Ketten der Liebe
Paste auf ihren Körper auf.
Nach ein paar Minuten nahm Erda ein Tuch und entfernte die Paste. Als sie verschwand, sah man, daß Regans Haut darunter glatt und makellos war. Erda nickte zufrieden. Sie seifte das Mädchen wieder ein und spülte sie ab. Morag tat es ihr gleich. Nachdem beide Mädchen noch einmal gewaschen waren, führte sie sie zum Badebecken und befahl ihnen hineinzugehen.
»Warum?« fragte Regan sie erneut, als sie schon in das warme, duftende Wasser des Beckens stieg.
»Weil es angenehm und entspannend ist, Mylady«, erklärte Erda. Dann wandte sie sich ab, um sich selbst zu waschen.
»Daran könnte ich mich durchaus gewöhnen«, bekannte Morag, als sie sich in dem Becken tummelten.
»Ich hätte nie gedacht, daß es etwas so Schönes gibt.«
»Ja«, stimmte Regan ihrer Freundin zu. »Es ist wirklich sehr angenehm.«
Erda hörte sie und lachte leise, als sie selbst in das Becken kam. »Das ist erst der Anfang, Mädchen«, sagte sie zu ihnen, während sie im Becken herumschwamm. »Die Welt, in die man euch bringen wird, ist jenseits eurer Vorstellungskraft.«
»Woher willst du das wissen?« fragte Regan.
»Hab' ich nicht gesagt, daß ich die Dienerin der Mutter unseres Herrn war? Ich bin zweimal mit ihr in ihrem Heimatland gewesen. Sie kam aus einer Stadt namens Cordoba, in einem Land, das die Mauren al-Andalus nennen. So eine wunderbare Stadt habe ich noch nie gesehen! Oder so ein wundersames Land!«
»Woher weißt du, daß man uns dorthin schicken wird?«
fragte Regan.
Erda grinste und zeigte dabei ihre zahnlosen Kiefer. »Ich weiß alles, was sich in diesem Haushalt abspielt, und alles, was passieren wird«, prahlte sie. »Seit über einem Jahr sucht mein Herr nun nach einer besonders schönen Sklavin, die er dem Herrscher von Cordoba schicken will. Er steht nämlich in der Schuld des Kalifen, wißt ihr.« Sie schritt langsam die Stufen des Beckens hinauf und schüttelte sich das Wasser vom Leib.
»Was ist ein Kalif?« wollte Regan wissen. »Kalif ist der Titel des Herrschers von Cordoba«, erklärte Erda ihnen. »Du, meine Schöne, bist die, die Donal Righ gesucht hat. Du wirst Cordoba sehen, bevor das Jahr zu Ende ist, das kannst du mir glauben. Komm nun, und laß uns deine Körperpflege beenden.«
Sie führte die beiden jungen Frauen vom Baderaum in ein weiteres Gemach, in dem ein paar Marmorbänke standen. Dort unterrichtete sie Morag in der Kunst der Massage und zeigte ihr, welche Öle man benutzte. Sie brachte dem Mädchen bei, wie man vorsichtig Regans Finger-und Zehennägel kürzte. Zum Schluß trockneten sie Regans langes, goldenes Haar, kämmten es mit einem winzigen Tropfen Duftöl und polierten es mit einem echten Seidenlappen, bis es im Licht der flackernden Lampen glänzte. Während Morag ihr Haar trocknete, ging Erda zu einer Truhe, aus der sie frische, saubere Kleidung für die Mädchen holte. Morag gab sie ein weiches Baumwollwams, ein marineblaues Unterkleid und eine scharlachrote Tunika aus feinem Leinenstoff. Regan reichte sie ein Seidenwams und ein naturfarbenes Unterkleid, über das eine hellblaue Satin-Tunika gezogen wurde, die mit goldenen Windblumen bestickt war.
Regan befühlte die Stickerei auf der Seide. »So etwas Schönes hatte ich noch nie«, sagte sie leise.
»Das ist erst der Anfang, Mädchen«, erklärte Erda ihr. »Du bist ein wunderschönes junges Ding.
Wenn du erst einmal richtig ausgebildet bist, wird der Kalif sehr zufrieden mit dir sein. Er wird sich sicher in dich verlieben. Wenn du ihm Söhne gebierst, ist dein Glück gemacht. Natürlich mußt du auf die anderen Frauen achten, die in seiner Gunst stehen. Sie werden es dir ziemlich schwermachen. Jede wird versuchen, die Aufmerksamkeit und Gunst des Kalifen für sich zu behalten. Der Harem ist ein grausamer Ort. Meine Herrin hat das oft gesagt und war froh, mit Lord Fergus verheiratet zu sein. Das Klima hier gefiel ihr zwar nicht, aber sie sagte, es sei das Opfer wert, um dem Harem zu entkommen. Aber der Harem ist großartig, wenn man so schön und jung ist wie Lju«/ fuhr Erda fort. Dann führte sie die beiden sprachlosen Rädchen zurück in Donal Righs Zimmer.
Er saß beim Abendessen, aber als er sie sah, lächelte er und winkte sie heran. »Ah«, rief er. Die Zufriedenheit stand ihm ins runde Gesicht geschrieben. »Erda hat gute Arbeit geleistet, wie ich sehe.
Sie ist ein Goldstück, nicht wahr, alte frau? Wenn sie das nicht wäre, hätte ich schon vor Jahren einen Mann für sie
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