KGI: Tödliche Rache (German Edition)
Schwester. Du wirst Rachel mögen. Und Rusty gehört auch mit dazu.«
Als Sophie eine Grimasse zog, lächelte Sam. »Keine Angst, sie nervt jeden. Eine Mom und einen Dad bekommst du ebenfalls. Sie sind die Allerbesten, und sie werden dich genauso lieben wie ich.« Er beugte sich über sie und küsste sie. Noch nie hatte ein Kuss so süß geschmeckt. »Und mich hast du auch. Für immer.«
Ihr Magen schlug Purzelbäume, und sie dachte, dass es sich so wohl in einer Achterbahn anfühlen müsste. Oder beim Fliegen, mit dem Gesicht zur Sonne und so weit oben, dass man den Boden nicht mehr sehen konnte.
Sie wollte lachen, wollte die Augen schließen und diesen Moment ewig genießen.
Sie war frei. Endlich frei.
Frei, jemanden zu lieben. Frei, ihr Leben so zu gestalten, wie sie wollte.
Frei, Entscheidungen zu treffen.
»Ich entscheide mich für dich«, flüsterte sie.
Er lächelte und küsste sie wieder. Zwischen ihnen bewegte sich ihre Tochter und blieb dann still liegen, als wollte sie diesen für ihre Eltern so kostbaren Moment nicht stören.
»Und ich entscheide mich für dich, Soph. Immer nur für dich.«
»Ich weiß nicht, wie man ein normales Leben führt«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie es ist, keine Angst zu haben. Keine Angst – das hatte ich noch nie.«
»Ein richtig normales Leben kann ich dir auch nicht bieten«, erwiderte er. »Aber ich kann dir versprechen, dass du nie wieder Angst haben musst. Ich werde dich und unser Kind immer beschützen. Nicht nur ich werde das tun, sondern meine gesamte Familie.«
»Ich habe Angst.« Sie fing an zu lachen. »Siehst du? Ich weiß nicht, wie das geht, keine Angst zu haben. Wenn ich es nun nicht hinkriege?«
Er gab ihrer Nase einen leichten Stupser und sah sie liebevoll an.
»Ich helfe dir. Wir machen einfach einen Schritt nach dem anderen. Glaub mir, Sophie. Glaub mir einfach, dass ich dich liebe und dich glücklich machen werde.«
Sie legte den Gips auf seiner Schulter ab und beugte sich vor, bis ihre Stirn an seiner lag.
»Einen Schritt nach dem anderen. Das Versprechen kann ich dir geben, denke ich.«
33
Sophie konnte sich nicht sattsehen an dem Ausblick von Sams Steg. Sie saß an der Kante und ließ die Füße ins Wasser baumeln, während die Sonne langsam immer tiefer sank. Mit ihrem vorstehenden Bauch konnte sie sich nicht gut vornüberbeugen, also lehnte sie sich zurück, stützte die Handflächen auf das von der Sonne erwärmte Holz und hielt das Gesicht nach oben.
Seit drei Wochen war sie jetzt mit Sam hier. Drei Wochen, seit sie aus West Texas zurückgekommen waren. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie wirklich begriffen hatte, was alles geschehen war. Glücklicherweise hatte sie genügend Zeit zum Nachdenken gehabt. Die Ruhe hatte ihrer Seele gutgetan, aber ihr waren auch immer wieder Zweifel gekommen.
Sie rieb über eine Stelle an ihrem Bauch, wo ihrer Überzeugung nach ein kleiner Fuß herausstand, und setzte sich dann ein wenig anders hin, um es sich bequemer zu machen. Ihre Füße glitten aus dem Wasser, und ein Tropfenregen spritzte über die glatte Oberfläche.
»Hallo, Soph.«
Sie sah hoch und beschattete die Augen mit einer Hand. Hinter ihr stand Sam, die Hände in den Hosentaschen vergraben.
»Darf ich mich dazusetzen?«
Sie lächelte und klopfte auf das ausgebleichte Holz neben sich. Er hockte sich hin und schwang die Beine über den Rand des Stegs. Erst jetzt bemerkte sie, dass er barfuss war und die Jeans ein Stück weit hochgekrempelt hatte.
Er sagte nichts, sondern nahm wie immer ihre langen schweigsamen Momente geduldig hin. Er schien zu verstehen, dass sie erst einmal alles verarbeiten musste, was geschehen war.
Sie saßen Seite an Seite, und ihre Füße erzeugten kleine Wellen im Wasser. Sophie legte die Hände wieder auf das warme Holz. Sie versuchte, ihre Stimme möglichst gleichgültig klingen zu lassen, als würde sie irgendein bedeutungsloses Gespräch anfangen.
»Machst du dir manchmal Gedanken, ob du wohl ein guter Vater sein wirst?«
Als ob er die Sorge, die sie so unbedingt zu verbergen suchte, genau herausgehört hätte, drehte er den Kopf in ihre Richtung, legte ihn auf die Seite und sah sie aus zusammengekniffenen Augen an.
»Ununterbrochen.«
Er griff nach ihrer Hand und verschränkte die Finger mit ihren.
»Ich frage mich auch, ob ich eine gute Mutter sein werde«, gab sie zu. »Es wird immer so viel diskutiert, was mehr Einfluss hat – Vererbung oder Erziehung –, aber in meinem Fall war
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