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Kettenreaktion - Die Geschichte der Atombombe

Kettenreaktion - Die Geschichte der Atombombe

Titel: Kettenreaktion - Die Geschichte der Atombombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mania
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Broadway, der für die Firma Union Minière du Haut Katanga die 1200 Tonnen des Bombenrohstoffs verwaltet. Groves will die gesamte Charge aus Belgisch-Kongo kaufen. Man einigt sich auf einen Preis von zweieinhalb Millionen Dollar.
    Der 46-jährige Groves ist Ingenieur und hat sich gerade mit der Aufsicht über den Neubau des Pentagons in Washington einen Namen gemacht. Nur einen Tag nach dem Urandeal kauft er ein riesiges Gelände in Tennessee, auf dem die Fabrik für die Gewinnung von Uran-235 gebaut werden soll. Anfang Oktober stattet der neue Boss dem Team in Chicago seinen Antrittsbesuch ab. Mit Met-Lab-Chef Arthur Compton, Enrico Fermi, James Franck, Eugene Wigner und Leo Szilard diskutiert Groves die Konstruktionsdetails und Kühlungsvarianten des künftigen Plutoniumreaktors. Groves, der Platzhirsch mit seinen antisemitischen Vorurteilen, hält den respektlosen Szilard mit dem verdächtig deutsch klingenden Akzent für einen Wichtigtuer und «die Art von Mensch, die jeder Arbeitgeber als Unruhestifter rausgeschmissen hätte» [Rho:511]. Während Szilard in dem General «den größten Trottel schlechthin» erkannt haben will. Am Ende der Besprechung erschrickt einer der Chemiker des Met Lab beim Verlassen des Konferenzraums über das riesige Fenster und weist den Besucher, der jetzt viel lieber bei der kämpfenden Truppe wäre, als sich mit Akademikern auseinanderzusetzen, auf das Sicherheitsrisiko hin: «Herr General, hier könnte doch jemand problemlos eine Handgranate durchs Fenster werfen, finden Sie nicht?»
    «Gar keine schlechte Idee», knurrt Groves. «Hier wird sowieso viel zu viel heiße Luft produziert» [Lan:237].
    Auf Robert Oppenheimer reagiert Leslie Groves hingegen mit Enthusiasmus, als er ihn drei Tage nach dem Treffen in Chicago kennenlernt. Oppenheimer versprüht seinen legendären Charme und beeindruckt ihn mit seiner intellektuellen Brillanz, sodass der hartgesottene Groves nach der Begegnung hingerissen ist: «Ein Genie … ein wirkliches Genie» [Bir:190]. Für die Herren des Bush-Komitees gilt der angesehene theoretische Physiker ohnehin als heimlicher Spitzenkandidat für die Leitung eines zentralen Waffenlabors, in dem alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammengeführt werden sollen, die zum Bau einer Atombombe nötig sind. Aber Oppenheimers frühere Begeisterung für kommunistische Ideen ist offenbar ein unüberwindliches Sicherheitsrisiko. In einem Telefongespräch mit Compton lässt Oppenheimer durchblicken, er sei bereit, jeglichen Kontakt zu seinen kommunistischen Freunden abzubrechen: «Ich möchte aber nicht, dass irgendetwas meinem Dienst am Volk beeinträchtigt» [Bir:189]. Doch das Verteidigungsministerium hat Bedenken. Nun setzt sich sein neuer Bewunderer Groves für ihn ein, aber auch er stößt bei seinen Vorgesetzten auf Ablehnung. Selbst die meisten eingeweihten Wissenschaftler sind überrascht von Groves’ Votum, da sie den Theoretiker Oppenheimer als Leiter eines solch gewaltigen Unternehmens für ungeeignet halten. Ein Berkeley-Kollege glaubt zu wissen: «Der könnte nicht mal eine Hamburgerbude leiten» [Bir:192].
    Aber der hartnäckige Groves setzt sich schließlich durch. Er will den «maßlos ehrgeizigen» Oppenheimer und keinen anderen. Ende Oktober 1942 sind die Einwände vom Tisch: Robert Oppenheimer wird die wissenschaftliche Leitung des Manhattan Engineer District übertragen, das inzwischen «Manhattan-Projekt» genannt wird. Zur selben Zeit muss der Antikommunist und geborene Geheimnisträger Leo Szilard plötzlich peinliche Befragungen über sich ergehen lassen. Ausgerechnet seine Fähigkeit, Stillschweigen zu bewahren, wird in Frage gestellt. Natürlich steckt Leslie Groves dahinter. Er macht Druck auf Compton, Leo Szilard aus dem Chicago-Team zu entfernen, weil er ein potenzieller Spion sei. Und als der Met-Lab-Leiter nicht sofort spurt und gar Szilards Verdienste herausstellt, schreckt Groves nicht davor zurück, einen Brief an Kriegsminister Stimson zu schreiben, in dem er Szilard als Sicherheitsrisiko für das Manhattan-Projekt darstellt. Er schlägt sogar vor, den enemy alien für die Dauer des Krieges zu internieren [Lan:240]. Stimson ignoriert zwar die Denunziation, aber Szilard steht jetzt ganz oben auf der privaten Abschussliste des Generals.
     
    Mit dem Rückzug des Heereswaffenamtes aus dem Uranverein muss auch Kurt Diebner seinen Geschäftsführerposten am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin aufgeben. Neuer Direktor wird

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