Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
Vom Netzwerk:
Partnerin mit Männern diskutierte, egal wie intelligent und belesen sie wäre. Ein derartiges Verhalten würde nur bei einer Königin toleriert werden.
    »Ich meine lediglich, dass man enorme Opfer bringen muss, wenn man sein Leben dem Studium der hermetischen Magie verschreibt, und ich weiß nicht, ob ich es irgendjemandem mit gutem Gewissen empfehlen kann, diesen Weg einzuschlagen. Euch schon gar nicht, Ihr könntet sehr leicht als Hexe verbrannt werden.«
    Sie schien einen Moment lang darüber nachzudenken, dann hob sie plötzlich den Kopf und sah mich mit glühenden Augen an.
    »Besteht denn gar keine Möglichkeit, eine Magie zu erlernen, die auch wirklich wirkt?«, brach es aus ihr heraus.
    »Die auf welche Weise wirkt?« Ihr wilder Blick erschreckte mich. »Ihr scheint etwas ganz Bestimmtes im Sinn zu haben, doch wenn Ihr mir nicht verratet, was das ist, kann ich Euch nicht helfen.«
    Sie wandte das Gesicht wieder dem Feuer zu und schwieg eine Weile. Ich schnitt mir ein Stück Käse ab und wartete darauf, ob sie sich entschied, sich mir anzuvertrauen.
    »Habt Ihr schon einmal jemanden geliebt, der Eure Liebe nicht erwidern konnte?«, fragte sie endlich.
    »Nein«, bekannte ich offen. »Aber ich habe jemanden geliebt, den ich nicht haben konnte, also denke ich, dass ich verstehen kann, was Ihr meint.«
    Sie nickte, dabei starrte sie immer noch in die züngelnden Flammen, dann hob sie den Kopf und fixierte mich mit ihren klaren gelbbraunen Augen.
    »Wer war sie?«
    »Eine französische Edelfrau, die ich kennen lernte, als ich in Toulouse lebte. Genauso wie Ihr machte sie sich ebenfalls über die Gepflogenheiten der feinen Ladies lustig und liebte Bücher
über alles. Tatsächlich glich sie Euch sehr, was Geist und Schönheit betrifft«, fügte ich sanft hinzu.
    Ein schüchternes Lächeln spielte um ihre Lippen.
    »Wolltet Ihr sie heiraten?«
    Ich zögerte.
    »Ich hätte sie gern weiter geliebt, so viel steht fest. Ich wollte mit ihr diskutieren, sie in den Armen halten, aber eine Heirat – diese Möglichkeit kam nicht in Betracht. Ihr Vater wollte, dass sie einen Mann seiner Wahl heiratet, und ich war ganz und gar nicht nach seinem Geschmack.«
    »Wie mein Vater.« Wieder nickte sie. Ihr Haar tanzte um ihr Gesicht, und selbst als sie ihr Kinn in eine Hand stützte, hörte sie nicht auf, mich genau in Augenschein zu nehmen. »Also wurdet Ihr gezwungen, Euch von ihr zu trennen?«
    »Ihr Vater wollte uns mit aller Gewalt auseinanderbringen. Dazu kam, dass in Toulouse damals ein religiöser Konflikt zwischen den Katholiken und den hugenottischen Protestanten tobte und es für mich sicherer war, die Stadt zu verlassen. Ich musste ständig von einem Ort zum anderen ziehen und war ganz allein auf mich gestellt. Womöglich hat mich dieses unstete Leben so geprägt, dass ich gar nicht mehr imstande bin, mich irgendwo niederzulassen und eine Familie zu gründen.«
    »Das ist traurig. Doch ich bin sicher, dass es Euch hier an Verehrerinnen nicht mangelt, Bruno. Kein Engländer hat solche Augen wie Ihr.«
    Dieses Kompliment kam so überraschend für mich, dass mir nicht sofort eine Antwort einfiel. Sophia errötete verlegen und lenkte ihre Aufmerksamkeit hastig wieder auf das Feuer.
    »Ihr seid so viel gereist – Ihr ahnt gar nicht, wie sehr ich Euch beneide! Ihr müsst so viele Abenteuer erlebt haben. Ich habe Oxford sechs Jahre lang nicht verlassen. Manchmal plagt mich eine solche Ruhelosigkeit, dass ich es kaum ertragen kann.« Heftig stocherte sie im Feuer herum. »Ich fürchte, ich werde nie etwas von der Welt sehen, wenn ich nicht irgendeine drastische Veränderung herbeiführen kann. Ach, manchmal hasse ich das
Leben, das ich führen muss! Geht Euch das auch so?« Sie sah mich ernst an. Widersprüchliche Gefühle spiegelten sich in ihren Augen wider.
    »Allerdings. Ich habe circa zwölf Jahre meiner Jugend in einem Kloster verbracht – ich weiß mehr über Rastlosigkeit und die Sehnsucht nach neuen Horizonten als die meisten anderen Menschen. Aber seid vorsichtig mit dem, was Ihr Euch wünscht, Sophia! Ich habe auch gelernt, dass man nicht um jeden Preis nach Abenteuern suchen soll. Man weiß ein Heim erst zu schätzen, wenn man keines mehr hat.«
    »Mein Vater sagt, Ihr lebt am Hof von König Henri in Paris – dort müsst Ihr viele schöne und elegante Frauen kennen gelernt haben, nehme ich an?«
    »Es gibt dort viele schöne Gesichter und viele schöne Kleider, auf geistige Schönheit bin ich dort jedoch

Weitere Kostenlose Bücher