Key of Valor 03 - Zeit Des Gluecks
zu füllen.
Sie wusste, er meinte es gut. Und so schlimm fand sie es ja nun auch wieder nicht, einen starken Mann im Haus zu haben. Sie war nur nicht daran gewöhnt. Und außerdem sagte er ihr permanent, was sie tun sollte.
Das war Teil des Problems, überlegte sie, während sie den Behälter verschloss. Sie hatte so lange alles alleine geregelt, dass jeder, der ihr das Ruder aus der Hand nehmen wollte, und wenn es in noch so guter Absicht geschah, sie wütend machte.
Ein Teil des Problems, dachte sie noch einmal, als sie den Topf in die Spüle stellte, um ihn abzuwaschen. Der andere, größere Teil des Problems war, dass sie einen Mann im Haus hatte, zu dem sie sich hingezogen fühlte, obwohl es einen neunjährigen Puffer zwischen ihnen gab.
Und das, dachte sie, während sie Wasser in den Topf laufen ließ, war zu blöd.
Sie ging ins Wohnzimmer. Brad saß in einem Sessel und blätterte in einer ihrer Zeitschriften. Moe, der die Hoffnung auf das restliche Chili endgültig aufgegeben hatte, lagerte über seinen Füßen.
»Wenn du was zu lesen möchtest«, sagte Zoe, »habe ich Besseres zu bieten als Frisurenmagazine.«
»Ist schon okay. Die Models sehen toll aus. Darf ich dich was fragen? Zunächst mal: Gibt es hier ein Kopfkissen und eine Decke?«
»So etwas habe ich zufällig vorrätig.«
»Gut. Die andere Frage kam mir in den Sinn, als ich diese Rothaarige hier gesehen habe … Wie soll ich es bloß formulieren?«
»Möchtest du auch einen Ring an der Augenbraue?«
»Nein. Nein. Natürlich nicht. Aber ich habe zufällig vor einiger Zeit … Du hattest eine Jeans an, die so auf der Hüfte saß, und dein T-Shirt war hochgerutscht, und ich habe diesen silbernen Stab … Ich habe gesehen, dass du ein Nabelpiercing hast.«
Zoe legte den Kopf schräg. »Das stimmt.«
»Ich habe mich gefragt, ob du es immer trägst.«
Sie bemühte sich, ernst zu bleiben. »Manchmal trage ich statt des Stabs auch einen kleinen Silberring.«
»Hmm.« Unwillkürlich blickte er auf ihren Bauch und stellte es sich vor. »Interessant.«
»Bevor ich ins Valley kam, habe ich nebenbei in einem Salon für Bodypiercing und Tätowierungen gearbeitet. Das Geld, das ich da verdient habe, habe ich für mein Haus auf die Seite gelegt, aber Piercings für Angestellte waren kostenlos. Außerdem half es beim Umgang mit den Kunden, wenn man eigene Erfahrungen hatte. Nein«, fügte sie hinzu, weil sie offenbar seine Gedanken lesen konnte, »die einzigen Körperteile, die ich mir durchstechen lassen wollte, waren mein Bauchnabel und meine Ohrläppchen. Möchtest du etwas trinken? Etwas zu knabbern?«
»Nein, danke.« Aber ihm lief das Wasser im Mund zusammen. »Hast du denn eine Tätowierung?«
Zoe lächelte ihn an, freundlich wie eine Sonntagsschullehrerin. »Ja, aber nur eine kleine.«
Ihr war klar, dass er sich jetzt fragte, wo sie sich befand, aber sie würde ihn noch ein wenig auf die Folter spannen. »Du brauchst nicht auf der Couch zu schlafen, Bradley.« Er funkelte sie aus zusammengekniffenen Augen forschend an, und sie spürte, wie er sich anspannte. »Das ist nicht nötig, schließlich sind nur wir beide im Haus.« Sie wartete eine Sekunde, bevor sie vollendete: »Du kannst Simons Bett nehmen.«
»Simons Bett«, echote er, als habe sie eine Fremdsprache gesprochen. »Ja. Ja. Gut.«
»Komm, wir gehen nach oben, und ich zeige dir, wo alles ist.«
»Ja, sicher.« Er legte die Zeitschrift beiseite, schob Moe weg und stand auf.
»Im Badezimmerschrank sind frische Handtücher«, sagte sie, als sie die Treppe hinaufging. Langsam begann ihr die Situation Spaß zu machen. »Dort ist auch eine neue Zahnbürste, die du benutzen kannst.«
Betont locker folgte er ihr, wobei er versuchte, nicht an Tätowierungen zu denken, aber es gelang ihm nicht. »Ich habe morgen früh um acht Uhr dreißig eine Personalversammlung, ich falle dir also nicht lange zur Last.«
»Ich stehe früh auf, du störst also ganz und gar nicht.«
Zoe öffnete die Tür zu Simons Zimmer. Er hatte ein Etagenbett mit marineblauer Tagesdecke und hellrote Vorhänge an den Fenstern. Die blauen Regale waren voller Dinge, die Jungen in dem Alter sammelten. Actionfiguren, Bücher, Steine und Modellautos. Vor dem Fenster stand ein roter Kinderschreibtisch mit einer Superman-Lampe. Darauf lagen Schulbücher.
Es war zwar aufgeräumt, wirkte jedoch nicht überordentlich. An einer Korktafel hingen Zeichnungen, Fotos und Bilder aus Zeitschriften, mitten im Zimmer lagen Simons
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