KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
Himmel.
»Nimm dich meiner Jungs an«, flüsterte sie. »Bring sie zu uns zurück. Ohne sie ist diese Familie nicht komplett.«
27
Sarah saß mit angezogenen Knien neben der Matratze auf dem Boden, während Garrett an ihrer Seite vor sich hin döste. Sie wollte kein Hasenfuß sein, doch tatsächlich war sie vollkommen außer sich vor Angst. Sie bemühte sich, daran zu glauben, dass sie und Garrett gerettet werden würden, aber trotz aller Anstrengungen sickerte der Zweifel heimtückisch in ihre Gedanken.
Bislang hatte Garrett allerdings recht behalten. Den ganzen langen Tag über hatten ihre Entführer sie in der Dunkelheit und Stille allein gelassen. Kein Laut drang durch die Tür. Kein Essen. Kein Wasser. Das fehlende Essen machte ihr noch nichts aus, aber sie war durstig.
Sie schämte sich in Grund und Boden, dass es keine Möglichkeit gab, sich zu erleichtern. Also hatte sie gewartet, bis Garrett eingenickt war, bevor sie sich in die Ecke gehockt hatte. Wäre er wach und Zeuge ihrer Schmach gewesen, sie wäre auf der Stelle tot umgefallen.
Sie legte den Kopf auf die Knie und wiegte sich vor und zurück, während sie versuchte, die Fassung zu wahren und sich nicht von Panik überwältigen zu lassen. Für Garrett musste sie stark sein, nicht hilflos.
Das Ausmaß seiner Verletzungen nicht zu kennen, machte sie schier verrückt vor Sorge. Immer wieder beugte sie sich über ihn, um dem beruhigenden Klang seiner Atemzüge zu lauschen. Danach nahm sie ihren Posten wieder ein, saß da und wartete. Wachte über Garrett, wie er über sie gewacht hatte.
Garrett bewegte sich, und sie schaute auf und sah, wie er den Kopf hob und sich umschaute. Ihre Blicke trafen sich, und er streckte die Hand nach ihr aus, als wollte er sich vergewissern, dass sie da und in Sicherheit war. Sie nahm und drückte sie.
»Wie geht es dir?«, flüsterte sie.
»Alles in Ordnung, mach dir keine Gedanken. Ich bin nur ein bisschen angeschlagen. Ich glaube, es ist nicht so schlimm, wie es sich zunächst angefühlt hat.«
Die gezwungene Fröhlichkeit in seiner Stimme ließ ihr Herz schmelzen. Er tat alles, was in seiner Macht stand, damit sie nicht den Mut verlor, sondern Zuversicht bewahrte.
»Dann bist du also ganz wild darauf, denen so richtig die Hölle heißzumachen«, neckte sie ihn. »Worauf wartest du noch? Zusammen können wir bestimmt die Tür einschlagen.«
»Ganz so fit bin ich vielleicht doch noch nicht«, gab er trocken zurück. »Kannst du mir helfen? Ich würde mich gerne mal aufsetzen und testen, wie es um meine Rippen steht.«
Sie kniete sich hin, damit er seinen Arm um ihre Schultern legen konnte. »Bereit?«
»Bereit.«
Er stöhnte, als er sich aufrichtete.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie ängstlich.
Er brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Dann rieb er sich über den Bauch. »Alles okay. Nur ein paar Prellungen, glaube ich. Ich habe das Gefühl, als hätten sie sorgsam darauf geachtet, mich ordentlich zu vermöbeln, ohne mir was zu brechen. Zumindest kommt es mir vor, als wäre nichts gebrochen. Ich bin nur steif, und alles tut weh.« Sie ließ seinen Arm auf ihren Schultern liegen und lehnte sich an ihn. Dann schlang sie die Arme um seine Taille und ließ den Kopf an seine Brust sinken.
»Ich weiß, dass du Angst hast, Sarah. Aber wir stehen das durch, versprochen. Mein Team wird kommen.«
Für einen kurzen Augenblick presste sie die Lippen zusammen. Dann stellte sie die Frage, die sie bereits seit der vergangenen Nacht quälte, als er dasselbe schon einmal gesagt hatte. »Aber wie soll das gehen? Ich meine, woher wissen sie, wo sie uns finden können?«
Er drehte den Kopf zu ihr und küsste sie auf die Schläfe. »Peilsender. Unser SOS-System, sozusagen. Ich habe ihn aktiviert, als wir auf die Straßensperre gestoßen sind, und ihn unter dem Vordersitz des Geländewagens befestigt.«
»Du hast es also gewusst«, murmelte sie.
»Dass es mies für uns aussah? Ja. Und wenn sich herausgestellt hätte, dass es falscher Alarm war, hätte ich mich immer noch melden können. Aber eigentlich war von Anfang an klar, dass wir in der Scheiße stecken.«
Sie lachte leise. »Kriegst du eigentlich manchmal Komplimente für deine geschliffene Ausdrucksweise?«
»Ja klar, andauernd«, antwortete er lässig.
Er hob ihr Kinn. »Komm mal her«, sagte er und senkte seinen Mund auf ihren.
Sie leistete keinen Widerstand, und ihre Lippen verschmolzen miteinander. Bislang war sie herzzerreißend sanft mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher