KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
Leitung war tot, ehe die Leute in der Zentrale sie nach ihrem Namen fragen konnten, aber ich gehe jede Wette ein, dass es Rachel war. Ich fahre jedenfalls sofort hin.«
Sofort nahm Ethan sein Mikrofon. »Wir sind schon unterwegs.«
Noch ehe seine Brüder reagieren konnten, wirbelte Ethan herum und rannte den Weg zurück, den sie gekommen waren. Seine Brüder folgten ihm. Wie eine Horde Elefanten brachen sie durch das Unterholz. Zweige und Büsche schlugen Ethan ins Gesicht, aber er wischte sie nur achtlos beiseite und stürmte weiter.
Als sie wieder bei dem demolierten Geländewagen angelangt waren, konnten sie Sean nirgends entdecken. Ethan wartete nicht lange. Er sprang in Sams Pick-up, ließ den Motor an und fuhr los. Seine Brüder schafften es gerade noch auf die Rückbank.
»Spinnst du, Ethan?«, schrie Garrett ihn an. »Willst du uns umbringen?«
Sam beugte sich über den Beifahrersitz nach vorne, und Ethan hörte, wie er ein Magazin durchlud. »Jetzt beruhige dich gefälligst, und bring uns lebend heim. Wenn wir an einem Baum landen, hilft das Rachel bestimmt nicht.«
»Wie hat sie es bloß bis zu deinem Haus geschafft?«, wunderte sich Ethan, während er auf den Highway einbog, dass die Reifen quietschten. »Die Fußabdrücke hörten doch an der Böschung auf.«
»Ich würde sagen, unser Mädchen hat sich ausgesprochen klug verhalten und ist flussabwärts zum See geflohen«, sagte Garrett nicht ohne Stolz.
Ethan umklammerte das Lenkrad und ignorierte das Dröhnen in seinem Schädel. Sean hatte ihm notdürftig ein Pflaster auf die Augenbraue geklebt, um die Blutung zu stoppen, und im Moment fühlte sich sein Kopf an, als hätte ihm jemand mit einem Vorschlaghammer eins übergebraten.
Sie schafften die Strecke in zehn Minuten und stellten damit wahrscheinlich einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf. Ethan raste praktisch auf zwei Rädern in die Auffahrt und trat dann auf die Bremse, dass der Kies nur so durch die Gegend flog.
Sam öffnete die Tür und stolperte nach draußen. »Scheiße, im ganzen Haus ist es stockdunkel. Als wir nach Seans Anruf losgefahren sind, waren wir so in Eile, dass wir die Lampen angelassen haben.«
Garrett gab Ethan eine Glock und hielt selbst auch eine schussbereit in der Hand. Dann liefen sie zur Haustür.
»Keine Dummheiten«, warnte Sam. »Niemand geht auf gut Glück da rein und stellt sich als Zielscheibe zur Verfügung. Es kann genauso gut eine Falle sein, und diese Arschlöcher liegen drinnen auf der Lauer und warten nur darauf, dass sie uns abknallen können. Vielleicht haben sie Rachel gezwungen, den Anruf zu machen, falls wir uns geirrt haben und sie ihnen nicht durch den Fluss entkommen ist.«
»Spar dir deine langen Reden«, schnauzte ihn Ethan an. »Ich hab’s kapiert. Na los, räuchern wir die Kerle aus.«
»Ich sichere von hinten«, sagte Garrett. »Wartet fünfzehn Sekunden, dann gehen wir gleichzeitig rein. Bleibt in Deckung, bis wir wissen, was los ist.«
Sam legte sich einen Finger auf den Mund und gab Ethan ein Zeichen, während Garrett um die Ecke verschwand.
Nachdem sie scheinbar endlos gewartet hatten, hob Sam drei Finger, dann zwei und schließlich einen. Ethan packte den Türgriff, drehte ihn leise und öffnete die Tür. Mit der Waffe im Anschlag trat er ein und blickte sich um. Sam glitt neben ihn und schlich nach links. Ethan übernahm die rechte Seite.
Methodisch arbeiteten sie sich durchs ganze Erdgeschoss. Nachdem sie auch das letzte Schlafzimmer überprüft hatten, trafen sie sich im Wohnzimmer und gingen vorsichtig in den Keller.
Ethans Herz hämmerte wie wild. Jeder Atemzug klang für ihn wahnsinnig laut in der Stille.
Was war hier los?
Er warf seinen Brüdern einen Blick zu.
Nichts. Keine Rachel. Niemand.
Plötzlich hörten sie aus einer Ecke ein leises Geräusch, als würde ein kleines Tier irgendwo entlangstreifen.
Die Männer spannten sofort jeden Muskel an. Sam legte einen Finger an die Lippen und hob die Pistole. Dann gab er Ethan und Garrett das Zeichen, zu ihm aufzuschließen.
Langsam gingen sie auf das Geräusch zu. Ethan stand am nächsten zum Lichtschalter. Er wartete, bis Garrett neben ihn trat, dann knipste er die Beleuchtung an, und Licht durchflutete den Raum.
Rachel hatte sich hinter dem Wasserboiler zusammengekauert und drückte sich gegen die Wand. Sie war völlig durchnässt, barfuß und schmutzig. Um sich vor der plötzlichen Helligkeit zu schützen, riss sie einen Arm hoch und versuchte, sich noch weiter zu
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