KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
ob vom Regen oder weil sie weinte, konnte er nicht feststellen. Er legte die Hand an ihre Wange, ihre Haut war eiskalt. Sie zitterte wie Espenlaub und versuchte sofort, sich wieder in seine Arme zu retten. »Sarah«, wiederholte er, nun etwas bestimmter. »Was ist denn los? Was ist passiert?«
Die totale Leere in ihrer Miene beunruhigte ihn. Das Zittern ließ nicht nach, wurde sogar noch schlimmer. Ihre Knie gaben nach, und wenn er sie nicht gestützt hätte, wäre sie gefallen.
Fluchend führte er sie zur Couch und setzte sie hin. Dann holte er rasch eine Decke, legte sie ihr sanft um die Schultern und wickelte sie darin ein, damit ihr wieder warm wurde.
Ihre Lippen zitterten, sie schloss die Augen. Sie senkte den Kopf und zog die Schultern hoch, als wollte sie sich von der Welt zurückziehen.
Er setzte sich neben sie, nahm sie in die Arme und hielt sie ganz fest, um sie zu wärmen. Dass sie völlig durchnässt war, war ihm egal. Er drückte ihren Kopf sanft unter sein Kinn und strich ihr beruhigend übers nasse Haar.
»Hey, jetzt ist alles gut. Du bist bei mir. Niemand kann dir hier was tun. Du bist in Sicherheit.«
Sie kuschelte sich eng an ihn und schlang die Arme verzweifelt um seine Taille. Schließlich gab er auf, hob sie auf seinen Schoß und zog die Decke um sie beide herum.
Ihm wurde klar, dass er kein Wort aus ihr herausbringen würde, solange der Schock nicht nachließ. Deshalb konzentrierte er sich darauf, sie zu wärmen und ihr die entsetzliche Angst, die er in ihren Augen sah, etwas zu nehmen.
»Ist ja alles gut«, flüsterte er und strich über ihren Arm. »Du bist in Sicherheit. Versuch, gleichmäßig und tief zu atmen.«
Sie zitterte immer noch stark, also umarmte er sie fester. Eng umschlungen hockten sie auf der Couch, sodass seine Kleidung die Nässe ihres Schlafanzugs aufsog.
Langsam beruhigte sich ihr Pulsschlag wieder, das unregelmäßige Hämmern verschwand. Sie hob den Kopf und stieß gegen sein Kinn, als sie zu dem Tischchen hinüberblickte, auf dem seine Pistole lag.
»Du hast eine Waffe«, sagte sie leise.
Er zuckte zusammen. Das war ja klar, dass sie die sofort bemerken würde. Wahrscheinlich war sie eine der Frauen, die beim Anblick einer Waffe in Ohnmacht fielen.
»Ja.«
Sie schob ihn von sich und schaute ihm in die Augen. »Kann ich sie haben?«
So konnte man sich täuschen. Verdattert schaute er sie an. Sie meinte es vollkommen ernst. Scheiße.
Er strich ihr über die Wange und zog ihr eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr. »Sarah, jetzt erzähl mir doch, was passiert ist.«
Sie atmete tief durch. »Jemand war in meinem Haus. Ich habe ihn gehört.«
Ruckartig setzte Garrett sich auf und hätte sie dabei fast von seinem Schoß gestoßen. Schnell packte er sie bei den Armen und zog sie wieder an sich. Aber er setzte sich aufrecht hin und ließ sich durch den Kopf gehen, was er soeben gehört hatte.
»Wie zum Henker bist du denn da rausgekommen? Bist du verletzt? Erzähl mir, was passiert ist. Alles.«
»Ich bin aus dem Fenster geklettert. Ich weiß, das hört sich nicht gerade tapfer an, aber ich war vor Angst wie versteinert. Ich musste mich regelrecht zwingen, mich in Bewegung zu setzen.«
Instinktiv wollte er sie trösten und berührte mit den Lippen ihr Haar. »Geh nicht so hart mit dir ins Gericht, Süße. Angst kann auch den stärksten Kämpfer lähmen. Jetzt erzähl mir den Rest.«
»Ich habe den Schrank vom Fenster weggerückt und bin rausgeklettert.«
»Wo hast du das Geräusch gehört?«
Sie runzelte die Stirn. »In der Küche. Es hat geknarrt, als ob jemand einen Schrank geöffnet hat. Davon bin ich wach geworden. Erst habe ich noch gedacht, ich würde träumen.«
»Könnte es sein, dass du tatsächlich geträumt hast?«
Sie hob ruckartig den Kopf und funkelte ihn an. »Ich bin nicht verrückt, Garrett. Er war da. Ich habe ihn gehört.«
»Schhh. Ich glaube dir ja, Sarah.«
»Ich kann da nicht bleiben.« Sie schluchzte. »Mein Gott, ich halte das nicht aus.« Sie schlug ihm mit der Faust an die Brust, dann sank ihr Kopf auf seine Schulter.
Garrett nahm sie in die Arme, wiegte sie leicht vor und zurück und flüsterte ihr bedeutungslose Worte ins Ohr, die sie beruhigen sollten. So zerbrechlich und verängstigt, wie sie war, erinnerte sie ihn sehr an Rachel. Sarah stand kurz vor dem völligen Zusammenbruch, und er fragte sich, ob das nun der Tropfen gewesen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Über kurz oder lang würde sie unter der
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