KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
ließ sich zum Flugplatz im Osten der Insel bringen. Als Garrett dem Burschen hinter dem Tresen mitteilte, er wolle auf der Stelle einen Hubschrauber zur nächsten Insel chartern, bekam der ganz glänzende Augen. Das würde ihn ein Schweinegeld kosten, das war Garrett klar.
»Kein Problem, ich kann Sie rüberbringen. Eigentlich habe ich schon einen Kunden, der einen Rundflug über die Inselkette gebucht hat, aber wenn der Preis stimmt, könnte ich ihm absagen.«
Keine echte Überraschung. »Akzeptieren Sie auch Kreditkarten?«
Der Mann grinste übers ganze Gesicht. »Selbstverständlich.«
Garrett reichte ihm die Karte. Natürlich lief das über KGI. Sam würde einen Anfall kriegen, aber das kümmerte ihn nicht. Sein Bruder konnte die Kosten Resnick mit auf die Rechnung setzen.
»Wann können wir los?«
Der Mann hielt Garretts Karte hoch und lächelte. »Sobald ich die da durch den Apparat gezogen habe.«
14
Menschen lösten sich nicht einfach in Luft auf. Oder? Garrett war müde. Er war hungrig. Er war stinksauer. Er hatte diese Insel Zentimeter für Zentimeter durchkämmt, aber von Sarah keine Spur. Im Hafen hatte man sie nicht gesehen – oder dies zumindest behauptet. Und mit dem Flugzeug war sie auch nicht weggekommen – soweit er das feststellen konnte.
Die Frau war wie vom Erdboden verschluckt.
Am liebsten hätte er alles hingeschmissen, wäre nach Hause gefahren und hätte es Resnick überlassen, Sarah Daniels zu suchen. Eigentlich sollte er genau das tun. Seine Schwägerin stand kurz vor der Entbindung. Sam konnte nicht weg, wenn sie einen anderen Auftrag angeboten bekamen, weil er, Garrett, sich hier im Paradies herumtrieb. Und mal ehrlich: Ihm würde es sehr viel besser gehen, wenn er irgendwo irgendwas in die Luft jagen könnte, statt hier den Nachwuchsdetektiv zu spielen. Das war eher Donovans Job.
Er sollte einfach heimfahren und die Sache zu den Akten legen.
Aber er hatte sie geküsst.
Eine armselige Ausrede. Aber wenn er sie nicht geküsst hätte. Wenn er ihr nicht so nahe gekommen wäre. Ihre Furcht nicht gesehen hätte. Ihr Zittern nicht gespürt hätte. Wenn sie nicht so gut geschmeckt hätte. Wenn er sie nicht geküsst hätte, dann könnte er jetzt nach Hause fahren und sie vergessen. Er könnte sie Resnick und der CIA überlassen.
Aber er konnte es nicht. Irgendwie war sie ihm im Lauf der wenigen Tage ans Herz gewachsen. Er fühlte sich für sie verantwortlich. Für ihre Sicherheit.
Wie er es auch betrachtete, er steckte in einer beschissenen Situation. Sie ging ihm nicht aus dem Kopf, egal, wie sehr er sich anstrengte. Irgendetwas verband ihn mit Sarah Daniels.
Nein, dieser Gedanke gefiel ihm keineswegs, aber so war es nun einmal. So fühlte er sich derzeit. Ein Mann sollte sich einer Frau nicht so verdammt verpflichtet fühlen, erst recht nicht, wenn er sie kaum kannte.
Also, Heimreise? Das wäre wirklich das Beste.
Dann könnte er sich gründlich darauf vorbereiten, für ihren Schutz zu sorgen. Während Donovan sie aufspürte, würde er alle Register ziehen und für alle Eventualitäten Pläne schmieden. Normalerweise rückte er nie aus, ohne mindestens vier Gewehre und ein paar Handfeuerwaffen einzupacken. Aber hier hatte er nichts weiter als eine Glock und seine einnehmende Persönlichkeit, um auf dieser beschissenen Insel einen verkorksten Auftrag zu erledigen. Und die Glock musste er sogar noch zurücklassen.
Er betrat den winzigen Terminal, der zugleich als Ticketschalter, Gepäckservice und Sicherheitskontrolle herhalten musste, und ließ seine Tasche auf das ruckelnde Förderband fallen.
»Ich will so schnell wie möglich weg«, verkündete er der perplexen Angestellten. »Wohin geht der nächste Flug?«
»Miami«, antwortete sie nervös.
»Den nehme ich. Wann ist der Abflug?«
»In einer halben Stunde, Sir. In wenigen Minuten können Sie an Bord.«
Garrett ließ den Blick über den Wartebereich schweifen. Vier Leute saßen da und sahen ihn an, als wäre er ein Terrorist. Er lächelte gequält. »Üble Trennung. Meine Freundin schleppt mich hier zum Urlaub runter und lässt mich dann für den erstbesten Kerl sitzen, den sie in einem Rennboot sieht.«
Die beiden Männer zeigten Mitgefühl, während die beiden Frauen dreinschauten, als würde sie das kaum wundern.
Er legte die Kreditkarte auf den Tresen und hoffte, Sam hatte die letzte Abbuchung noch nicht entdeckt und das Konto gesperrt. Die Angestellte schob rasch die Bordkarte über den Tresen und befestigte
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