Key of Valor 03 - Zeit Des Gluecks
sehen könnte, wie ihr euch windet, so wie du jetzt. Du hast mich einfach interessiert, weil du nicht so viel Verstand und Stil wie deine Gefährtinnen hast. Weil du ungebildet und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen bist.«
Er hob die Kette ein wenig höher. »Sag mir doch, wo wärest du, wenn du nicht diese Einladung auf den Warrior’s Peak erhalten hättest? Bestimmt nicht hier in diesem Haus, bei diesem Mann. Ein Mann, der dich, wenn der Glanz des gemeinsamen Ziels erst einmal erloschen ist, so sehen wird, wie du bist. Er wird dich verlassen, wie schon der andere es getan hat. Aber das weißt du ja bereits.«
Das ständige Schwingen des Silberamuletts machte sie schwindlig. »Du weißt gar nichts von mir oder ihm.«
»Ich weiß, dass du eine Versagerin bist. Und nachdem du bei dieser Suche versagt hast, wissen die anderen es genauso. Es war grausam von Rowena und Pitte, dich in diese Angelegenheit hineinzuziehen und so viel von dir zu erwarten. Dich mit diesen Leuten zusammenzubringen«, fuhr er fort, während dünne blaue Nebelschleier langsam über den Holzboden der Terrasse auf sie zuwaberten. »Menschen, die viel mehr zu bieten haben als du. Grausam, dir einen kleinen Vorgeschmack auf ihre Art zu leben zu geben, sodass du dich ewig danach sehnen wirst.«
»Meine Freunde …«
»Freundschaft? Auch nur eine Illusion der Sterblichen, so falsch wie das Glück. Sie werden dich verlassen, wenn du scheiterst, und das wirst du. Eine Hand wie deine war nie dazu bestimmt, einen der Schlüssel zu halten.«
Seine Stimme war nun sanft. Er richtete sich auf und trat auf sie zu. Das Amulett schwang hin und her, ein glitzerndes Pendel. »Ich empfinde Mitgefühl mit dir, jedenfalls genug, um dir eine Entschädigung anzubieten. Welches von den Dingen, die Rowena und Pitte so sorglos in dein Leben gebracht haben, würdest du denn gerne behalten? Dein kleines Geschäft, dieses Haus, den Mann? Such dir eins aus, und ich gewähre es dir.«
Er hypnotisierte sie. Sie spürte, wie sie diesem Bann erlag, und wie der Nebel über ihre Haut kroch. Es wäre so leicht, diesen verführerischen Versprechungen zu erliegen, um wenigstens etwas zu haben. Ihre Hände fühlten sich steif, eiskalt und nutzlos an, aber mit größter Mühe ballte sie sie zu Fäusten, bis sich ihre Nägel schmerzhaft in die Handflächen bohrten.
Mit letzter Kraft wandte sie den Blick von dem Anhänger ab und sah Kane ins Gesicht. »Du bist ein Lügner.« Ihr Atem kam in keuchenden Stößen und brannte ihr in der Lunge, während sie taumelnd aufstand. »Du bist ein Lügner und Betrüger.«
Er schlug zu. Sie sah zwar den Schlag nicht, spürte ihn jedoch wie einen Eiszacken im Gesicht. Wütend stürzte sie sich auf ihn und ging mit ihren Fingernägeln auf ihn los.
Sie sah den Schock in seinen Augen. Ungläubig starrte er sie an. Und aus den tiefen Kratzern, die sie ihm zugefügt hatte, floss Blut.
Sie wurde gegen die Hauswand geschleudert. Ein heftiger Sturm kam auf, und der Wind wirbelte schwarze Eiskristalle um sie.
Sein schwarzes Gewand bauschte sich, und das Blut lief über sein Gesicht. »Ich könnte dich mit einem Gedanken töten.«
Nein, das konnte er nicht. Er konnte es nicht, sonst hätte er es schon längst getan. Er ist ein Lügner, sagte sie sich immer wieder. Und er versuchte sie einzuschüchtern. Aber verletzen konnte er sie, sie spürte den Schmerz in ihrer Brust.
»Fahr zur Hölle!«, schrie sie ihn an. »Du bist hier nicht erwünscht.«
»Wenn dies vorüber ist, wirst du alles verlieren. Und deine Seele gehört mir.«
Als ob ein Schalter umgelegt worden sei, erstarb der Wind. Zoe fiel vornüber auf alle viere und rang keuchend nach Luft. Sie zitterte vor Schock.
Benommen starrte sie auf den Holzboden. Als sie wieder einigermaßen klar denken konnte, hob sie den Kopf und merkte, dass der Morgen bereits graute. An den Bäumen stand ein Hirsch, dessen Fell im Dunst golden schimmerte. Die Juwelen an seinem Halsband glitzerten, und seine Augen leuchteten blau.
Dann zogen sich die Dunstschwaden zusammen wie ein Vorhang, und als sie sich wieder teilten, war er verschwunden.
»Ich bin noch nicht besiegt«, sagte Zoe laut, um sich mit dem Klang ihrer eigenen Stimme zu trösten. Kane hatte sie um Stunden ihrer kostbaren Zeit betrogen, aber sie gab sich noch nicht geschlagen.
Sie stand auf und sah das Blut an ihren Händen. Sein Blut.
»Ich habe ihn verletzt. Ich habe diesen Hurensohn verletzt!«
Tränen verschleierten ihren Blick, als
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