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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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nur sehr selten gestoßen.«
    »Trotzdem bin ich sicher, dass Ihr alle mit Euren fortschrittlichen Ideen beeindruckt habt«, seufzte sie.
    »Die Edelfrauen bei Hof haben sich nicht im Entferntesten für meine Ideen interessiert.« Ich schenkte ihr ein klägliches Lächeln. »Nur sehr wenige von ihnen pflegten überhaupt einmal ein Buch zur Hand zu nehmen oder ernsthaft über irgendwelche Dinge nachzudenken. Die meisten wussten noch nicht einmal über die politischen Verhältnisse in ihrer eigenen Stadt Bescheid, und ich fürchte, ich könnte nie Interesse an einer Frau vortäuschen, deren Gesprächsthemen sich auf Klatsch und Modefragen beschränken. Für Dummheit bringe ich keinerlei Verständnis auf.«
    Sophia richtete sich auf und begutachtete mich neugierig.
    »Demnach wüsstet Ihr also eine Frau zu schätzen, die fähig ist, sich eigene Meinungen zu bilden und ihnen auch Ausdruck zu verleihen?«
    »Natürlich, vorausgesetzt, dass sie gut informiert ist. Sonst ist sie nichts als schmückendes Beiwerk, auch wenn sie noch so schön sein mag. Wenn man hübschen Zierrat für seinen Salon
möchte, sollte man besser ein Bild kaufen. Dessen Wert steigt noch dazu mit zunehmendem Alter.«
    Sophia schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Ihr seid nicht wie die Engländer, Bruno. Das habe ich allerdings bei unserer ersten Begegnung schon erkannt. Mein Vater predigt mir ständig, dass kein Mann eine willensstarke Frau schätzt und ich gut daran täte, süß zu lächeln und meine Gedanken für mich zu behalten, sonst würde ich nie einen Ehemann finden.«
    »Dann sind seine Ansichten genauso veraltet wie seine Kosmostheorie.«
    Das entlockte ihr ein weiteres Lächeln, das jedoch ihre Augen nicht erreichte.
    »Und was ist mit Eurem innamorato ?«, bohrte ich weiter. »Was schätzt er denn an einer Frau?« Als sie nicht antwortete, fuhr ich unbeirrt fort: »Ich kann nämlich nicht glauben, dass eine von der Natur so begünstigte junge Frau wie Ihr sich magischer Künste bedienen muss, um das Herz eines Mannes zu gewinnen. Bei allem Respekt kann ich da nur sagen, dass Euer innamorato entweder blind oder ein Narr ist.«
    »Es gibt keinen innamorato !«, fauchte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich abrupt von mir ab. »Macht Euch nicht über mich lustig, Bruno! Ich dachte, Ihr wärt anders als die anderen.«
    »Ich bitte um Verzeihung.« Ich schenkte mir Wein nach, lehnte mich zurück und unterdrückte ein Schmunzeln. Wenn sie mich ins Vertrauen ziehen wollte, würde sie es zu gegebener Zeit schon tun, sagte ich mir. Eine Weile saßen wir schweigend da, nur das Knacken der Holzscheite zerriss die Stille.
    »Um Eure Frage zu beantworten – Agrippa bezog sein Wissen über praktisch angewandte Magie aus einem alten Manuskript, das in Europa unter dem Namen Picatrix bekannt war«, begann ich, als mir klar wurde, dass sie das Schweigen von sich aus nicht brechen würde. »Sein wahrer Name lautet Ghayat al-Hakim , das Ziel des Weisen, und es wurde vor ungefähr vierhundert
Jahren von den Arabern von Harran kopiert. Tatsächlich ist es die Übersetzung eines viel älteren Werkes aus der Zeit vor der Zerstörung Ägyptens. Es heißt, es stamme von Hermes Trismegistos persönlich.« Ich hielt inne und trank einen Schluck Wein. Jetzt war mir ihre Aufmerksamkeit sicher, sie starrte mich, das Kinn in die Hände gestützt, wie gebannt an. »Dieses Buch wurde von der römischen Kirche verboten und nie gedruckt – es wäre zu gefährlich gewesen –, dessen ungeachtet wurde es auf Befehl von König Alfonso dem Weisen ins Spanische und dann ins Lateinische übersetzt, sodass einige Jahre lang eine kleine Anzahl von Kopien im Umlauf war. Eine davon wurde von König Henri vor zehn Jahren heimlich nach Paris geschafft. Er sammelt zwar obskure esoterische Bücher, weiß aber nichts mit ihnen anzufangen, wenn er sie hat.«
    »Und Ihr habt es gelesen?«, fragte sie flüsternd und beugte sich mit vor Eifer glühenden Wangen vor.
    »Seine Majestät hat mir nach langem Bitten gestattet, mir das Manuskript anzusehen, nachdem ich ihm feierlich geschworen hatte, nicht einen einzigen Satz davon zu kopieren. Offenbar hatte er vergessen, dass ich der bekannteste Gedächtniskünstler ganz Europas bin.« Ich erlaubte mir ein bescheidenes Lächeln, das von Sophia ignoriert wurde.
    »Was genau steht denn nun in dieser Picatrix ?«, erkundigte sie sich ungeduldig.
    »Sie ist ein Handbuch astraler Magie, eine Abhandlung über die Kunst, mit Hilfe

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