Ketten der Liebe
rasiert.
»In der Tat, mein Vater, der Auftakt kann sicherlich nicht überboten werden«, sagte Prinz Hakam. Er hatte etwa das gleiche Alter wie der Arzt und war ein ernster, junger Mann, der die gleiche Hautfarbe wie seine Mutter hatte.
»Wir werden sehen«, sagte der Kalif.
Sklaven, die zwanzig Barren Seide trugen, folgten den Elefanten. Jeder der vor dem Herrscher ausgebreitet wurde, hatte eine andere Farbe. Dann kamen drei Alabastergefäße gefüllt mit seltenem Amber, zwei Kästchen aus Elfenbein und Gold, von denen das erste mit losen Perlen gefüllt war und das zweite Blumenzwiebeln enthielt, einhundert Rotfuchspelze, einhundert Pelze von sibirischen Mardern, zehn weiße Araberpferde mit goldenem Zaumzeug und Brokatsätteln, fünf Barren Gold und fünfzehn Barren Silber und zwei gefleckte Raubkatzen mit goldenen Halsbändern an roten Leinen.
Als letztes kam eine Sänfte, die von Karim al Malina und Sheila begleitet wurde. Sie wurde zum Fuß des Kalifenthrons getragen, wo wundervolle Teppiche ausgebreitet wurden. Der Kapitän trat vor und verbeugte sich tief vor Abd-al Rahman. Die Dienerin an seiner Seite tat es ihm nach.
»Großer Herrscher«, begann Karim al Malina, »vor einem Jahr hat Donal Righ aus Eire mich mit einem Auftrag betraut. Ich sollte Euch diese Zeichen seines tiefen Respekts und seiner großen Wertschätzung als Dank für die Gunst, die Ihr ihm und seiner Familie erwiesen habt, übergeben. Er vertraute mir auch die Ausbildung und Erziehung eines Mädchens namens Zaynab an. Ich bin der letzte Meister der Leidenschaft hier in al-Andalus, der in Samarkand geschult wurde.«
Karim streckte seine Hand nach dem geschlossenen Vorhang der Sänfte aus. »Herr, darf ich Euch die Liebessklavin Zaynab vorstellen.«
Ein schlanker, weißer Arm streckte sich aus der Sänfte und legte eine zarte, kleine Hand in die seine.
Der Kalif und seine beiden Begleiter beugten sich neugierig vor.
Sanft zog Sheila den Vorhang der Sänfte beiseite, und eine verhüllte Gestalt stieg heraus. Die Sänfte wurde sofort weggetragen, um den Blick des Kalifen nicht zu behindern. Die Dienerin entfernte vorsichtig den alles umhüllenden Seidenumhang ihrer Herrin und trat beiseite.
Zaynab stand bewegungslos mit gebeugtem Haupt, wie man es ihr beigebracht hatte. Die Kleidung, die sie für ihre Darbietung trug, war verführerisch. Ihr Rock bestand aus Ketten von winzigen Zuchtperlen, die von einem breiten, juwelenbesetzten Band herabhingen, das knapp unter ihren Hüftknochen saß und ihren Nabel freiließ. Ihre kurze, enge Bluse bestand aus Goldstoff. Sie hatte einen runden Ausschnitt mit einer reizvollen Öffnung zwischen den Brüsten, die mit Perlen umstickt war. Sie war barfuß, aber ein durchscheinender Schleier aus weichster hellrosa Seide bedeckte ihr Haupt. Ein weiterer Schleier verdeckte ihr Gesicht.
Karim al Malina zog den Schleier von ihrem Haupt, während Sheila geschwind das Haar ihrer Herrin löste, so daß es wie ein Fächer weit und lose herabfiel und sich am vorteilhaftesten zeigte.
Abd-al Rahman schlug das Herz bis in den Hals. Er setzte seine Füße auf den Boden, stand von seinem Thron auf und stieg die zwei Stufen vom Podest herab, um sich zu dem Mädchen zu begeben.
Unwillkürlich nahm er eine Strähne ihres blaßgoldenen Haares zwischen seine Fingerspitzen und fühlte, wie seidenweich es war. Dann streckte er die Hand aus, löste eine Seite ihres Schleiers und hob ihr Kinn an, damit er ihr Gesicht sehen konnte. Ihre dichten Wimpern lagen auf ihren hellen Wangen.
»Blicke mich an, Zaynab«, sagte er leise.
Sie gehorchte und blickte ihm zum ersten Mal ins Gesicht.
Er war noch nicht einmal einen Kopf größer als sie und stämmig gebaut. Die dunkelblauen Augen, die in ihre blickten, wirkten nachdenklich. Sie war fast erleichtert, aber ihr schönes Gesicht verriet nicht, was sie fühlte.
Was er sah, machte ihn sprachlos. Sie war wahrscheinlich die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Ihre Gesichtszüge waren ebenmäßig. Ovale Augen, eine gerade Nase, die weder zu lang noch zu kurz war, eine hohe Stirn und hohe Wangenknochen. Ein fülliger Mund, der geradezu zum Küssen gemacht schien. Ihr eckiges, kleines Kinn ließ ahnen, daß sie ein wenig stur sein konnte. Gut! Er haßte langweilige Frauen. Er lächelte erfreut und fragte sich, wie ihr Lächeln aussehen würde. Er vermutete, daß sie im Augenblick völlig verschreckt war, obwohl sie zu gut erzogen war, um es zu zeigen. Sanft befestigte er
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