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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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von Amuletten und Bildern die Mächte zu beschwören, die die Sterne und Planeten mit Leben erfüllen.« Ich dämpfte meine Stimme noch stärker und blickte mich um, um mich zu vergewissern, dass die Tür wirklich fest geschlossen war. »Sie basiert auf dem Prinzip, dass alles in der Unendlichkeit des Universums miteinander verknüpft, alles Teil der sogenannten Einen Einheit ist. So kann der Eingeweihte, der über das erforderliche Wissen verfügt, Verbindungen zwischen den Elementen der Natur und den entsprechenden Kräften des Himmels herstellen.«

    Sophia runzelte die Stirn. »Aber wie funktioniert das?«, beharrte sie.
    »Ihr seid fest entschlossen, Euch dieses Wissen anzueignen, nicht wahr?«, lächelte ich.
    »Also gut, angenommen, Ihr wolltet – nur als Beispiel – die Liebe eines anderen Menschen erringen.« Ich beobachtete verstohlen, wie sie auf diese Worte reagierte, und registrierte befriedigt, dass ihr das Blut in die Wangen stieg und ihre Lippen sich leicht öffneten. Gleichzeitig jedoch hielt sie meinem Blick fast trotzig stand. »Dann müsst Ihr Euch der Macht des Planeten Venus bedienen, und dazu müsst Ihr wissen, welche Pflanzen, Steine und Metalle dem Einfluss der Venus unterliegen. Ihr müsst Euch die mächtigsten der der Venus zugeordneten Bilder einprägen und sie in einen aus den geeigneten Materialien gefertigten Talisman einritzen, und zwar an einem Tag und zu einer Stunde, zu der der astrologische Einfluss der Venus besonders stark ist. Dazu kommen die korrekten Beschwörungsformeln, Namen und Zahlen – Ihr seht, wie komplex dieser Prozess ist.«
    »Könnt Ihr mich diese Kunst lehren?«, hauchte sie.
    »Wisst Ihr, was Ihr da von mir verlangt?« Meine Stimme war jetzt kaum noch zu hören. »Ich soll Euch etwas lehren, das von vielen für diabolische Hexerei gehalten wird – ist Euch bewusst, was für ein Risiko wir eingehen würden? Außerdem muss ich gestehen, dass ich noch nie versucht habe, diese Art praktischer Magie anzuwenden – mein Interesse hat immer mehr dem intellektuellen Element gegolten. Aber Sophia …« Quasi als Unterstützung für meinen Appell an ihren gesunden Menschenverstand streckte ich meine Arme weit aus. »Wenn das Objekt Eurer Zuneigung Eure Gefühle nicht erwidert, wäre es logischerweise nicht einfacher, Euch einem anderen zuzuwenden?«
    Sophia legte ihre Hände auf meine und ließ sie kurz dort ruhen – mit einem traurigen Lächeln auf ihren Lippen.
    »Ja, einfacher wäre es«, stimmte sie leise zu. »Das Herz hört aber nicht immer auf die Stimme der Vernunft, nicht wahr? Gerade Ihr solltet das wissen, Bruno.«

    Ich sah sie lange an, und als mein eigenes Herz dann einen unerwarteten Satz machte, begriff ich, dass ich in ernster Gefahr schwebte, diese nachdenkliche, geistreiche junge Frau mit den feurigen Augen lieb zu gewinnen. Allerdings wusste ich nicht, ob sie sich zu mir hingezogen fühlte oder mich nur als jemanden betrachtete, der ihr zuhörte und sie ernst nahm. Noch im selben Augenblick durchzuckte mich vor Eifersucht ein glühender Blitz, weil ich fürchtete, sie könne all ihre Gefühle an einen eitlen Pfau wie Gabriel Norris verschwenden.
    Gerade überlegte ich, ob ich sie über den Wahrheitsgehalt der Gerüchte über ihn ausfragen und wie ich dies heikle Thema anschneiden sollte, als von der anderen Seite der Arbeitszimmertür her ein unverkennbares Geräusch ertönte – ein Lauscher hatte wohl das Gleichgewicht verloren und war gegen den Türpfosten geprallt. Sophia riss ihre Hände zurück, schob ihren Stuhl nach hinten, sprang auf und schaute mit blitzenden Augen verärgert zur Tür, doch als sie einen Schritt in deren Richtung machte, gaben ihre Beine plötzlich unter ihr nach, und sie stieß einen kleinen Schrei aus, und damit sie nicht zu Boden sank, hielt sie sich sofort an der Stuhllehne fest. Erschrocken schnellte ich ebenfalls hoch und streckte einen Arm aus, um ihr zusätzlichen Halt zu bieten. Sie griff dankbar an meine Schulter und stützte sich schwer atmend bei mir ab.
    »Geht es Euch nicht gut?«, fragte ich – überflüssigerweise –, da sie aschfahl geworden war.
    »Ich … ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. Es tut mir leid«, stammelte sie. »Ich muss zu schnell aufgestanden sein, mir wurde mit einem Mal ganz schwindelig. Vielleicht war der Wein doch stärker, als ich gedacht hatte. Zur Hölle mit dieser alten Schnüffelnase Adam – ich hätte mir denken können, dass er am Schlüsselloch

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