KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
umgegangen, weil sie ihm nicht hatte wehtun wollen. Sie hatte ihm Trost anbieten wollen – und ihre Liebe. Jetzt küsste sie ihn voller Verzweiflung, denn sie wollte und brauchte nun seine Wärme und seinen Trost.
Er legte die Hand an ihre Wange, während er ihren Mund eroberte. Er war genauso ungeduldig wie sie selbst, hungrig und ein wenig wild. Er sog ihren Atem in sich ein … stieß ihn wieder aus … nahm ihn ihr erneut. Die heiße, feuchte Luft, die zwischen ihren Mündern hin und her wanderte, steigerte ihr unruhiges, drängendes Begehren noch, das mit jeder Minute wuchs, die sie mit ihm verbrachte.
Er ließ von ihr ab, schaute auf sie hinunter und streichelte ihre Wange. »Ich will stark hoffen, dass dies nicht eine von diesen Situationen ist, in denen man durchdreht und etwas Verrücktes tut, was einem ansonsten nicht im Traum einfallen würde, bloß weil man meint, bis zum Hals in der Tinte zu sitzen, und nicht glaubt, dass man mit heiler Haut davonkommt. Denn das eine sage ich dir, Süße: Wenn wir hier rauskommen, dann werde ich dich volle zwei Tage nicht mehr aus dem Bett lassen. Und zwar einzig und allein deshalb, weil ich mein Leben dafür geben würde, in dir zu sein.«
Ihr stockte der Atem, und sie schnappte nach Luft. Die Brust wurde ihr eng, und sie musste schlucken angesichts der Intensität seines Blickes. Dann berührte sie sein Gesicht und fuhr mit den Fingerspitzen an den Konturen seines markanten Kinns entlang.
»Ich habe dich geküsst, weil ich es wollte. Daran wird sich auch morgen nichts ändern.«
»Dann ist ja gut«, murmelte er.
Er beugte sich gerade zu ihr, um sie erneut zu küssen, als ein Geräusch vor der Tür ihn erstarren ließ.
»Geh hinter mir in Deckung«, befahl er. »Sofort. Ich will keinen Mucks von dir hören. Kein Wort. Du reagierst auf gar nichts. Tu so, als ob du unsichtbar wärst. Verstanden?«
Alles in ihr schrie danach, ihm zu widersprechen, doch sie tat, was er verlangte, und kauerte sich hinter ihm so klein wie möglich an der Wand zusammen.
Die Tür flog auf, und blendend helles Licht flutete herein. Mit einem Satz war Garrett auf den Beinen. Sie konnte sich nicht erklären, wie ihm das so schnell und mühelos gelungen war. Es musste höllisch wehgetan haben.
Seine Pose erschien beinahe lässig, die Hände allerdings hatte er zu beiden Seiten seines Körpers zu Fäusten geballt. Eine Flut spanischer Wörter brach über ihnen herein, und zwei der Männer kamen in den Raum und packten Garrett an den Armen.
Wehr dich, drängte sie ihn stumm. Lass dir das nicht gefallen . Aber, oh Gott, er folgte ihnen bereitwillig, und sie wusste warum. Sie schloss die Augen, als die Tür zufiel und heller Zorn in ihr aufloderte. Er wollte alles vermeiden, was die Aufmerksamkeit auf sie lenken könnte. Er widersetzte sich nur deshalb nicht, weil er fürchtete, dass sie sich an ihr rächen würden.
Sie biss in ihre Faust, um den Schluchzer zu unterdrücken, der sich wie ein bösartiges Krebsgeschwür in ihr ausbreitete. Sie würde nicht weinen. Sie würde sich nicht von der Verzweiflung überwältigen lassen. Garrett würde sie brauchen. Sie musste stark sein und ruhig bleiben. So wie er. Sie würde ihn nicht im Stich lassen, wenn er ein derart großes Opfer für sie brachte.
Sie sprang auf, rannte zur Tür und presste, angestrengt lauschend, das Ohr dagegen. Sie musste es wissen. Sie wollte nicht, aber sie war es Garrett zumindest schuldig zu erfahren, was ihm angetan wurde.
Das Gemurmel der Stimmen nahm kein Ende. Sie verhörten ihn in gebrochenem Englisch, und seine Antworten waren kurz angebunden und unverbindlich, eine subtile Art und Weise ihnen mitzuteilen, dass sie ihm den Buckel runterrutschen konnten. Nach jeder seiner nichtssagenden Antworten verkrampfte sie sich, weil sie damit rechnete zu hören, wie sie ihn wieder schlugen.
Aber die Befragung wurde fortgesetzt, stundenlang, wie ihr schien. Sie sackte an der Tür zusammen. Ihre Beine waren taub, ihre Knie zitterten, und sie war schweißgebadet.
Und dann ging es los. Sie zuckte zusammen, als die ersten Geräusche von Gewaltanwendung an ihr Ohr drangen. Sie hielt so lange die Luft an, bis ihr schwindelig wurde. Mehr Fragen. Weitere Schläge. Diesmal kamen sie langsamer und anscheinend kalkulierter.
Die ganze Zeit blieb Garrett stumm. Wie er das schaffte, war ihr ein Rätsel. Wie konnte jemand einen so starken Willen haben, dass er solche Schmerzen erduldete, ohne dem Drang zu schreien nachzugeben? Als sie
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