KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
sich wieder Ethan zu. Dessen Begeisterung über Rachels Wunsch schien sich in Grenzen zu halten.
»Und wie findest du das?«, fragte Sam.
»Gott, wie ich diese Gespräche hasse«, murrte Ethan. »Sie hat es nicht direkt so gesagt. Es ist mehr mein Gefühl. Vielleicht bin ich aber immer noch der alte Blödmann und projiziere was von mir auf sie. Ist doch toll, was man in der Therapie für neue Wörter lernt, oder?«
Donovan lachte. »Alles schön und gut, aber du hast die Frage nicht beantwortet. Seid ihr beide für so einen Schritt bereit?«
»Nein«, platzte Ethan heraus. »Sie ist nicht bereit. Sie ist immer noch extrem anfällig. Wenn … wenn sie erneut schwanger wird und wieder eine Fehlgeburt erleidet … Ich mag mir gar nicht vorstellen, was das für Auswirkungen auf sie hätte. Es ist wie … Manchmal ist es so wie früher, bevor ich die Sache verbockt hatte. Als hätte ich die Rachel zurück, die sie vor dem Gedächtnisverlust gewesen war. Und das will ich auf gar keinen Fall gefährden. Sie soll nicht noch einmal so leiden müssen. Ich will sie beschützen und glücklich machen.«
»Das ist total verständlich«, sagte Sam. »Um Sophie glücklich zu sehen, würde ich noch ganz andere Sachen machen.«
Ethan rieb sich den Nacken und wandte sich an Donovan. »Aber wegen einer Paartherapie bin ich eigentlich nicht gekommen. Ich wollte mich nach Garrett erkundigen und wissen, was zur Hölle hier los ist. Bisher weiß ich nur, dass Garrett einen Auftrag von Resnick übernommen hat.«
Während Donovan ihn aufklärte, hörte Sam schweigend zu. Er war so müde. Und wenn er schon so müde war, wie musste es dann erst Sophie gehen. Die Wehen hatten letztlich länger gedauert als erwartet, und danach hatte es noch Komplikationen gegeben. Nichts Ernstes, aber es hatte sie ganz schön geschlaucht.
Sophie und Charlotte bedeuteten ihm alles. Und die nächsten Tage wollte er nur für seine Tochter da sein, damit ihre Mutter sich ausruhen konnte, und wenn er sie dafür ans Bett fesseln musste.
Es dauerte einen Moment, bis er mitbekam, dass Ethan ihn etwas gefragt hatte. Er blinzelte kurz und klinkte sich wieder in das Gespräch ein. »Was ist mit Rusty?«
»Ich habe gestern mit Sean gesprochen. Hat er dir erzählt, was passiert ist?«, fragte Ethan mit finsterem Blick.
»Dass dieser Rotzlöffel Winfree Rusty schlimm zugerichtet und ihren Wagen zu Schrott gefahren hat? Ja, das hat er erzählt. Aber er hat dem Wichser ordentlich Feuer unterm Arsch gemacht«, antwortete Sam.
»Ich würde am liebsten selbst rüberfahren«, sagte Donovan. »Rusty hat ihre Macken, und oftmals frage ich mich, ob Mom völlig den Verstand verloren hat, weil sie immer wieder solche Fälle aufgabelt. Aber dass dieses Nachwuchsarschloch ungestraft auf ein Mitglied unserer Familie losgeht – egal, ob gebürtige Kelly oder nicht –, kommt überhaupt nicht infrage. Jedem Kerl, der ein Mädchen misshandelt, gehören die Eier abgeschnitten und in den Rachen gestopft.«
»Zum Teil ist das auch unsere Schuld«, wandte Sam ein. »Wir haben Rusty nie als eine von uns akzeptiert. Die meiste Zeit behandeln wir sie wie Luft. Daraus ergeben sich zwei Probleme. Erstens: Sie hat nicht das Gefühl, dass sie sich an uns wenden kann, wenn sie in Schwierigkeiten ist. Wenn Sean sie nicht so kurz danach gefunden hätte, hätte sie wahrscheinlich keinem Menschen davon erzählt. Und dieses miese Schwein hätte es erneut versucht und dann vielleicht sogar mit Erfolg. Zweitens: Weil wir sie nicht akzeptiert haben, rechnen die anderen mit unserer Gleichgültigkeit. Wir haben sie im Stich gelassen. Ob wir mit ihr nun einverstanden sind oder nicht, sie gehört zur Familie. Sie verdient unseren Schutz, und wir müssen ihr das Gefühl vermitteln, dass sie jederzeit zu uns kommen kann, wenn ihr in der Schule irgendein Arschloch das Leben schwer macht.«
Ethan seufzte. »Du hast recht. Wir haben sie zur Außenseiterin gestempelt, obwohl Mom sie aufgenommen hat. Unabhängig davon, was wir von ihr halten, muss allen klar sein, dass sie eine von uns ist und dass sich kein Mensch ungestraft mit den Kellys anlegt.«
»Darauf ein Hooyah!«, rief Donovan grinsend.
Mit gespieltem Entsetzen starrte Ethan ihn an. »Dafür würde dir Garrett einen Arschtritt verpassen. Einem Marine sollte der Navy-Gruß nicht über die Lippen kommen.«
»Garrett ist viel zu beschäftigt, seine Angebetete zu umgarnen, um sich mit solchen Lappalien abzugeben«, antwortete Donovan mit
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