KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
sollte jetzt wohl lieber verschwinden«, sagte Garrett.
»Willst du bei der Geburt deiner Nichte nicht dabei sein?«
Garrett schluckte. »Du willst, dass ich da zuschaue?« Er versuchte, das Entsetzen in seiner Stimme zu verbergen, scheiterte aber kläglich.
Lachend schlug Sam ihm auf den Rücken. »Du kannst hierbleiben, bis es blutig wird, und dann im Flur draußen warten. Wahrscheinlich taucht ohnehin bald die ganze Familie auf.«
Garrett fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er musste Donovan sprechen und sich einen Plan zurechtlegen wegen Sarah, um möglichst bald wieder aufzubrechen. Aber wie konnte er jetzt abhauen, wenn seine Nichte zur Welt kam? Auch Donovan würde lieber hier sein, als in der Einsatzzentrale vor seinem Computer zu sitzen und Sarah zu suchen.
Sam kniff die Augen zusammen. »Was gibt es Neues zu Sarah Daniels? Abgesehen davon, dass du sie aus den Augen verloren hast.«
»Jemand ist in ihr Ferienhaus eingebrochen und hat ihr eine Heidenangst eingejagt. Deshalb ist sie abgehauen.«
»Und warum willst du Resnick nicht auf dem aktuellen Stand halten? Was soll das?«
»Wie wäre es, wenn du dich um Sophie kümmerst und mir Resnick und Sarah Daniels überlässt?«
Sam runzelte die Stirn, aber in dem Moment entfernten sich die Krankenschwestern, und Sophie schaute zu ihm hin. Sam ließ Garrett stehen und ging zu seiner Frau, nahm ihre Hand und küsste jeden Finger einzeln, ein freundliches, zufriedenes Lächeln im Gesicht.
Garrett lehnte sich an die Wand und fragte sich, wie um alles in der Welt er mitten in eine Geburt hineingeraten war.
15
Sean Cameron lenkte seinen Streifenwagen auf eine weitere Landstraße, die vom See wegführte, und suchte den Waldrand ab. Er war stinksauer, dass Rusty sich so einen Mist leistete nach allem, was die Kellys für sie getan hatten. Er hatte einige ihrer Klassenkameradinnen befragt und erfahren, dass sie nach der Schule mit Matt Winfree losgezogen war.
Wenn er die beiden in die Finger kriegte, würde er ihnen den Hals umdrehen. Vor allem Rusty. Marlene und Frank waren ganz krank vor Sorge, und Sophie stand im Krankenhaus kurz vor der Entbindung. Eigentlich sollte das für die ganze Familie ein freudiges Ereignis sein, und sie sollten jetzt alle Sophie beistehen und nicht die ganze Gegend nach einer undankbaren Göre durchkämmen müssen.
Als er um den Getreidespeicher herumfuhr, musste er scharf abbremsen. Beinahe hätte er einen Menschen überfahren, der mitten auf der Straße lief. Als er den Kopf hob, starrte ihn Rusty durch die Windschutzscheibe an. Ihre Haare waren völlig zerzaust. Blut tropfte ihr vom Mundwinkel, die Augen hatte sie vor Angst weit aufgerissen.
Sobald sie ihn erkannte, wurde ihr Gesichtsausdruck hart und abweisend. Ihre Lippen waren streitlustig aufeinandergepresst. Schließlich hinkte sie einfach an ihm vorbei und weiter die Straße hinunter. Er sprang aus dem Wagen, rannte ihr hinterher, packte sie am Arm und wirbelte sie herum.
»Was ist passiert?«, fragte er. »Wo ist dein Auto?«
»Nimm deine Finger weg, Bulle«, schnauzte sie ihn an.
»Wenn dir Handschellen lieber sind? Die kannst du haben«, schnauzte er zurück.
Er zog sie mit sich zum Streifenwagen und drückte sie gegen die Seitentür. Als er merkte, wie sie zitterte, ließ er sie los, baute sich aber vor ihr auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Raus mit der Sprache, Rusty.«
Sie wich seinem Blick aus. »Er steht ungefähr eine Meile die Straße rauf.«
»Hast du ihn zu Schrott gefahren? Wo ist Matt Winfree?«
Ruckartig hob sie den Kopf, ihre Augen funkelten vor Wut. »Was weißt du von Matt?«
»Ich weiß, dass du nach der Schule mit ihm losgezogen bist statt nach Hause zu fahren. Und dass du keinem Menschen Bescheid gesagt hast, wo du bist. Mensch, Rusty, die Kellys machen sich riesige Sorgen um dich. Sophie steht kurz vor der Entbindung, und statt bei ihr zu sein, sind alle unterwegs auf der Suche nach dir, du verantwortungslose dumme Nuss.«
Sie sackte in sich zusammen, und hinter ihrer Aggressivität kam plötzlich der Schmerz zum Vorschein. Ihm fiel auf, dass sie nicht nur am Mund blutete, ihr Gesicht war auch stark gerötet, das Hemd zerrissen, und sie hatte Striemen am Hals.
»Heilige Mutter Gottes«, sagte er.
Rusty zuckte zurück und wäre abgehauen, hätte er ihr nicht den Weg blockiert.
»Jetzt erzähl endlich, was passiert ist, Rusty. Hat dir dieser kleine Drecksack was getan?«
Trotzig schüttelte sie den Kopf. Sean stieß
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