Ketten der Liebe
liebt?«
»Mein Herr, wer könnte es sonst sein? Es gab niemanden in ihrem Heimatland. Als man sie zum Händler Donal Righ brachte, war sie zweimal von Fremden vergewaltigt worden. Dann gab Donal Righ sie in die Obhut des Meisters der Leidenschaften, um sie zu Eurem Vergnügen ausbilden zu lassen. Ich glaube, sie verliebten sich ineinander, aber keiner von beiden verhielt sich unehrenhaft. Wir Juden haben ein Sprichwort, mein Gebieter: >Der Mensch plant, Gott lacht.< Karim al Malina bildete Zaynab pflichtgemäß aus. Dann brachte er sie zu Euch, wie man es ihm befohlen hatte, aber ich vermute, es brach ihm das Herz, sie gehen zu lassen. Zaynab wußte, was sie Donal Righ verdankte, der ihr eine solch günstige Gelegenheit verschafft hatte, anstatt sie an irgendeinen Barbaren zu verkaufen. Als die vernünftige Frau, die sie ist, ließ sie ihre Vergangenheit hinter sich, aber tief in ihrem Herzen hörte sie nicht auf, Karim al Malina zu lieben. Nun, mein Herr, sind beide von den Launen des Schicksals schmerzlich getroffen worden. Zaynab hat den Lebensmut verloren. Wenn wir nicht etwas tun, um ihr zu helfen, wird sie sterben. Ich bin der Meinung, daß wir beide ihr etwas schulden, was dadurch beglichen werden kann, daß wir sie dem Prinzen zur Frau geben.«
»Ich liebte sie einst«, sagte der Kalif. »Ich dachte, sie würde bis zu meinem Tod bei mir bleiben. Sie machte mir viel Freude, nicht nur körperlicher Art, sondern allein durch ihre Anwesenheit. Liebt Ihr sie, Hasdai?«
»Nicht so, wie Ihr es tatet, Herr«, antwortete der Nasi. »Ich habe keine Zeit für die Liebe. Wenn ich sie hätte, sollte ich heiraten und meinen Vater glücklich machen, indem ich einen Stamm von Kindern für das Haus ibn Shaprut zeuge. Meine größte Leidenschaft ist es jedoch, Euch zu dienen. Zaynab ist meine Freundin. Sie gab mir große körperliche Freuden. Ich kannte nie jemanden wie sie. Wenn sie geht, werde ich sie zwar vermissen, aber dann werde ich mich mit der einen oder anderen Aufgabe für Euch beschäftigen, mein Herr, und mich damit abfinden, insbesondere wenn ich weiß, daß sie bei einem Mann ist, der sie liebt und der Kinder mit ihr haben wird. Sie ist eine zu kluge Frau, um untätig herumzusitzen. Sie braucht einen Ehemann und kleine Kinder um sich.«
»Dann schickt sie zu Karim al Malina«, sagte der Kalif ruhig.
»Nein, mein Gebieter, ich werde sie aus meinem Dienst entlassen, aber Ihr müßt sie zurück zum Prinzen schicken. Er wird es nicht wagen, die Braut zurückzuweisen, wenn sie von Abd-al Rahman kommt. Laßt mich in Eurem Namen einen Brief an ihn verfassen. Ihr werdet ihm mitteilen, daß Ihr ihm auf meine Empfehlung hin eine Braut schickt, damit die Familie der ibn Maliks, der Gründer von Malina, nicht aussterbe, sondern ewig weiterlebe, um den Omajjaden zu dienen.« Hasdai kicherte.
»Der Prinz wird sehr ungehalten sein, bis er sieht, wen Ihr ihm geschickt habt.«
»Schreibt weiter«, erwiderte der Kalif, »daß die Dame mit der äußersten Höflichkeit und Liebenswürdigkeit zu behandeln ist; daß sie jetzt und für alle Zeiten mein Gehör finden wird.« Dann kicherte auch er. »Ihr werdet sie mit einer großzügigen Mitgift bedenken, Hasdai. Schließlich ist sie trotz alledem im Augenblick noch Euer Eigentum.«
Der Nasi lächelte seinen Herrn an. »Ihre Mitgift wird wie die einer Prinzessin sein«, versprach er dem Kalifen. Er konnte es sich leisten, großzügig zu sein. Er war ein reicher Mann, und Abd-al Rahman würde sich im Gegenzug seinem treuen Diener gegenüber großmütig erweisen. Er würde nichts verlieren, seine Großzügigkeit würde ihm vielmehr einiges einbringen.
Nachdem man sich in dieser Angelegenheit geeinigt hatte, setzte Hasdai ibn Shaprut seinen Plan rasch in die Tat um. Es galt keine Zeit zu verlieren. Ein Brief wurde aufgesetzt und dem Kalifen noch in der gleichen Nacht zur Unterschrift vorgelegt. Am Morgen war ein königlicher Kurier bereits auf dem Weg nach Alcazaba Malina.
Als nächstes schickte der Nasi seine Beauftragten auf die Sklavenmärkte von al-Andalus. Nach ein paar Tagen fanden sie ein junges Mädchen, von dem sie vermuteten, es komme aus Alba, und brachten es in Zaynabs Haus.
Hasdai erweckte die Liebessklavin aus ihrer Versunkenheit. »Ich habe möglicherweise eine Dienerin für dich gefunden, meine Liebe, aber da niemand die Sprache des Mädchens spricht, bin ich mir nicht sicher. Könntest du versuchen, dich mit ihr zu unterhalten? Wenn sie dir gefällt, werde
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