KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
Staatsstraße 232 entdeckt worden. Sie rückten aus allen Richtungen vor, aber es war offensichtlich, dass er schon vor einer ganzen Weile abgestellt worden war. Der Motor war kalt, die Türen standen offen, und Fußspuren führten in den Wald.
Ethan fluchte und prügelte auf den Wagen ein, bis Garrett ihn packte und wegzog.
»Heb dir das für später auf, Mann. Jetzt braucht Rachel dich.«
»Höchste Zeit, auf die Jagd zu gehen«, sagte Ethan leise und leuchtete mit der Taschenlampe die Spuren entlang. »Seht ihr den Abdruck da? Der ist kleiner als die anderen. Ich glaube, sie ist ihnen entwischt und in den Wald geflüchtet.«
»Habt ihr was gefunden?«, fragte Sean, der die Umgebung abgesucht hatte, und nun auf sie zukam.
Sam deutete auf die Spuren und teilte ihm ihre Vermutungen mit. Sean nickte.
»Ich lasse meine Männer ausschwärmen.« Er blickte Ethan an. »Wir geben nicht auf, bis wir sie gefunden haben.«
Ethan nickte. »Danke.«
Die Brüder folgten den Spuren in den Wald. Hin und wieder verloren sich die Abdrücke, wenn der Untergrund zu felsig war, aber nur wenige Meter weiter fanden sie immer wieder neue Spuren. Etwa eine Viertelmeile vom Wagen entfernt entdeckten sie, halb verdeckt von Laub und Erde, einen Tennisschuh.
Ethan schoss sofort Adrenalin durch die Adern. »Der gehört Rachel«, sagte er heiser. Mit zitternden Händen schüttelte er den Dreck von dem Schuh. Es war ganz bestimmt ihrer. Mom hatte sie bei einem ihrer vielen Einkaufsbummel gekauft.
»Sie ist da entlang weiter«, sagte Garrett.
Sam leuchtete mit der Taschenlampe einen Waldweg hinab, wo sich die Abdrücke eines Tennisschuhs und einer Fußsohle abwechselten.
»Braves Mädchen«, murmelte Sam.
Sie eilten weiter, immer den Spuren nach. Schließlich erreichten sie eine Uferböschung. Der Boden war aufgewühlt, als wäre jemand den Abhang hinuntergerutscht.
Ethan kletterte nach unten, um sich die Sache näher anzuschauen. Auch hier waren eindeutig Fußabdrücke zu erkennen, und unter einem Überhang war eine Stelle leicht ausgehöhlt, als hätte sich jemand dort zusammengekauert und versteckt.
An diesem Punkt endeten Rachels Spuren. Die größeren Abdrücke von Stiefeln überlappten sich ein paarmal und führten dann parallel zum Ufer in westlicher Richtung weiter.
Ethans Brüder suchten die Gegend ab, wirkten jedoch nicht sehr zuversichtlich.
»Was hältst du davon, Sam?«, fragte Garrett.
Sam starrte Ethan an, der langsam wütend wurde, weil sein Bruder nicht mit der Sprache rausrückte.
»Jetzt sag schon«, fuhr er ihn an. »Wir vergeuden bloß wertvolle Zeit.«
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, erwiderte Sam vorsichtig. »Da lediglich die Stiefelabdrücke wieder von hier wegführen, kann das nur heißen: Entweder hat Rachel sie abgehängt, oder sie haben sie an dieser Stelle erwischt.«
Ethan holte tief Luft. Vielleicht stand er gerade an dem Ort, an dem Rachel gestorben war. Er schüttelte den Kopf. Nein. Er weigerte sich, das zu glauben. Rachel war ihnen schon einmal entkommen, da konnte sie es auch ein zweites Mal schaffen. Sie war schlau, und sie war eine Kämpferin.
Garretts Blick ruhte auf dem Fluss.
»Vielleicht ist sie durchs Wasser geflohen. Sie hat uns doch oft genug zugehört, wenn wir Kriegsrat gehalten haben, da kann sie alle möglichen Fluchttaktiken aufgeschnappt haben. Mann, wie oft haben wir früher bei einem Bier zusammengesessen und von unseren Einsätzen erzählt. Ich halte es durchaus für möglich, dass sie den Fluss erreicht hat und im Wasser weitergelaufen ist, um keine Spuren mehr zu hinterlassen.«
Das leuchtete Ethan ein, und sofort war er wieder zuversichtlicher. Genau so musste es gewesen sein. Über die andere Möglichkeit wollte er gar nicht erst nachdenken.
»Dann teilen wir uns auf«, schlug Sam vor. »Ich gehe flussaufwärts, ihr beide sucht flussabwärts. Da wäre sie zum See gekommen. Außerdem funke ich Sean an, damit er die Uferbereiche nach irgendwelchen Anzeichen von Rachel absuchen lässt. Wenn sie hier irgendwo ist, finden wir sie auch.«
Im Funkgerät knisterte es, dann hörten sie Seans Stimme. »Sam, kannst du mich hören?«
Sam nahm sein Mikrofon. Ethan wollte seins auch schon nehmen, hielt sich dann aber zurück, um Sean erst mal zuzuhören.
»Ja, der Empfang ist gut. Schieß los«, antwortete Sam.
»Wir haben gerade einen Notruf bekommen … aus deinem Haus. Von einer völlig verängstigten Frau. Sie hat was von Männern erzählt, die sie umbringen wollen. Die
Weitere Kostenlose Bücher