Ketten der Lust - Erotischer Roman
… ich glaube, es ist natürlich, auch wenn es nicht schön ist. Ich meine, manche Fetische sind ein bisschen albern oder sogar beängstigend.«
Jagger trank einen Schluck Wein. »Ich glaube, Ängste und Verlangen haben denselben Ursprung. Sie kommen aus einem geheimnisvollen, primitiven Ort in jedem von uns.«
»Ja. Selbst die extremeren Formen von Angst und Verlangen, Phobien und Fetische, mögen zwar oberflächlich betrachtet geheimnisvoll sein, aber wenn man tief genug gräbt, dann gibt es immer eine Erklärung.«
»Du betrachtest also Verlangen letztendlich nur unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten?«
»Vielleicht. Auf jeden Fall die menschliche Psyche. Darum geht es in der Psychologie oder auch in der Soziologie.«
»Du sagst also, es gibt für alles eine wissenschaftliche Erklärung«, beharrte Jagger.
»Na ja, die Wissenschaft des Geistes, ja.«
Warum empfand sie auf einmal solche Verwirrung? Sie beschäftigte sich doch schon seit Jahren mit diesem Thema.
»Das mit der Wissenschaft verstehe ich, Mia Rose. Aber was ist mit dem emotionalen Inhalt? Wann kommt er ins Spiel?«
Ihr stockte der Atem. Es war, als hätte er in sie hineingegriffen und plötzlich eine Tür aufgerissen, die sie sorgfältig verschlossen gehalten hatte. Sie trank einen Schluck Sangria, damit sie nicht sofort antworten musste.
»Mia Rose? Was habe ich denn gesagt?«
Langsam schüttelte sie den Kopf. Ihr Herz schlug heftig. »Nichts. Nein, das stimmt nicht. Alles. Es ist nur … du hast recht. Gott, du hast wirklich recht. Deshalb habe ich es selbst nicht sehen wollen …«
»Du musst mir nicht alles erklären. Aber du solltest dich selbst fragen, worum es für dich geht. Und dann können wir vielleicht noch einmal darüber reden.«
Mia lächelte verlegen. »Du scheinst dir ja ziemlich sicher zu sein, dass wir uns noch einmal sehen.«
»Ja, das bin ich.«
Er ergriff ihre Hand und fuhr mit den Lippen über ihre Knöchel. Sie erschauerte.
Er hatte seinen Charme wieder eingeschaltet. Und sie fiel darauf herein. Aber es war ihr egal.
Sie fühlte sich einfach besser, seitdem sie laut ausgesprochen hatte, dass Essen ein Fetisch für sie war, auch wenn sie es relativ vage formuliert hatte. Sie wussten schließlich beide, wovon sie redeten, und es war für sie befreiend zu wissen, dass er sie nicht verurteilte. Aber es machte ihr auch Angst, dass er sie so tief erkannt hatte. Allerdings konnte sie jetzt vielleicht beginnen, liebevoller mit sich umzugehen.
Ihr Pulsschlag beruhigte sich, als Jagger ihr Glas erneut füllte und sie anlächelte. Er saß schweigend da, während sie ihren Wein trank, und gab ihr Zeit, sich zu beruhigen.
Die Kellnerin kam an ihren Tisch und stellte zwei Teller mit Paella vor sie hin: Safranreis mit Shrimps und Muscheln, Paprika und Zwiebeln.
»Zeit zu essen. Du wirst es lieben, Mia Rose, das garantiere ich dir.«
Mia schnupperte an dem würzigen Gericht. »Es riecht wundervoll.«
»Und es schmeckt sogar noch besser. Sie machen es hier auf die ursprüngliche Art, indem sie es in der Pfanne karamellisieren. Man nennt es socarrat. Um den vollen Geschmack zu entdecken, musst du dich bis zum Boden durchessen. Wusstest du, dass das Gericht ursprünglich von den Dienern der maurischen Könige erfunden worden ist? Manche schreiben es auch den Römern zu, und andere halten es für ein arabisches Gericht. Hier, probier einmal diese Garnele.«
Er hielt sie in den Fingern und schob sie ihr in den Mund. Mia kaute und genoss die exotischen Gewürze.
»Wundervoll«, sagte sie, als sie geschluckt hatte. Er sollte ruhig annehmen, dass sie nur die Garnele meinte.
Jagger lächelte und aß ebenfalls einen Bissen. Er teilte sein Essen ganz unbefangen mit ihr, ihr jedoch kam es so intim vor. Sie musste dabei an Sex denken. Er weckte den Gedanken an Sex, ganz gleich, ob sie aßen oder nicht. Aber das Essen machte alles natürlich noch besser.
»Erzähl mir was, Mia Rose.«
»Was denn?« Sie trank einen Schluck von der kühlen Sangria, die sich mit den scharfen Gewürzen in ihrem Mund vermischte.
»Von dir.«
»Haben wir darüber nicht schon gesprochen?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nur an der Oberfläche gekratzt haben.«
»Ich würde lieber etwas von deinem Leben erfahren. Wie war es denn so in New Orleans mit deinem Dad?«
»Ah, New Orleans ist ein magischer Ort. Es ist wie keine andere Stadt auf der Welt. Es ist schwül und dunkel und ein bisschen traurig, selbst an Mardi Gras. Aber es ist auch
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