitglieder außer Karim waren da. Sie hatten den Geburtstag von Fürst Ayyub gefeiert. Er, seine beiden Frauen und seine Kinder wurden getötet. Ja'far, seinen Frauen und Kindern erging es ebenso. Sie brachten den alten Prinzen, Muzna und Ahmed, den Mann von Iniga, um. Als letztes ermordeten sie Alimah, aber nicht, bevor sie mich und ihren En kel, den kleinen Malik ibn Ahmed, in einen Wandschrank gestoßen hatte. Ich versteckte den Jungen unter meiner Robe, eine Hand vor seinem Mund, und beobachtete das gesamte Blutbad. Dann ging Ali Hassan auf Iniga und Hatiba zu, die sich vor Angst und Entsetzen aneinander klammerten.
>Hure!<, schrie er Hatiba an. >Du hast geschworen, daß du von keinem Mann ein Kind bekommen würdest, außer von mir.<
Mir schien, daß in seinen Augen das Feuer des Wahnsinns brannte«, erzählte Mustafa weiter. »Er versuchte, sie von Iniga wegzureißen, aber sie ließen einander nicht los. Er ergriff das goldene Haar Inigas mit einem bösen Lächeln. Ich konnte alles aus meinem Versteck genau sehen.
>Du hast mich betrogen, Hatiba,< rief er.
>Du hast mich nicht genug geliebt, um für mich zu kämpfen, als mein Vater mich Fürst Karim zur Frau gab,< antwortete sie tapfer. >Es ist meine Pflicht, meinen Mann Kinder zu gebären, Ali Hassan.< Ihre Worte schienen ihn verrückt vor Wut
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