Ketten der Lust - Erotischer Roman
davor gefürchtet hatte, ihn im Unterricht zu sehen. Gott, sie benahm sich wie eine Zwölfjährige.
Allerdings musste sie zugeben, dass Jagger der erste Mann seit Langem war, bei dem es richtig gefunkt hatte. Mia war zwar stolz darauf, wie abgeklärt sie mit dem Thema Sexualität umgehen konnte – sie unterrichtete es ja und hatte auch schon einiges am eigenen Leib ausprobiert –, aber immerhin war es schon ein halbes Jahr her, dass sie Sex gehabt hatte. Ihr kleiner rosa Vibrator war ihr bester Freund geworden, und bis jetzt hatte ihr das nichts ausgemacht.
Bis jetzt.
Sie wollte ihn. Wollte ihn so sehr, dass ihr schon der Atem stockte, wenn sie sich nur sein Gesicht vorstellte. Diese wunderschönen Augen, wie klarer grauer Quarz, und seine glatte milchkaffeebraune Haut. Für einen Mann war er beinahe zu schön, zu exotisch. Allerdings war er groß und ausgesprochen männlich, mit selbstbewusstem Auftreten.
Die Studenten strömten herein und nahmen ihre Plätze ein. Mia tat so, als läse sie in ihren Unterlagen, aber in Wirklichkeit hatte sie keine Ahnung, was da stand. Verstohlen hielt sie Ausschau nach Jagger, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Hör auf!
Aber das war unmöglich. Sie musste ihn unbedingt sehen.
Es war wirklich schrecklich heiß im Saal.
Und es wurde noch heißer, als Jagger hereinkam. Locker und entspannt kam er den Gang herunter und setzte sich in die erste Reihe, wenige Meter von ihr entfernt.
Lust schoss durch ihren Körper.
Gott.
Wie sollte sie den Unterricht nur überstehen? Dieses Semester? Es war die reinste Folter.
Sie begann mit ihrer Vorlesung, wobei sie sich bemühte, nicht zu oft zu ihm zu blicken. Schließlich fand sie ihren vertrauten Rhythmus, allerdings nur so lange, wie sie ihn nicht ansah.
»Freud sagt uns, das Unterbewusstsein ist die Quelle unserer Motivationen, hier entstehen unser Verlangen nach Sex oder Essen und die Inspiration eines Künstlers oder Wissenschaftlers. Aus seiner Sicht ist unser Verlangen natürlich und liegt außerhalb unserer Kontrolle. Sie können lediglich wählen, wie – oder ob – Sie Ihre Bedürfnisse ausleben. Freud benutzte dafür das Wort ›Trieb‹ oder auch ›Wünsche‹.«
Jagger hob die Hand, und sie nickte ihm zu. Ihre Wangen wurden schon heiß, noch bevor er etwas sagte.
»Ich habe gelesen, wenn man diese Bedürfnisse ignoriert, werden sie noch stärker. Freud sagt, der Wunsch bricht sich Bahn ins Bewusstsein. Bedeutet das also, dass es ungesund ist, diese Bedürfnisse zu unterdrücken, Professor Curry?«
Ihr Puls raste. Einen kurzen Augenblick lang dachte sie daran, wie lange sie selbst schon ihre geheimen »Wünsche« ignorierte.
»Das hängt von den Trieben ab. Wenn Sie sich zum Beispiel sexuell zu kleinen Kindern hingezogen fühlen, würde ich sagen, dass die Triebunterdrückung in diesem Fall absolut gesund ist.«
»Und wenn der Trieb weniger … pervers ist?«
Sie musste diesem Gespräch eine andere Wendung geben. »Ah, vielleicht sollten wir über die Definition von ›pervers‹ sprechen. Wer möchte dazu etwas sagen?«
Eine Studentin, eine attraktive junge Frau, erklärte: »Perverses Verhalten ist widerlich und verabscheuungswürdig.«
Jagger drehte sich zu ihr um. »Du scheinst dir ja ziemlich sicher zu sein, Lora.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Du hast das Wort gebraucht, Jagger. Und die Professorin hat uns gebeten, es zu definieren. Das habe ich getan.«
Mia ignorierte den eifersüchtigen Stich, weil Jagger die junge Frau offensichtlich kannte und sie mit Namen anredete. »Verabscheuungswürdig ist ein starker Ausdruck.«
Das Mädchen zuckte erneut mit den Schultern. »So denke ich eben über perverses Verhalten.«
Jagger wandte sich wieder zu Mia. »Ich glaube, es gibt auch positivere Konnotationen.«
Mia nickte. »Sagen Sie uns doch, was Sie meinen.«
»Sie müssen zugeben, dass perverses Verhalten von einem gewissen Geheimnis umgeben ist. Und damit meine ich nicht Pädophilie, sondern einvernehmlichen Sex unter Erwachsenen. Was für die eine Person schon pervers ist, mag für eine andere gesunde sexuelle Erforschung sein. Stimmen Sie mir zu, Professor Curry?«
Mia spürte, dass sie rot wurde. Sie konnte nichts dagegen tun. »Ich denke, Sie wissen alle die Antwort darauf. Es ist alles nur eine Frage der Perspektive, meistens jedenfalls, abgesehen von bestimmten Formen der Sexualität wie zum Beispiel Pädophilie.«
»Wo würden Sie denn dann die Grenze ziehen?«
Warum kam es ihr nur so
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