Kid & Co - V3
betrifft, so kamen sie schon vor fünf Jahren ins Land. Sie waren bei der Ankunft verdorben. Sie waren es schon, als sie Kalifornien verließen. Sie sind überhaupt immer verdorben gewesen. Einen Winter haben sie in Carluk und einen in Nutlik verbracht, wo sie gegen Erstattung der Lagerspesen verkauft wurden. Diesen Winter werden sie vermutlich in Dawson verbringen. Aber lagern Sie sie nicht in einem geheizten Raum! Lucille sagt, ich soll Ihnen sagen, daß Sie beide und ich Dawson jetzt ein paar gemütliche Stunden verschafft haben. Und ich sage, daß Sie eine Runde schmeißen müssen; darüber kann kein Zweifel sein.
Ihr ergebener Freund
W. W.«
»Na, was sagst du nun?« fragte Kid. »Wir nehmen die Einladung natürlich an, nicht wahr?«
»Eins möchte ich aber doch noch bemerken«, antwortete Kurz, »nämlich, daß Wild Water nie zu hungern braucht, wenn es ihm schiefgehen sollte. Denn er ist ein guter Schauspieler...ein ganz gottverfluchter, gerissener Schauspieler. Und dann muß ich noch bemerken, daß meine Zahlen alle falsch gewesen sind. Wild Water hat einen Gewinn von siebzehntausend Dollar gehabt, aber in Wirklichkeit hat er noch mehr gewonnen. Wir beide haben ihm alle guten Eier, die es in Klondike gibt, geschenkt... neunhundertvierundsechzig, davon zwei als Gratiszugabe. Und er war so unsagbar knickerig, daß er die drei, die er öffnete, in einem Topf mitnahm! Und dann habe ich noch eine letzte Bemerkung zu machen. Wir beide sind Grubenbesitzer und verstehen uns auf Goldminen. Wenn es sich aber um richtige Geschäfte handelt, sind wir die armseligsten Trottel, die je die verrückte Idee bekommen haben, schnell reich zu werden. Nach dieser Geschichte haben wir nichts anderes zu tun, als uns an unzugängliche Felsen und große Baumstämme zu halten... und wenn du noch einmal das Wort Ei aussprichst, dann sind wir geschiedene Leute... Verstanden?«
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Die neue Stadt
Kid und Kurz, die aus entgegengesetzten Richtungen kamen, trafen sich an der Ecke, wo das Schanklokal »Elchgeweih« lag.
Kid sah sehr vergnügt aus und ging flott und rasch, während Kurz anscheinend sehr niedergeschlagen dahertrottete.
»Was ist los?« fragte Kid übermütig.
»Ich will ewig verflucht sein, wenn ich es selbst ahne«, gab Kurz mißmutig zur Antwort. »Ich möchte es tatsächlich gern wissen. Es gibt auch nichts, was mich ein bißchen aufrütteln könnte. Zwei Stunden lang habe ich die blödesten, langweiligsten Patiencen gelegt... keine Aufregung, keine Trümpfe, nichts zu machen. Dann habe ich ein paar Robber Whist mit Skiff Mitchel um Schnäpse gespielt, und jetzt sehne ich mich so nach einem Erlebnis, daß ich die Straße hier auf und ab laufe in der Hoffnung, daß es wenigstens eine Hundekeilerei oder einen Streit oder sonst irgendwas geben möchte.«
»Da hab' ich was Besseres auf Lager«, antwortete Kid, »deshalb bin ich auf der Suche nach dir. Komm mit.«
»Jetzt?«
»Ja, natürlich...«
»Wohin denn?«
»Über den Fluß, um dem alten Dwight Sanderson einen Besuch abzustatten.«
»Hab' nie was von dem gehört«, gab Kurz mißmutig zur Antwort, »... auch noch nie, daß überhaupt jemand auf der andern Seite des Flusses lebt. Warum in aller Welt wohnt er denn da? Ist er vollkommen verrückt?«
»Er hat was zu verkaufen«, lachte Kid.
»Hunde? Oder eine Goldmine? Vielleicht Tabak?«
Kid schüttelte zu jeder Frage den Kopf.
»Komm nur mit, dann wirst du schon sehen, was es ist. Ich will es jedenfalls kaufen... und wenn du willst, kannst du halbpart mit mir machen.«
»Sag nur um Gottes willen nicht, daß es Eier sind«, rief Kurz, und sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, das halb drollig, halb spöttisch war.
»Komm nur mit«, erklärte Kid, »ich lasse dich noch zehnmal raten, während wir über das Eis gehen.«
Sie kletterten den schroffen Hang am Ende der Straße hinab und erreichten den eisbedeckten Yukon. Dreiviertel Meilen entfernt sahen sie gerade vor sich das andere Ufer mit seinen noch schrofferen Felsen. Dazwischen schlängelte sich, von vielen zerborstenen Eisblöcken unterbrochen, eine schmale, nur wenig benutzte Schlittenspur. Kurz trottete dicht hinter Kid her und verbrachte die Zeit mit zahlreichen Versuchen, zu enträtseln, was Dwight Sanderson wohl zu verkaufen hätte.
»Rentiere? Eine Kupfermine? Oder eine Ziegelei? Das war mein erster Versuch, das Rätsel zu lösen! Bären- oder andere Felle? Lotterielose? Eine Kartoffelfarm?«
»Jetzt kommst du der Sache schon näher«,
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