KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
drückte seine Hand so fest, dass sie fast seine Durchblutung zum Stocken brachte. Wahnsinn, für so eine kleine Frau hatte sie wahrlich einen festen Griff. Sie schloss die Augen und atmete ein paarmal flach durch die Nase. Sollte sie nicht irgendwie gleichmäßiger und tiefer durchatmen?
Panik erfasste ihn. Auf in den Krieg? Kein Problem. Aber eine Schwangere kurz vor der Entbindung? Ihm brach der Schweiß aus.
Als die Wehe nachließ, ging sie in Richtung Tür, und er beeilte sich, an ihrer Seite zu bleiben. Er hob ihre Tasche auf und griff gleichzeitig zum Handy. Das war wirklich ein guter Zeitpunkt, um nicht erreichbar zu sein. Was dachte sich Sam bloß dabei? Sophie hätte ja völlig auf sich allein gestellt sein können. Sie war auf sich allein gestellt, bis er aufgetaucht war.
Er führte Sophie zu seinem Pick-up, und anstatt ihr beim Einsteigen behilflich zu sein, hob er sie einfach hoch und setzte sie vorsichtig auf den Beifahrersitz. Dann tätschelte er ungeschickt ihr Bein und lief um den Wagen herum.
Als Erstes rief er Sam an, bekam aber keine Antwort, als Nächstes versuchte er es bei seiner Mutter.
»Mom, ist Sam bei euch?«, fragte er, sobald sie sich meldete.
»Garrett? Bist du wieder da?«
»Ja. Hör mal, ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich brauche unbedingt Sam. Wo zum Teufel ist er?«
Sie antwortete nicht gleich. »Er hilft deinem Vater und deinen Brüdern. Sie suchen Rusty. Sie ist nach der Schule nicht nach Hause gekommen.«
Scheiße. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ausgerechnet jetzt musste Rusty, dieses verantwortungslose Gör, Ärger machen, wo ohnehin schon Chaos herrschte.
»Bei Sophie haben die Wehen eingesetzt. Ich bin mit ihr auf dem Weg ins Krankenhaus. Sam geht nicht an sein Handy. Er soll seinen Arsch gefälligst so schnell wie möglich ins Krankenhaus bewegen, um seiner Frau beizustehen.«
Rusty sollte der Teufel holen. Er sagte das nicht laut, aber seine Mutter war nicht blöd. Sie hörte aus seiner Stimme sehr wohl heraus, was er dachte.
»Ach, du meine Güte«, stöhnte Marlene. »Ich hole ihn. Ich rufe deinen Vater an. Sag Sophie, ich bin schon unterwegs. Sie soll sich keine Sorgen machen.«
Ja klar, er würde einer Schwangeren, die eine Bowlingkugel aus dem Uterus pressen musste, sagen, sie solle sich keine Sorgen machen. Sonst noch was?
»Ich muss Schluss machen, Mom. Finde Sam. Ich muss mich um Sophie kümmern.«
Er warf das Handy beiseite und sah Sophie an, die den Türgriff umklammert hielt.
»Alles wird gut.« Hoffentlich log er nicht. Was wusste er schon über Frauen mit Wehen? »Mom gibt Sam Bescheid. Er wird bald da sein. Das lässt er sich bestimmt nicht entgehen.«
Sophie schien viel weniger besorgt zu sein als er.
»Was ist denn los?«, fragte sie.
»Diese verdammte Rusty. Sie ist von der Schule nicht nach Hause gekommen. Offenbar sind jetzt alle auf der Suche nach ihr.«
Sophie runzelte die Stirn. »Hoffentlich ist ihr nichts passiert.«
Garrett schüttelte den Kopf. »Ich hoffe für sie, dass sie einen guten Grund hat, so einen Zirkus zu veranstalten. Und der einzige Grund wäre, dass sie im Krankenhaus liegt.«
Sophie legte ihm die Hand auf den Arm. »Mir geht es gut, Garrett. Wirklich. Ich habe Wehen, aber bis es so weit ist, dauert es sicher noch eine Weile.«
»Sollte ich nicht eigentlich dir gut zureden?«
Sie lächelte. »Ja, schon. Und ich würde mich gegen ein bisschen Mitgefühl oder ein paar Streicheleinheiten auch nicht sträuben. Ein bisschen nervös bin ich schon. Irgendwie habe ich die eigentliche Geburt bisher immer verdrängt. Es tut ganz schön weh.«
Garrett verzog das Gesicht, nahm dann ihre Hand und drückte sie beruhigend. »Tut mir leid, Süße. Ich bin ein gefühlloser Trottel, aber ich glaube, da erzähle ich dir nichts Neues. Gibt es irgendwas, das ich tun kann, um es dir angenehmer zu machen?«
»Du könntest an meiner Stelle das Baby auf die Welt bringen.«
»Um Gottes willen, lieber nicht«, rief er.
Sie lachte. »Stell dich nicht so an. Die Kugel hast du ohne einen Muckser weggesteckt.«
»Das ist doch was ganz anderes.«
»Wie wäre es, wenn du mich einfach so schnell wie möglich hinbringst? Vielleicht ist ja noch genug Zeit für eine PDA.«
»Das lässt sich machen.«
Er drückte aufs Gaspedal und fuhr so schnell es ging, ohne gegen einen Baum zu prallen. Normalerweise dauerte die Fahrt zum Krankenhaus eine halbe Stunde, er schaffte es in zwanzig Minuten.
»Mach keine große Szene«, bat sie
Weitere Kostenlose Bücher