KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
gewesen, ob sie Garrett vertrauen konnte – zunächst. Das hatte sich inzwischen geändert, und mittlerweile war er der Einzige, dem sie überhaupt vertraute.
Und sie schämte sich. Das, was passiert war, hatte sie zutiefst gedemütigt. Das Gefühl, verraten worden zu sein, war so betäubend gewesen, dass es ihr unvorstellbar erschienen war, irgendwem davon zu erzählen. Auch nicht Marcus – ganz besonders nicht Marcus.
Garrett musste haargenau erfahren, womit er es zu tun hatte. Denn als er ihr erzählt hatte, dass Allens Bruder jemanden angeheuert hatte, um sie zu finden, war ihr klar geworden, dass sie eine Bedrohung für Stanley Cross darstellte. Falls sie jemals vor Gericht gezerrt werden sollte, um wegen des Mordes an Stanleys Bruder gegen Marcus auszusagen, würde die ganze schmutzige Geschichte ans Licht kommen. Allen war tot, aber Stanley nicht. Und er konnte immer noch für seine Rolle bei ihrer Vergewaltigung zur Rechenschaft gezogen werden.
»Sarah?«
Der fragende Tonfall in Garretts Stimme verriet ihr, dass er merkte, wie bedrückt sie war. Aber sie konnte es ihm noch nicht sagen. Nicht jetzt, nicht vor seinen Männern, obwohl sie es früher oder später ebenfalls erfahren mussten.
Also schüttelte sie den Kopf, um Garrett zu beruhigen. Später, nachdem er verarztet worden wäre, würde sie endlich auch ihr letztes Geheimnis preisgeben.
31
»Okay, jetzt da der Doktor euch versichert hat, dass ich nicht im Sterben liege, könntet ihr bitte aufhören, mich zu bemuttern?«, murrte Garrett, als sie die kleine Klinik verließen, in die Rio ihn zur Untersuchung gebracht hatte.
Sarah verdrehte die Augen. »Diese ganzen Prellungen sind aber auch nicht zu unterschätzen.«
»Es ist nichts gebrochen«, erinnerte Garrett sie. »Ein paar angeknackste Rippen wahrscheinlich, aber das passiert mir nicht zum ersten Mal.«
Sie standen in der Sonne neben dem Transporter, der sie die dreißig Meilen von Corozal hierhergebracht hatte. Rio und seine Männer standen bei ihnen, und Garrett lehnte sich an den Wagen und sah seinen Teamführer an.
»Okay, und was jetzt? Ich nehme an, du hast irgendwo in der Wildnis ein Versteck, wo wir untertauchen können. Donovan wollte uns nach Alaska schicken, aber das kommt nicht mehr infrage. Zu riskant. Ich will nicht, dass Sarah so lange wie auf dem Präsentierteller unterwegs ist.«
Außerdem musste es ein Ort sein, zu dem sie Lattimer einigermaßen problemlos hinlocken konnten. Je eher sie diesen Wahnsinn beendeten, desto eher wäre Sarah wieder in Sicherheit, und dann konnte er endlich reinen Tisch machen.
»Ja«, sagte Rio. »Wie es der Zufall will. Es ist immer gut, ein paar Schlupfwinkel zu haben, von denen selbst die Bosse nichts wissen.«
Garrett warf ihm einen durchdringenden Blick zu. Rio zuckte mit den Schultern. »Ich wäre schön blöd, wenn ich mich nicht für alle Eventualitäten wappnen würde.«
Dagegen konnte Garrett nichts einwenden.
»Ich habe ein Haus am Belize River, ein paar Meilen vom nächstgelegenen Dorf entfernt. Es ist bestens ausgestattet, abgeschieden und bietet uns mehrere Fluchtmöglichkeiten. Ich habe dort einen Hubschrauber und ein Boot. Wir können von einem Moment auf den anderen abhauen, auf dem Luft-, Wasser- oder Landweg.«
»Und wie groß ist dieser Unterschlupf?«, fragte Garrett. Er hatte wenig Lust auf eine beengte Behausung, in der sich sechs Männer gegenseitig auf die Zehen traten.
Rio grinste. »Groß genug. Außerdem werden wir rund um das Haus Wachposten aufstellen. Niemand kommt näher ran als eine Meile, außer wir wollen es.«
Da er genügend Schmerzmittel eingenommen hatte, war die Fahrt über die unwegsamen Straßen nicht so schlimm, wie sie hätte sein können. Als sie auf die gewundene Zufahrt zu Rios sicherem Zufluchtsort einbogen, fühlte sich Garrett trotzdem wie nach einer erneuten Tracht Prügel.
Es gab ein großes Sicherheitstor, das von der Straße aus nicht zu sehen war. Auf den Torpfosten zu beiden Seiten waren Überwachungskameras angebracht, und Garrett hob eine Augenbraue, als Rio das Tor mithilfe einer Fernbedienung öffnete.
»Wie viel genau zahlen wir dir eigentlich, Mann?«, witzelte er.
Rio schnaubte. »Nicht mal annähernd genug.«
Die Zufahrt war eine halbe Meile lang und schlängelte sich eine Anhöhe hinauf. Rios Haus stand hoch oben auf einem Hügel und war auf allen Seiten von dichtem Wald umgeben.
Garrett stieß einen Pfiff aus, als das Anwesen in Sicht kam. Er hatte einen Schuppen
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