KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
die Uhr. Rio würde sich bald melden. Es war sinnlos, sich jetzt noch mal hinzulegen, also sagte er zu Garrett: »Na los, komm mit in die Einsatzzentrale. Rio ruft demnächst an, und wir müssen unsere Reise planen. Steele ist wahrscheinlich schon unterwegs. Gegen meinen Willen, übrigens. Aber der lässt sich einfach nichts sagen. Ich möchte mal wissen, wie der es geschafft hat, die Grundausbildung zu überstehen, wenn er sich einen Dreck um Befehle schert.«
»Das kann ich dir sagen: weil er dir reinste Maschine ist«, erwiderte Garrett.
Er stand auf und folgte Sam durch die Seitentür. Im Dunkeln schlenderten sie über den Rasen.
»Hast du dir schon mal überlegt, wie lächerlich es ist, mitten in der Nacht das Satellitentelefon vom Haus zur Einsatzzentrale zu tragen?«, fragte Garrett belustigt, während Sam den Sicherheitscode eintippte.
Sam sah an sich hinab und zuckte mit den Schultern. Wenn seine Leute auf einer Mission waren, trug er das Telefon immer bei sich, es war ihm aber lieber, hier die Berichte entgegenzunehmen, wo er sofort die komplette Ausrüstung zur Hand hatte.
Wenige Sekunden später leuchteten die Neonröhren an der Decke auf. Sam sah noch einmal auf die Uhr und setzte sich dann an den Computer. In einer halben Stunde würde Donovan in Texas landen und sich melden, sobald er sein Team getroffen hatte. Von dort würden sie nach Mexiko weiterreisen und ihre angebliche Blitz-Befreiungsaktion durchführen.
Sam gähnte. »Jetzt können wir gleich wach bleiben, bis Donovan sich rührt.«
Garrett nickte, während er die Unterlagen studierte, die Donovan dagelassen hatte.
»Ich hätte darauf bestehen sollen mitzufahren«, sagte Garrett.
Sam lehnte sich zurück und blickte ihn fragend an. »So, wie du darauf bestanden hast, mich nach Südamerika zu begleiten?«
»Bei Donovan habe ich nachgegeben, weil er die Sache mit links durchziehen kann. Dein Ausflug mit Rio nach Südamerika ist ein ganz anderes Kaliber, und das weißt du genau.«
Sam hob die Hände als Zeichen, dass er kapitulierte. Garrett steigerte sich schon wieder in eine Sache hinein, aber dazu brauchte es ja auch nicht viel.
Das Satellitentelefon piepte. Sam griff nach dem Hörer.
»Sam hier. Schieß los.«
In der Leitung rauschte es stark, was Sam überhaupt nicht passte. Es war kein guter Zeitpunkt für eine ungünstige Standortwahl.
»Schlechte Neuigkeiten, Chef«, rief Rio. »Nach uns war noch jemand hier.«
»Was soll das heißen, nach euch?«, fragte Sam.
»Wir haben deine Jungs lokalisiert, alles zur Überwachung vorbereitet und dann ein paar Meilen nördlich die Gegend erkundet, um für dich einen Landeplatz festzulegen. Als wir zurückkamen, war das ganze Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Professionell und äußerst blutig. Sollte wohl eine Botschaft sein.«
Sam lief es eiskalt den Rücken hinunter. Das konnte alles kein Zufall sein. Dieser Überfall und Rachels Beinaheabsturz von der Brücke lagen zeitlich zu nahe beieinander.
»Verdammter Mist.« Sam richtete sich auf. »Zieht euch zurück und seht zu, dass ihr da wegkommt. Sofort.«
»Da ist noch was. Ein Mann hat noch gelebt. Er sagte, er habe Rachel geholfen und sie beschützt, während man sie dort gefangen gehalten habe.«
»Beschützt? Dass ich nicht lache«, knurrte Sam.
»Ein verdeckter Ermittler. Er wollte wegen einer Person nicht den ganzen Auftrag gefährden. Bla bla bla. Er war jedenfalls der Kerl, der Ethan die Unterlagen geschickt und gehofft hat, die Familie würde sich darum kümmern.«
»Du wirst Verständnis haben, wenn ich ihn nicht zum Helden ausrufe.«
»Hätte mich auch gewundert. Ich gebe hier bloß durch, was wir vorgefunden haben. Und er hat gesagt, wir sollten auf der Hut sein. Als Nächstes wäre er hinter Rachel her.«
»Wer?«
Rio schnaubte angewidert. »Der Typ war so unhöflich zu sterben, bevor wir mit ihm fertig waren. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass Rachel offenbar nach wie vor in Gefahr schwebt.«
»Ja, alles klar. Schaff dein Team da raus. Geratet bloß nicht zwischen die Fronten bei einem Drogenkrieg.«
»Du bist der Boss.«
»Und Rio … seid vorsichtig.«
Rio antwortete nicht, die Verbindung war schon unterbrochen.
»Was ist los?«, fragte Garrett. Die Adern an seinem Hals traten deutlich hervor, und er presste die Kiefer so fest aufeinander, dass seine Zähne knirschten.
Sam erklärte kurz, was Rio herausgefunden hatte, und fügte dann seinen Verdacht hinzu, was Rachels Unfall anging.
Garrett sprang
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