KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
irgendwann hörte, wie Stuhlbeine über den Boden scharrten und sich Schritte der Tür näherten, wich sie bis in den hintersten Winkel an die Wand neben die Pritsche zurück. Und wartete.
Die Tür wurde aufgerissen, aber diesmal erschien nur ein Mann – ohne Garrett. Er starrte sie lange an, dann durchquerte er den Raum. Er brüllte ihr einen spanischen Redeschwall entgegen, aber sie blickte nicht auf, um ihre Angst vor ihm zu verbergen.
Er packte mit einer Hand ihre Haare, mit der anderen ihren Arm. Er zerrte sie hoch und schubste sie auf die Tür zu, ohne seinen Griff auch nur für eine Sekunde zu lockern. Während er sie in den Raum stieß, schloss sie, vom Licht geblendet, die Augen und blinzelte mehrmals, um sich daran zu gewöhnen.
Als sie Garrett sah, schnappte sie nach Luft. Er saß mit hinter dem Rücken gefesselten Armen auf einem Stuhl und war ihnen hilflos ausgeliefert. Blut strömte ihm aus Mund und Nase. Er sah müde und erschöpft aus, aber sowie er den Kopf hob und sie bemerkte, trat ein mörderischer Ausdruck in seine Augen.
Sein Blick schärfte sich. Auch wenn er zuvor halb bewusstlos gewirkt hatte, war er jetzt hellwach und angespannt, und nichts entging seinem Blick.
Der Mann, der neben Garrett stand, legte das Stück Holz, das er in der Hand hielt, beiseite und ging mit ausdrucksloser Miene auf Sarah zu. Sie schaute an ihm vorbei, direkt in Garretts Augen, und versuchte ihre ganze Kraft in diesen Blick zu legen und sie auf ihn zu übertragen. Sie ließ sich ihre Angst nicht anmerken, und das war das Schwerste, was sie je getan hatte. Im Stillen flehte sie ihn an, nichts Unbedachtes zu tun, nicht den Zorn der Männer auf sich zu ziehen. Denn viel mehr würde er nicht verkraften können.
Der Mann umkreiste sie wie eine Katze ihre Beute. Mit eindeutigen Absichten ließ er seine Blicke über ihren Körper wandern, trat dann ganz dicht an sie heran und berührte ihre Wange. Sie zuckte nicht zurück, sah ihn aber auch nicht an.
Er drehte sich zu Garrett um, während er weiterhin unaufhörlich ihre Wange streichelte.
»Meine Männer sind ganz heiß darauf, es mit deiner Frau zu treiben«, sagte er. »Und du lieferst mir nicht einen einzigen Grund, warum ich sie davon abhalten sollte.«
Dieser Mann sprach ein fast perfektes Englisch, mit einem ganz leichten Akzent. Er hatte eindeutig das Sagen hier, und zweifellos war er auch derjenige, der Garrett die meisten Verletzungen zugefügt hatte. Sie musste sich sehr zusammenreißen, um ihm nicht das Knie in die Eier zu rammen.
Aber sie blieb stehen, stoisch und regungslos, während sie die ganze Zeit Garrett anstarrte und ihm zu verstehen gab, dass mit ihr alles in Ordnung sei.
»Sagen Sie mir, was ich wissen will, oder ich überlasse sie ihnen.«
Garrett blähte die Nasenlöcher. Seine Blicke waren so tödlich, dass sie fröstelte.
»Ich verrate es Ihnen«, sagte er schließlich. »Lassen Sie sie in Ruhe. Von ihr werden sie nicht bekommen, was sie wollen. Ich bin derjenige, der das Lösegeld beschaffen kann.«
Der Mann lächelte, seine Augen blitzten triumphierend. »Ich hatte so ein Gefühl, dass Sie sich meiner Sichtweise anschließen würden.« Er drehte sich um und winkte einen seiner Männer heran. Der andere Mann griff nach Sarahs Arm und schleifte sie aus dem Zimmer. Sie wandte sich um, ein letztes Mal trafen sich Garretts und ihr Blick. Zu ihrem Erstaunen blinzelte er ihr zu. Fast wäre es ihr entgangen, so schnell war die Bewegung. Und beinahe ebenso schnell richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Entführer.
Abermals wurde Sarah in den dunklen Raum gestoßen, und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Sie stolperte auf die Wand zu, und dieses Mal legte sie sich hin und rollte sich auf der Matratze zusammen. Etwas in ihr war bei Garretts Anblick zerbrochen. Ihr wurde schlecht. Keuchend und hustend stürzte sie in die Ecke. Sie hatte nichts im Bauch, was hätte herauskommen können, aber ihr Magen rebellierte trotzdem. Ein trockenes Würgen erschütterte ihren Körper. Sie holte tief Luft, doch der penetrante Gestank nach Urin und Schweiß vergrößerte ihre Übelkeit nur.
Als sie sich endlich wieder unter Kontrolle hatte und die schrecklichen Krämpfe in ihren Eingeweiden nachließen, kroch sie zur Matratze zurück, wo sie schwach und zittrig zusammenbrach – und sich schämte. Sie musste sich zusammenreißen, bevor sie Garrett zurückbrachten – falls sie ihn zurückbrachten. Das hier waren keine Männer von Ehre, die
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