Ketten der Liebe
Vergnügen gemacht, Nilak. Ich werde deinen Besuch nach Zaynabs Abreise willkommen heißen.«
»Ich danke Euch, mein Herr«, erwiderte Nilak mit süßer Stimme. Dann erhob sie sich vom Bett und verließ das Gemach.
»Wird sie zurückkommen?« fragte er Zaynab. »Sie ist ganz reizend und völlig anders als du. Ich weiß, daß ich dir sagte, ich wolle keine andere Frau, aber ich danke dir dennoch dafür, daß du sie für mich gefunden hast. Ich bin sicher, wir werden viele genußreiche Stunden miteinander verbringen.«
»Heute nacht wird sie nicht mehr zurückkehren, Herr«, sagte Zaynab. »Ich wollte lediglich, daß Ihr sie in meinem Beisein kennenlernt, damit Ihr Eure Befangenheit verliert. Aber Ihr habt das sehr gut gemacht, Herr. Ich habe Euch gut unterrichtet.«
Als Zaynab am nächsten Morgen erwachte, war Hasdai verschwunden, aber auf seinem Kopfkissen lag eine prachtvolle weiße Gardenie. Zaynab lächelte sanft. Es war wirklich eine Schande, daß Hasdai nicht heiraten würde. Er war ein sehr romantischer Mann. Sie hoffte, daß die junge Kurtisane Nilak die Vorzüge des Nasis zu würdigen wisse; aber vielleicht würde sich Hasdai Nilak gegenüber nicht so verletzlich zeigen, wie er es ihr gegenüber getan hatte.
Zaynab sah Hasdai bis zu ihrer Abreise zwei Tage später nicht wieder. Sie würde den Guadalquivir bis zu seiner Mündung hinuntersegeln, dann über Land bis nach Jabal-Taraq
weiterreisen, um von dort nach Ifriqiya überzusetzen, wo sie von einer Abordnung aus Malina empfangen und in ihr neues Zuhause geleitet würde. Ihre zahlreichen Truhen mit ihrer Mitgift wurden an Bord eines königlichen Schiffes, der Abd-al Rahman, verstaut. Naja, Aida und Rabi waren beinahe krank vor Aufregung, als der Nasi schließlich mit einer Ehrengarde erschien, um sie auf ihr Schiff zu begleiten. Er kam in seiner offiziellen Funktion und war in prachtvollen, mit Perlen und Diamanten bestickten Roben aus goldenem Brokat gekleidet. Auf seinem Kopf trug er einen passenden Turban.
»Wir wollen die Flut nicht verpassen, Herrin«, sagte er formell und half ihr in ihre Sänfte.
Im Hafen führte er sie an Bord und zeigte ihr ihre geräumige Kabine. »Die Wahl eurer Route durch den Kalifen wurde von der Jahreszeit bestimmt. Er fürchtete die späten Herbststürme. Ihr werdet nur bei gutem Wetter von Jabal-Taraq ablegen, Zaynab. Wir wollen doch beide, daß du deinen Bestimmungsort sicher erreichst.«
»Gibt es irgendeine Nachricht von Karim?« fragte sie ihn besorgt.
Er schüttelte den Kopf. »Der Prinz von Malina hat keine Ahnung, wer die Braut ist, die der Kalif ihm schickt, Zaynab. Wir haben uns diesbezüglich einen kleinen Spaß erlaubt, den du uns hoffentlich verzeihst. So wie ich Karim kenne, bin ich sicher, daß er wegen des Befehls des Kalifen, die ihm gesandte Braut zu heiraten, wütend und trotzig ist. Stelle dir seine Überraschung und Freude vor, wenn er erfährt, daß es sich bei seiner Braut um die einzige Frau handelt, die er je geliebt hat.« Der Nasi nahm sie bei den Schultern und drückte einen Kuß auf ihre Stirn. »Möge der Gott, der über uns alle wacht, deine Reise und dein neues Leben segnen, Zaynab. Ich werde dich niemals vergessen, meine Liebe.« Dann trat Hasdai ibn Shaprut einen Schritt von ihr, verbeugte sich tief und verließ das Schiff.
Zaynab spürte Tränen hinter ihren Augenlidern brennen, als sie ihn gehen sah. Er war ihr Liebhaber gewesen; ihr guter Freund. Sie würde ihn vermissen. Sein Verständnis hatte die se Reise, die sie zu dem Mann zurückbringen würde, den sie immer geliebt hatte, überhaupt erst ermöglicht. »Ich werde dich niemals vergessen, Hasdai«, sagte Zaynab sanft hinter ihm her. Dann hörte sie die Rufe auf dem Deck, die ihr anzeigten, daß die Taue, die das Schiff mit dem Anlegeplatz verbanden, gelöst wurden, damit das Schiff in See stechen konnte. Plötzlich zitterte sie vor Aufregung.
Sie war auf dem Weg nach Hause. Zurück nach Malina. Zurück zu Karim!
Kapitel 20
»Eine Braut? Der Kalif schickt mir eine Braut?« Karim ibn Habib, Prinz von Malina, schaute seinen Wesir Alaeddin ben Omar fragend an.
»Ja, mein Herr«, sagte er. »Der Brief des Kalifen besagt, Ihr solltet heiraten und eine Familie gründen, da Ihr der letzte direkte männliche Nachkomme der Familie ibn Malik seid. Der Kalif ist der Meinung, er sei Euch aufgrund der jahrhundertelangen Ergebenheit Eurer Familie dem Herrscherhaus gegenüber zu Dank verpflichtet. Deshalb hat er sich entschlossen, Euch
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