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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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unruhig. »Ich werde dir ein Kleid geben.«
    Sie ging zu einer Truhe hinüber, die an der Wand stand, öffnete sie und zog eine dunkle Tunika und ein fadenscheiniges Wams aus rauhem Flachs hervor. »Hier, Mädchen«, sagte sie widerwillig.
    Regan nahm die angebotene Kleidung entgegen. Sie war noch nicht einmal von annähernd derselben Qualität wie die Sachen, die zerstört worden waren. Wie seltsam, dachte sie, daß ich in einem solchen Augenblick ausgerechnet das bemerke. Während sie die Kleidung anlegte, wandte sie sich an die Nonne. »Gebt mir Nadel und Faden, Herrin. Ich will meine Kleidung flicken und diese hier danach wieder zurückgeben. Ich hasse Verschwendung.« Sie hob ihren Umhang auf 57
    und legte ihn sich um die Schultern. Der vertraute Geruch ihrer eigenen Kleidung war tröstlich.
    Gunnar Bloodaxe nickte. »Es wird sie auf der Reise beschäftigt halten«, sagte er zu Mutter Eubh.
    Regan sah von den Kleidern auf, die sie aufgesammelt hatte.
    »Wohin bringt Ihr mich?« fragte sie. »Nach Dublin.«
    »Wo ist das?« überlegte sie laut.
    »Du stellst zu viele Fragen, das paßt mir nicht«, fuhr Mutter Eubh sie ärgerlich an.
    »Auf der anderen Seite des Meeres, in Eire«, antwortete Gunnar Bloodaxe.
    »Was, wenn MacFhearghuis nach mir sucht?« sagte Regan.
    »Er wird nicht nach dir suchen, Mädchen«, sagte die Nonne gehässig. »Man hat dich so weit fortgeschickt, weil er dich nie wiedersehen will. Aber sollte jemand nach dir fragen, werde ich sagen, daß du tot bist!«
    Gunnar Bloodaxe lachte. »Du bist ein gemeines Biest, Eubh«, sagte er zu der Frau. »Wir werden mit der Nachmittagsflut segeln. Sorge dafür, daß die ganze Ladung so weit ist, daß ich sie sofort einladen kann.«
    »Wann wirst du zu mir zurückkommen?« fragte sie ihn mit verführerischer Stimme.
    »Es wird noch mindestens ein paar Monate dauern, bis du wieder eine Ladung für mich hast, Eubh«, sagte Gunnar Bloodaxe. »Wenn ich in Dublin fertig bin, werde ich zunächst nach Dänemark zurückkehren. Vielleicht sehen wir uns zu Beginn des kommenden Frühjahrs wieder.«
    »Was ist mit meinem Anteil am Profit?« fragte Mutter Eubh mit harter Stimme. »Glaubst du, ich vertraue darauf, daß du dich nächstes Frühjahr daran erinnerst? Entweder du bezahlst mir meinen Anteil, bevor du diese Ladung mitnimmst, oder du kommst zurück und gibst mir, was du mir schuldest, bevor du nach Hause fährst, Gunnar Bloodaxe.«
    Er verzog das Gesicht. »Ich bringe dir dein Silber, du gieriges Weibsstück, bevor ich nach Norden segle. So, jetzt sammle die Mädchen ein, sonst verpasse ich die Flut. Ich habe keine Lust, noch einmal zwölf Stunden zu warten.« Er streckte die Hand aus und packte Regan mit festem Griff. »Diesen Hauptgewinn hier nehme ich selber mit.«
    »Zuerst Nadel und Faden«, beharrte Regan, und wütend gab ihr die Nonne, worum sie gebeten hatte.
    Dann stürmte sie aus dem Zimmer.
    »Du bist hart wie Granit, Mädchen«, sagte Gunnar Bloodaxe. »Wenn du mir in Dublin nicht mehr bringen würdest, würde ich dich heiraten. Wie heißt du?«
    »Regan«, verriet sie ihm.
    »Das ist ein Jungenname«, bemerkte er.
    »Meine Mutter hätte lieber einen Sohn gehabt«, antwortete
    Regan.
    »Die Erstgeborene war eine Tochter, meine Zwillingsschwester Gruoch.«
    »Von deiner Sorte gibt es noch eine?« Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Wenn ich euch beide hätte, könnte ich mein Vermögen verdreifachen, Mädchen.« Dann führte er sie ohne ein weiteres Wort fort.
    Sie gingen die Treppe wieder hinunter, aber unten führte er sie nicht noch einmal über den Innenhof, sondern durch eine kleine Tür in der Mauer hinaus. Dahinter verlief ein schmaler Pfad über den felsigen Hügel zum Strand hinab. Auf den Sandstrand war das erste wirkliche Segelschiff gezogen, das Regan je gesehen hatte. Bis jetzt kannte sie lediglich die Boote, die auf dem See von Ben MacDui gefahren waren. Aber sie wußte sofort, daß dieses Schiff weit auf das Meer hinaus fahren konnte, dorthin, wo man den Strand nicht mehr sah.
    »Woraus ist es gemacht?« fragte sie Gunnar Bloodaxe.
    »Aus Eiche«, erwiderte er. »Der Mast ist aus Kiefer. Wenn
    es möglich ist, nutzen wir den Wind, aber das Boot hat Platz
    für über dreißig Ruderer, obwohl ich auf dieser Reise nur
    zwanzig Männer bei mit habe. Die See ist im Sommer leichter
    zu befahren.«
    »Und es kann tatsächlich über das Meer segeln?«
    »Ja.«
    »Wie lange? Wie lange wird es dauern, bis wir nach Dublin kommen?«
    »Drei, vier

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