Ketten der Liebe
glaube, er wird noch viel beeindruckter sein, wenn ich meine Dienerin bei mir habe. Schließlich bin ich die Tochter eines Lairds, Gunnar Bloodaxe.« Er dachte nach und mußte ihr recht geben. Die Tochter eines Edelmannes und ihre Dienerin. Donal Righ würde für solch einen Fang gut bezahlen, denn er war ein Mann, der Stil zu schätzen wußte. »In Ordnung«, stimmte Gunnar Bloodaxe zu, »deine Dienerin kommt mit.« Er drehte sich um, und als er die gehorsamen Schritte hinter sich hörte, lächelte er zufrieden.
Regan grinste Morag verschwörerisch an. Sie hatten dies in der vergangenen Nacht zusammen geplant, als die anderen Frauen schliefen. Keine von beiden hatte je eine Freundin gehabt, und sie wollten einander nicht verlieren.
Schließlich wurde der Anker des Schiffes gelichtet. Das Schiff ruderte langsam den Fluß hinauf zu einem langen, hölzernen Dock, wo es festgemacht wurde. Die Frauen im Bug des Schiffes begannen zu heulen.
Gunnar Bloodaxe sah völlig angewidert aus. Er wandte sich an seinen ersten Maat Thor Strongbow.
»Entledige dich ihrer auf die übliche Weise, während ich unseren Hauptgewinn und ihre Dienerin zu Donal Righ bringe. Laß dich nicht von Lars Silberschmied übers Ohr hauen. Du hast zehn Frauen, und keine von ihnen ist krank oder schwach. Sie sind ausgezeichnete Sklaven. Ich erwarte einen guten Batzen Silber für sie.« Dann sah er Regan und Morag an, die dicht bei ihm standen. »Also los«, sagte er und eilte vom Schiff. Die beiden jungen Frauen folgten ihm.
Sie gingen das lange, hölzerne Dock entlang und betrachteten neugierig die anderen Schiffe, die dort vertäut lagen einige davon waren viel kleiner als das, mit dem sie gekommen waren, aber andere waren noch größer und mit zahlreichen Verzierungen versehen. Die Männer auf den Decks waten für die beiden Mädchen ebenso interessant. Einige waren hellhäutig, andere hatten dunklere Haut, und zu ihrem Erstaunen waren sogar ein paar echte Mohren darunter. Fasziniert und ängstlich eilten sie Gunnar Bloodaxe hinterher.
Dublin war in Eire die erste Wikingersiedlung von Bedeutung gewesen. Es war vor über hundert Jahren gegründet worden, und zwar dort, wo schon zwei frühere keltische Siedlungen bestanden hatten. Die Wikinger nannten ihre Stadt Dubhlinn, was so viel wie dunkler See hieß. Sie war nach der Stelle benannt, wo der Liffey und ein kleinerer Fluß namens Poodle aufeinander trafen und ineinander flössen. Die Norweger und Dänen hatten im letzten Jahrhundert um die Oberherrschaft über die Stadt gekämpft. Einmal war sie von den keltischen Stämmen zerstört worden, aber innerhalb von 20 Jahren florierte sie wieder. In Dublin hatten die Wikinger bei den Iren den einträglichen Sklavenhandel eingeführt. Nun blühte dieser Handel wie alle anderen Geschäfte auch. Bis vor kurzem war Vieh die Tauschware gewesen, aber vor einiger Zeit hatten die Nordmänner von Dublin Gold-und Silbergeld als Währung angenommen. Dadurch wurde der Handel viel lohnenswerter und einfacher.
Auf einem Hügel in der Stadt machten sie vor einem Gebäude halt, das aus Stein und Holz erbaut war.
Gunnar Bloodaxe klopfte kräftig mit dem Griff seines Schwertes an das große Eichentor des Bauwerks. Ein paar Augenblicke später öffnete sich das Tor einen Spalt, und ein kleines dunkles Gesicht blickte neugierig heraus. Dann wurde der Besucher erkannt und die Tür weiter geöffnet, um ihn und die zwei Mädchen eintreten zu lassen.
»Sei gegrüßt, Abu!« tönte Gunnar Bloodaxe mit seiner kräftigen Stimme. »Ich sehe, die Götter erlauben dir immer noch, im Hause Donal Righs zu leben.«
»Ich komme durch, Gunnar Bloodaxe«, antwortete ihm ein hohes, piepsendes Stimmchen.
»Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so klein ist<<< flüsterte Morag Regan zu.
»Was ist das für ein Mann?« fragte Regan Gunnar. »Er ist ein Pygmäe.«
Regan verstand nicht und zuckte Morag gegenüber mit den Schultern. Morag war genauso verwirrt.
Sie befanden sich in einem Innenhof, der von den Mauern des Gebäudes umschlossen wurde. Er schien von Gütern und Ballen aller Arten und Formen überfüllt zu sein. Gunnar drehte sich um und bedeutete ihnen, dicht hinter ihm zu bleiben, als er Abu in einen anderen Teil des Gebäudes folgte.
»Wartet hier«, wies Abu sie an und eilte auf seinen kurzen Beinen durch die Tür. Einen Augenblick später kam er wieder heraus und rief: »Kommt! Mein Meister will Euch empfangen, Gunnar Bloodaxe.«
Sie betraten den Raum. Die Mädchen
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