KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
entwischt. Echt klasse. Genau aus diesem Grund war er zum Militär gegangen, denn dort hatte man ihn nicht auf Missionen geschickt, die darin bestanden, eine Frau um den ganzen Erdball zu jagen.
Er machte kehrt und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Weit konnte sie eigentlich nicht gekommen sein. Was war überhaupt da draußen? Es gab nur eine logische Möglichkeit: Sie hatte sich zur nächsten Insel bringen lassen. Wenn er sie da noch abfangen wollte, musste er sich beeilen.
Als er sein Haus erreicht hatte, packte er sein Zeug zusammen und wollte schon los, als ihn ein klagendes Miau bremste.
Diese verdammte Katze.
Lange starrte er sie an, dann schüttelte er den Kopf und packte die Pelzkugel ebenfalls in seine Tasche. Sie maunzte ziemlich, aber er zog den Reißverschluss zu und ließ nur einen kleinen Spalt offen, damit sie Luft bekam. Dann marschierte er in die Stadt.
Als er die ersten Geschäfte erreichte, machte Patches ihr Missvergnügen mehr als deutlich. Garrett betrachtete die Buchhandlung. Sollten ältere Damen, die Bücher verkauften, nicht auch eine Schwäche für Katzen haben?
Er trat derart schwungvoll ein, dass die Glocke über der Tür nicht wie sonst hell bimmelte, sondern verärgert rasselte. Die Besitzerin schaute ihn von der Kasse aus argwöhnisch an, als er auf sie zukam.
Er ließ die Tasche auf den Tresen fallen, und die Frau trat automatisch einen Schritt zurück, den Blick starr auf die Tasche gerichtet, als fürchtete sie, Satan höchstpersönlich würde daraus hervorkriechen.
»Ich habe hier eine Katze«, sagte Garrett. »Also eigentlich hat sie Sarah gehört. Sie war vor Kurzem hier bei Ihnen.«
Die Frau nickte, schaute Garrett aber immer noch an, als wäre er ein irrer Axtmörder.
»Sarah musste unerwartet abreisen und, na ja, ich muss ebenfalls los. Könnten Sie sich vielleicht um die Katze kümmern?«
Er lächelte, um sie irgendwie zu beruhigen, mehr als eine Grimasse brachte er aber nicht zustande. Er konnte gar nicht fassen, dass er sich so für diese verdammte Katze einsetzte. Er hätte sie einfach zurücklassen sollen. Katzen kamen doch gut allein zurecht, oder nicht? Während er hier blöd herumstand, wurde die Entfernung zwischen Sarah und ihm immer größer.
Er zog den Reißverschluss auf und legte sofort eine Hand auf die Tasche, um zu verhindern, dass Patches ihm beim ersten Zeichen von Freiheit entwischte. Aber die Katze leckte bloß seine Finger und fing an, so laut zu schnurren, dass es die Ladenbesitzerin hören konnte.
Die Frau spähte in die Tasche und strahlte kurz darauf übers ganze Gesicht. »Nein, wie entzückend.«
»Dann nehmen Sie sie also?«, fragte Garrett hoffnungsvoll.
Die Frau wirkte etwas verschreckt und machte ganz den Eindruck, als würde sie gleich ablehnen.
»Sie soll nicht Hunger leiden, und sie ist wirklich süß. Wahrscheinlich ist sie auch ein guter Mäusefänger.«
Er hasste seinen einschmeichelnden, weinerlichen Tonfall. Wenn ihn seine Brüder jetzt sehen könnten, würde er bis ans Ende seiner Tage dafür büßen müssen.
Die Frau musterte die Katze, dann wieder Garrett. Sie presste die Lippen aufeinander, zog die Brauen zusammen und sagte schließlich: »Na gut, ich nehme sie. Dass sie es in Ihrer Tasche nicht allzu gut hat, ist ja kaum zu übersehen.«
Der Vorwurf ließ Garrett kalt. Immerhin hatte er die Katze vor dem Hungertod bewahrt, oder? Vorsichtig hob er Patches aus der Tasche, löste die Krallen von seinem Hemd und reichte das Tier dann der Frau.
»Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.«
Er drehte sich um und verschwand, noch ehe die Frau etwas sagen konnte. Er hatte Sarahs Bitte erfüllt und Patches ein anständiges Zuhause besorgt. Verhungern würde sie zumindest nicht mehr.
Sein nächstes Ziel war der Hafen. Es gab drei Charterfirmen. Er erkundigte sich freundlich, ob es möglich wäre, ihn zur Nachbarinsel zu bringen. Die beiden ersten Vertreter erklärten sich sofort bereit, seinem Wunsch nachzukommen. Bei der dritten jedoch erklärte ihm eine Frau, ihr Mann sei bereits zur nächsten Insel unterwegs und es werde eine Weile dauern, bis er zurückkomme. Als er nachhakte, machte sie die Schotten dicht und hatte es plötzlich eilig, ihn loszuwerden.
Aha, offenbar hatte Sarah letzteres Unternehmen für ihre Flucht angeheuert, und das vermutlich lange im Voraus. Er musste es nun sehr viel schneller als mit einem Boot auf die andere Insel schaffen.
Er setzte sich in eins der beiden Taxis, die es hier gab, und
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