KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
Mittelfinger. »Wascht euch endlich, bevor Maren eure stinkenden Kadaver aus der Klinik schmeißt. Ethan und ich sehen mal nach den anderen, bis Maren mit Rachel fertig ist.«
Ethan betrat Coles Zimmer. Sein Teamkollege lag unentspannt auf einer zu kleinen Liege, hatte die Augen geschlossen und die Stirn vor Anspannung in Falten gelegt.
»He, Mann«, begrüßte Ethan ihn leise.
Cole schlug die Augen auf und sah ihn an. »Rachel?«
»Noch nichts Neues. Dr. Scofield untersucht sie immer noch. Wollte mal schauen, wie es dir geht.«
»Ging mir schon besser. Aber auch schon schlechter. Mithilfe von ein paar guten Medikamenten werde ich es schon überstehen.«
Ethan zögerte, er fühlte sich unbehaglich.
»Ist was?«, fragte Cole.
»Ich wollte mich nur bedanken. Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt, um Rachel zu retten. Ich schulde dir mehr, als ich je wiedergutmachen kann. Dass ich sie wiederhabe … Danke. Ich bin dir sehr dankbar.«
Cole seufzte genervt. »Verschon mich mit dem ›Semper Fi‹-Scheiß der Marines, und wir sind quitt.«
Ethan setzte einen Gesichtsausdruck auf, als wäre er zutiefst schockiert. »Hooyah, Kleiner. Hooyah.«
Cole grinste. »Genau, Junge. Ganz genau.«
Dann legte er sich stöhnend wieder zurück. »Wenn diese Arschlöcher besser gezielt hätten, wäre das ein glatter Durchschuss geworden.«
»Na ja, wenn sie wirklich besser gezielt hätten, wäre dein Gehirn jetzt im kolumbianischen Dschungel verteilt«, entgegnete Ethan trocken.
Müde schloss Cole die Augen. »Auch wieder wahr.«
»Ich lasse dich dann mal in Ruhe und sehe nach Dolphin und Steele.«
Cole öffnete die Augen wieder und hob den Kopf. »Spar dir bei Steele den Atem, Mann. Und bedank dich bloß nicht bei ihm. Da wird er schnell stinkig.«
Ethan lachte müde. »Ich werd’s mir merken. Ruh dich jetzt aus. Die Ärztin wird bald hier sein.«
»Pass du auf dein Mädchen auf. Du kannst echt von Glück reden. Eine zweite Chance bekommt nicht jeder.«
»Ja«, sagte Ethan. »Ich habe wirklich Glück gehabt.«
Dann drehte er sich um und ging. Sein ganzer Körper stand unter Strom. Er steckte den Kopf in Dolphins Zimmer, wo sich bereits Baker und Renshaw drängten, nickte ihm kurz zu und ging weiter.
Steele saß mit nachdenklicher Miene auf einer Liege. Er schaute nur kurz zu Ethan auf und nickte ihm abweisend zu. Ethan verstand den Wink und begab sich zu dem kleinen Empfangsbereich, wo Sam saß. Er hockte sich auf einen der niedrigen, unbequemen Stühle und schloss die Augen.
Als Nächstes wachte er davon auf, dass Sam ihn wachrüttelte. Als er Dr. Scofield sah, blinzelte er schnell ein paarmal.
»Ethan«, sagte sie leise. »Können Sie mitkommen?«
Er rappelte sich hoch, rieb sich den Schlaf aus den Augen und folgte der Ärztin mit einem mulmigen Gefühl in Richtung Behandlungszimmer. Er wischte sich die feuchten Handflächen an seinem Kampfanzug ab. Als sie an Rachels Zimmer vorbeikamen, warf er Dr. Scofield einen fragenden Blick zu.
»Ich denke, wir sollten uns lieber in meinem Büro unterhalten«, sagte sie, öffnete die Tür und trat ein. »Hier wären wir.« Sie machte eine einladende Geste.
Der Raum glich eher einem Wandschrank. Auf jeder ebenen Fläche lagen Stapel von Papieren, an den Wänden waren Kisten aneinandergereiht.
Sie nahm einen Haufen Umschläge vom Stuhl vor ihrem Schreibtisch herunter und bedeutete ihm, Platz zu nehmen. Dann ging sie um den Tisch herum und setzte sich ebenfalls.
Ethan hielt die Spannung nicht länger aus. »Wie geht es ihr?«
»Äußerlich fehlt ihr nichts. Sie hat ein paar Blutergüsse an der Schulter, aber das Gelenk ist nicht ausgekugelt. Sie wird ein paar Tage lang Schmerzen haben und den Arm nur schlecht bewegen können, aber das gibt sich vermutlich bald.«
Sie nahm die Brille ab und fuhr sich mit der Hand durch ihr schulterlanges blondes Haar. »Es wird allerdings einiges auf Sie zukommen. Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Sie ist unterernährt und hat mit einer Infektion zu kämpfen. Kurz zusammengefasst: Sie ist verwahrlost und wird sich eine Zeit lang gründlich erholen müssen.«
»Haben sie sie verletzt?«, fragte Ethan gefasst. »Ich meine körperlich.«
Mitfühlend verzog sie das Gesicht. »Ich habe keine aktuellen Anzeichen für ein sexuelles Trauma gefunden. Sie war lange in Gefangenschaft, deshalb ist es unmöglich zu sagen, was sie anfangs möglicherweise erlitten hat. Ich habe ihr Blut abgenommen und werde es auf
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