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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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»Eine Frau ist doch nur ein Besitztum für ihre Familie. Ihr tauscht nur einen Herrn gegen einen anderen aus«, stellte Regan sachlich fest.
    »Aber die Kelten sollen Heiden sein!« rief eine der Frauen. Regan zuckte die Achseln. »Letztlich sind doch alle Männer gleich«, erklärte sie. Dann wickelte sie ihren Mantel um sich und schloß die Augen.
    Um sie herum schwatzten die Frauen erstaunt miteinander, dann ertönte eine dünne Stimme. »Ihr seid sehr weise, Herrin. Jetzt habe ich schon nicht mehr so viel Angst.«
    Regan öffnete ihre Augen. »Wie heißt du?« fragte sie das sommersprossige Mädchen. »Ich bin Regan MacDuff von Ben MacDui.«
    »Morag heiße ich«, sagte das Mädchen. »Meine Eltern kenne ich nicht. Ich wurde vor elf Jahren von den Kennedys zu Mutter Una geschickt, als ich noch ein kleines Kind war.« »Was ist mit Mutter Una passiert?« fragte Regan neugierig. »Eines Tages hatte sie einen Anfall und fiel in Ohnmacht. Als sie wieder erwachte, konnte sie nicht mehr sprechen«, sagte Morag. »Zuerst wußten die Nonnen nicht, was sie tun sollten, denn Mutter Una war stark gewesen und hatte immer alles für uns getan. Dann sagte Mutter Eubh, da keine von ihnen sich entscheiden könne, was zu tun sei, würde sie Mutter Unas Stelle übernehmen. Keine der anderen wagte, ihr zu widersprechen. Zuerst war alles wie vorher. Dann kam Gurtnar Bloodaxe. Mutter Eubh erzählte, er sei ihr Verwandter. Einige der jüngeren Nonnen und später auch die Novizinnen verschwanden. Zuerst wußten wir nicht, was geschah. Dann hörte ich eines Tages, wie Mutter Eubh und Gunnar Bloodaxe planten, wer als nächstes aus St. Maire verschwinden sollte. Ich lauschte weiter und erfuhr, daß sie die Frauen für ihren eigenen Profit verkauften. Und ich erfuhr, daß Gunnar Bloodaxe Mutter Eubhs Geliebter war! Ich rannte zu Mutter Una, um ihr zu sagen, was ich herausgefunden hatte aber Mutter Eubh hörte mich, und damit war mein Schicksal besiegelt«, beendete Morag ihre Geschichte.
    »Hast du wirklich geglaubt, daß eine Frau, die selbst nicht ^ehr sprechen kann, dir helfen könnte, du Dummerchen?« wunderte sich Regan.
    »Ja, Ihr habt recht«, stimmte Morag ihr zu, »aber ich wußte nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Im Kloster hat es mir sowieso nicht gefallen«, gab sie zu.
    Regan lachte. »Mir hat es auch nicht zugesagt«, gestand sie Morag.
    Die Fahrt nach Irland war ereignislos. Während die anderen Frauen die ganze Zeit lang abwechselnd beteten und weinten, wurden Regan MacDuff und Morag Freundinnen. Beide hielten ihre Mitgefangenen für närrische Wesen, weil sie ein Schicksal bejammerten, das sich nicht ändern ließ.
    Das Schiff war solide gebaut. Weil die leichten Sommerbrisen die Segel nicht blähen konnten, waren die zwanzig Männer mit Rudern beschäftigt. Den Frauen gab man Brot und geräucherten Fisch zu essen, und aus einem großen Faß, das beim Hauptmast stand konnten sie Wasser trinken. Tagsüber kauerten sie sich ängstlich am Bug zusammen und flüsterten miteinander. Nachts schliefen sie unruhig unter dem Leinendach. Sie bekamen einen einzigen Eimer für ihre Notdurft, der jedes Mal ins Meer ausgeleert wurde, wenn ihn jemand benutzt hatte.
    Regan hatte ihr Leben auf Ben MacDui sicher nie für luxuriös gehalten, aber verglichen mit den Bedingungen auf dem Schiff hier erschien es ihr üppig. Was würde Gruoch hiervon halten? Regan fragte sich, ob Gruoch überhaupt noch darüber nachdachte, wie es ihrer Zwillingsschwester ergehen mochte. Oder war ihr Leben mit Ian Ferguson alles, was sie jetzt wollte und brauchte? Sie würde es nie erfahren.
    Am Nachmittag des vierten Tages segelten sie durch die Bucht von Dublin und dann die Mündung des Flusses Liffey hinauf, wo sie kurz ankerten, während sie auf die Flut warteten. Regan hatte noch nie eine Stadt gesehen, aber die zusammengewürfelte Ansammlung von hölzernen Gebäuden, aus der die Stadt Dublin bestand, beeindruckte sie nicht besonders. Gunnar Bloodaxe schritt zum Bug, so daß alle ängstli chen Frauen außer Regan und Morag sich zu einem wimmernden Haufen zusammendrängten. »Du kommst mit mir«, sagte er grob. »Morag auch«, erklärte sie kühn.
    »Die kann ich nicht an Donal Righ verkaufen«, erwiderte er. Warum machte er sich überhaupt die Mühe, sich mit ihr zu streiten? »Du bist der Hauptgewinn in diesem Haufen, Mädchen.« Gunnar wartete ungeduldig.
    »Denkst du, nur meine Schönheit wird diesen Donal Righ beeindrucken?« fragte sie ihn. »Ich

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