Ketten der Liebe
bekommt, wenn ich meine Blutungen habe.«
»Ja«, räumte Gruoch widerwillig ein. »Du hast ohnehin keine leichte Reise vor dir. Ich will sie dir nicht noch schwerer machen.«
»Wenn ich weg bin, werden wir uns nie wiedersehen«, sagte Regan, »aber ich werde dich immer lieben, Gruoch.«
»Und ich dich auch«, antwortete Gruoch etwas sanfter. »Ich wünschte wirklich, du müßtest nicht gehen, aber der alte Herr besteht darauf. Er sagt, daß du sonst noch sämtliche Männer seines Clans in Versuchung fuhrst, meine Regan.«
»Er hat recht«, erwiderte ihre Schwester. »Jamie MacDuff hat mir bereits einen Heiratsantrag gemacht, um sich mit mir gegen die Fergusons zu verbünden. Ich habe ihn abgewiesen. Und ich sagte ihm, daß du Ian für den besseren Liebhaber hältst.«
»Das ist er auch.« kicherte Gruoch. »Du hattest recht, als du ihn mit einem Hengst verglichen hast, meine Regan. Es tut mir jetzt fast leid, daß ich ein Kind bekomme, denn wenn mein Bauch zu dick wird, kann ich ihn nicht mehr glücklich machen. Dann wird er zu einer seiner Geliebten verschwinden, fürchte ich.«
»Hast du es ihm schon gesagt, Gruoch?«
»Nein, aber das werde ich bald tun«, sagte Gruoch mit einem Lächeln. »Er wird angeben wie ein Pfau, und auch der alte Herr wird froh darüber sein«, schloß sie.
Sie ist zufrieden, dachte Regan. Die Rache, die unsere Mutter geplant hat, wird bald vollendet sein, aber Gruoch ist das jetzt alles nicht mehr so wichtig, glaube ich. Sie ist einfach nur glücklich, Ian Fergusons Frau zu sein, obwohl ich nicht verstehen kann, wieso. Vielleicht ist er ja ganz nett zu ihr, aber tief im Herzen ist er ein gemeiner Kerl. Er wird jedes Jahr mehr wie sein Vater werden. Ich frage mich, wie ihre Kinder sein werden. Aber das werde ich nie erfahren. Bald werde ich nicht mehr in Ben MacDui sein. Früher dachte ich, das würde mich bekümmern, aber jetzt glaube ich das nicht mehr.
Gruoch hat ihre Bestimmung in der Welt, aber ich scheine keine zu haben.
Regan MacDuff verließ an einem Frühsommermorgen das einzige Heim, das sie je gehabt hatte. Die Reise, die mindestens zwei Wochen dauern würde, sollte sie von den Hügeln des östlichen Albas bis zu einem Ort namens Strathclyde am südwestlichen Ende des Landes führen. Eine gemischte Truppe aus Ferguson-und MacDuff-Männern würde sie auf der Reise begleiten. Der alte MacFhearghuis zeigte ihr eine kleine, aber schwere Börse, die er dem Hauptmann ihrer Eskorte gab. »Das ist deine Mitgift, Mädchen«, sagte er. »Andrew wird sie Mutter Una übergeben.« Und dann, als ob er ihre Angst verstehen könnte: »Das Kloster von St. Maire liegt auf dem Galloway Mull mit Blick auf den Nordkanal. Das ist das Meer. Du hast das Meer noch nie gesehen, ich weiß, mein Mädchen. Es kann wunderschön sein, und es kann grausam sein. An einem klaren Tag wirst du bis Eire, dem Land der Kelten, sehen können, das auf der anderen Seite des Wassers liegt. Meine Verwandte Una ist dort Äbtissin, oder zumindest war sie es, als du geboren wurdest. Ich habe sie als gute Frau in Erinnerung, Regan. Sollte sie jedoch nicht mehr dort sein, wird dein Name im Klosterbuch verzeichnet sein. Man wird also wissen, daß du gekommen bist, um dort den Schleier zu nehmen. Du wirst dort ein Heim finden und ein eigenes Reich.«
»Denn hier kann ich das niemals haben, nicht wahr, Mylord?« fragte Regan mutig.
Er seufzte. »Ich fürchte, du wirst keine gute Nonne werden, aber was können wir sonst mit dir machen, Mädchen? Es kann nur eine Erbin Ben MacDuis geben, und die ist nun die Frau meines Sohnes. Sie werden ein Kind bekommen. Du bist eine Gefahr für uns alle, Regan MacDuff. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, kannst du die MacDuffs wieder gegen die Fergusons aufbringen, und das werde ich nicht zulassen! Du bist kein dummes Mädchen. Du verstehst das.«
Regan nickte. »Ja«, erwiderte sie, »aber deshalb muß es mir nicht gefallen, Mylord. Könnte ich nicht einfach weggehen? Ich würde nie wieder jemanden in Ben MacDui belästigen! Ich kann den Gedanken, eingesperrt zu sein, nicht ertragen!«
»Ich werde dir ein Geheimnis verraten, mein Kind, das dir helfen wird zu überleben«, sagte Alasdair Ferguson zu dem Mädchen. »Zuerst mußt du lernen, Geduld zu haben. Der Jugend fällt das zuweilen besonders schwer. Dann versuche, in deiner eigenen Welt Macht zu erlangen. Sei nicht damit zufrieden, nur Nonne zu sein. Wenn du Macht hast, wirst du ein wenig Frieden finden. Nun komm mit, und
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