KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
schied. Eine Alternative gab es dazu schlichtweg nicht. Und wenn es den Rest seines Lebens dauerte, sie zu überzeugen, dann würde er genau das sein Leben lang tun.
39
Rusty trottete vom Schulgebäude zum Schülerparkplatz. Schon wieder so ein beschissener Tag. Allmählich sah es aus, als würde das ganze Jahr so beschissen bleiben. Ihr Abschlussjahr. Was die Leute bloß immer für ein Gehabe um das Abschlussjahr machten! Magisch! Die beste Zeit des Lebens! Beinahe hätte sie laut gelacht. Das einzig Gute bisher war, dass Matt Winfree die Klappe hielt. Sie hatte keine Ahnung, was Sean zu ihm gesagt hatte, aber es hatte gewirkt. Vorerst zumindest. Stattdessen mieden er und seine Clique sie jetzt wie eine Aussätzige.
Wenigstens hatte sie ihren Wagen zurückbekommen, und er war fast wie neu. Sie hatte Angst gehabt, dass Marlene und Frank ihn ihr nicht wiedergeben würden, nach allem, was passiert war. Aber sie hatten ihr einfach den Schlüssel in die Hand gedrückt und nur gesagt, dass niemand außer ihr den Wagen fahren dürfe. Kein Problem, solch einen blöden Fehler würde sie kein zweites Mal machen.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie die Männer auf dem Parkplatz erst bemerkte, als plötzlich Stimmengemurmel an ihr Ohr drang. Ihr fiel die Kinnlade runter, und ihr erster Gedanke war: Mist, was habe ich jetzt wieder angestellt?
Die Kelly-Brüder – na ja, fast alle – standen in einer perfekten Reihe nebeneinander da. Sogar Garrett war mit dabei, wo er doch angeblich auf einer supergeheimen Mission sein sollte. Alle machten sich irgendwie Sorgen, dass er tief in der Scheiße steckte.
Links außen stand Sam, daneben Ethan, dann kam Donovan und schließlich Garrett. Sie trugen Tarnanzüge mit entsprechenden Stiefeln und allem, was sonst noch dazugehörte. Verdammt, so wie sie daherkamen, wollten sie bestimmt jemandem kräftig die Hölle heißmachen. Sie seufzte. Vermutlich ihr.
»Winfree, wir haben schon auf dich gewartet«, rief Garrett.
Mist, verdammter. Das war ja noch schlimmer. Vorsichtig warf sie einen Blick hinter sich. Matt stand einige Meter entfernt und sah aus, als würde er sich gleich in die Hose machen. Vielleicht würde das hier doch nicht so übel werden.
»Komm her, Junge«, sagte Sam in einem Ton, dem man sich einfach nicht widersetzen konnte.
»Ja, Sir?«, fragte Matt, während er vorsichtig näher schlich.
»Wir haben gehört, dass du unsere Schwester belästigt hast«, sagte Ethan.
Rusty starrte die finster dreinblickenden Brüder mit offenem Mund an. Überraschenderweise traten ihr brennende Tränen in die Augen.
Donovan trat einen Schritt vor und sah Matt grimmig an. Matt schien ein paar Zentimeter zu schrumpfen und wurde noch eine Spur blasser. »Weißt du, was wir mit miesen Typen wie dir machen?«, fragte Donovan.
»N…nein, Sir.«
»Ich habe nicht das Geringste übrig für kleine Arschlöcher, die Frauen verprügeln«, knurrte Donovan. »Schon gar nicht, wenn die Frau zufällig zu meiner Familie gehört. Lass mich dir einen Rat geben, Winfree. Halt dich von Rusty fern. Sollte ich dich auch nur ein einziges Mal dabei erwischen, wie du in ihrer Nähe rumlungerst oder ihren Namen irgendwo erwähnst, dann suche ich mir ein dunkles Loch für deine Leiche. Und du kannst sicher sein, dass dich dort niemand finden wird. Hast du mich verstanden?«
Matt nickte hektisch, die Augen weit aufgerissen wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Rusty wischte sich über die Augen. Auf keinen Fall würde sie jetzt anfangen zu heulen, auch wenn sie das Gefühl hatte, ihr müsste gleich die Brust platzen. Unsere Schwester. Sie hatten sie »unsere Schwester« genannt. Sie war ein Mitglied ihrer Familie. Sie standen zu ihr. Verdammt, sie hatten dem Typen gerade angedroht ihn umzubringen, falls er sie jemals wieder belästigen sollte.
Verwundert starrte sie die Brüder an, während Matt zu seinem Wagen rannte. Einen Moment später raste sein Wagen mit quietschenden Reifen vom Parkplatz.
»Ich kann nicht glauben, dass ihr das getan habt«, flüsterte sie. »Für mich.«
Sam schnitt eine Grimasse, dann trat er auf sie zu, und sein Gesichtsausdruck wurde freundlicher. »Wir haben das völlig ernst gemeint. Du bist unsere Schwester. Mom hat dich unter ihre Fittiche genommen, also bist du jetzt ihr Küken. Niemand legt sich mit den Kellys an, und ich meine wirklich niemand. Du bist inzwischen lange genug bei uns, um das zu wissen. Du bist jetzt eine Kelly, also macht auch dir niemand
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