KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
darauf half er ihr aus dem Wagen und führte sie hinunter zu einem der Boote.
Sarahs Gang war steif, wie der einer alten Frau, als wäre jeglicher Widerstand gebrochen. Ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet, und nicht ein einziges Mal hob sie den Kopf, um sich nach Garrett umzusehen.
Einige andere Männer aus Resnicks Team führten den Scharfschützen ab, dem man die Hände mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt hatte. Der Rest seiner Leute säuberte schnell und effizient den Tatort und trug Marcus’ Leiche fort. Fünf Minuten später waren nur noch Garrett und seine Männer übrig.
Rio beobachtete die Rauchentwicklung und schaute dann in Richtung seines Hauses.
»Glaubst du, dein Haus wird dran glauben müssen?«, fragte Garrett leise.
Rio zuckte mit den Schultern. »Wenn ja, dann ist es eben so. Ich kann nicht viel dagegen tun. Notfalls muss ich es eben wieder aufbauen.«
»Wir sollten verschwinden«, sagte Steele knapp. »Ich will nicht hier sein, wenn die örtliche Polizei aufkreuzt.«
»Haut ruhig ab«, erwiderte Rio. »Meine Männer und ich bleiben und klären das mit den einheimischen Behörden. Ich habe Kontakte. Wir kommen schon zurecht.« Er schaute Garrett an und sagte zu ihm: »Fahr du mit Steele und seinem Team mit. Seht zu, dass ihr außer Landes kommt. Das Boot bringt euch flussabwärts zu einem Hubschrauber.«
»Bist du dir ganz sicher?«
»Ja. Völlig sicher«, erwiderte Rio.
Garrett bedeutete Steele und seinem Team, ihm zum Landesteg zu folgen. Sie eilten zum Fluss hinunter und stiegen in das letzte noch verbliebene Boot. In einigen knappen kreolischen Sätzen gab Rio dem jungen Bootsführer Anweisungen und winkte Garrett nach, als das Boot ablegte.
»Du lässt sie einfach so gehen?«, fragte P . J.
Überrascht wandte Garrett sich zu P . J. um. »Was willst du damit sagen?«, knurrte er verärgert.
»Mir ist aufgefallen, wie du sie angeschaut hast … Und trotzdem überlässt du sie einfach diesem Arschloch Resnick?«
»Halt dich da raus, Rutherford. Du hast keine Ahnung, wovon du redest.«
»Männer sind solche Idioten«, murmelte sie. »Sie hat gerade miterleben müssen, wie ihr Bruder ermordet wurde. Natürlich ist sie wütend. Aber sie braucht dich an ihrer Seite und nicht Hunderte von Meilen weit weg, während Resnick sie auseinandernimmt.«
»Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor ich mich um Sarah kümmern kann«, entgegnete Garrett abweisend.
P . J. schnaubte und drehte ihm den Rücken zu. Sehr zu Garretts Überraschung verzog auch Steele das Gesicht.
»Du nicht auch noch«, murmelte Garrett. »Du bist doch sonst immer der gefühllose Roboter. Ich kann das jetzt echt nicht gebrauchen, dass du mir auch noch Stress machst.«
Ein amüsiertes Lächeln zeigte sich auf Steeles Gesicht, aber er enthielt sich jeglichen Kommentars und richtete seine Aufmerksamkeit stattdessen wieder auf das Ufer und die von dort möglicherweise drohenden Gefahren.
Sie fuhren zunächst eine Meile den Fluss hinauf und bogen dann in einen der Seitenarme ab, die tiefer ins Landesinnere führten. Als sie sich in dem Nebenfluss einer scharfen Biegung näherten, wurde das Wasser sehr seicht. Kaum waren sie nach links in eine Bucht abgebogen, kam bereits ein Hubschrauber in Sicht.
Garrett stieg zusammen mit Steele und seinen Männern vom Boot in den Hubschrauber um. Nachdem er abgehoben hatte und dicht über dem Boden dahinflog, starrte Garrett aus dem Fenster und fragte sich, wie es Sarah wohl gehen mochte. Resnick hatte geschworen, sich gut um sie zu kümmern, und Garrett wusste, dass er sein Versprechen halten würde. Er war gar nicht so schlimm, wie Garrett und seine Brüder immer taten.
Vielleicht hatte er sich wirklich wie ein Feigling verhalten, aber er musste noch einiges klären, bevor er Sarah wieder unter die Augen treten konnte. Er konnte es nicht riskieren, diese Sache mit ihr zu vermasseln. Zuerst musste er jede mögliche Bedrohung für sie aus dem Weg räumen. Erst dann konnte er zu ihr zurückkehren und um ihr Verständnis bitten.
Vielleicht hatte sie die erste Trauerphase dann schon ein wenig überwunden. Vielleicht konnte sie die Dinge bis dahin in einem anderen Licht sehen.
Eins wusste er mit Sicherheit, und er hatte es bereits in dem Moment gewusst, als sie ihn mit dieser Mischung aus Schmerz und Enttäuschung über seinen Verrat angesehen hatte: Er liebte sie, und er würde nichts unversucht lassen, damit sie Teil seines Lebens wurde – bis dass der Tod sie
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