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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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ruft mich auf dem Handy an, wenn es losgeht. Wir können noch gemütlich weiterfrühstücken.«
    Im Frühstücksraum grüßten sie am Nebentisch einen Luftwaffenoberst im Dienstanzug und zwei Hauptleute in grauer Fliegerkombi. Das gebrauchte Frühstücksgeschirr hatten sie beiseitegestellt und spielten mit sichtlichem Vergnügen Karten. Sie kommentierten launig ihre Spielzüge und lachten männlich-fröhlich.
    Jung und Schumann hatten ihr zweites Frühstück beendet, als ein junger Obergefreiter den Raum betrat und auf den Obersten zusteuerte. »Herr Oberst, darf ich kurz stören? Der Flight Capt’n für den Flug nach Dschibuti schickt mich.«
    Die Spieler ließen sich erst mal nicht stören und beendeten die gerade laufende Partie. Dann wandte sich der Oberst dem Soldaten zu. »Okay, Soldat, lass mal hören. Was gibt’s denn?«
    »Der Flight Capt’n lässt ausrichten, dass sich der Abflug verzögert.«
    »Weiß er auch um wie lange?«
    »Er schätzt um eine Stunde. Genaues kann er noch nicht sagen. Er gibt Bescheid, wenn es losgehen kann.«
    »So, so. Er gibt Bescheid. Schön zu wissen. Okay, mein Junge. Bestelle ihm, ich warte hier.«
    »Zu Befehl, Herr Oberst.«
    Der Soldat machte kehrt und verließ den Frühstücksraum. Der Oberst schüttelte den Kopf und wandte sich kommentarlos wieder seinen Spielkameraden und dem Spiel zu.
    Schumann blinzelte Jung zu und flüsterte: »Wenn die gehen, müssen wir auch gehen, ganz egal, ob mein Oberleutnant anruft oder nicht. Beruhigt mich.«
    »Warst du beunruhigt? Wieso?«, fragte Jung erstaunt.
    »Die Herren Offiziere vergessen schon gern mal die ein oder andere Kleinigkeit, Tomi.«
    Sie vertrieben sich die Zeit mit der Lektüre der ausgelegten Tageszeitungen. Am Nebentisch wurde die Spiellaune immer besser, bis der Soldat von vorhin wieder den Raum betrat. Das Ritual wiederholte sich.
    »Der Flight Capt’n lässt ausrichten, dass er jetzt starten kann, Herr Oberst.«
    »Bestellen Sie ihm, dass ich noch aufgehalten werde. Er kann mich in einer Stunde hier abholen lassen. Dann kann’s losgehen. Haben Sie verstanden?«, beschied der Oberst den Soldaten.
    »In einer Stunde abholen, dann kann’s losgehen. Zu Befehl, Herr Oberst.«
    Der Soldat grüßte und verließ den Raum. Die Spieler feixten sich gegenseitig an, ließen sich aber zu keiner weiteren Bemerkung hinreißen.
    Jung sah Schumann fragend an. »Wann werden wir denn in Dschibuti sein, Schumi? Wenn das so weitergeht, sitzen wir heute Abend noch hier.«
    »Das halbe Leben des Soldaten besteht aus Warten«, zitierte Schumann eine alte Soldatenweisheit. »Daran wirst du dich gewöhnen müssen.«
    »Das sind ja schöne Aussichten.«
     
    *
    Tatsächlich startete der Airbus gegen Mittag. Nach einem Zwischenstopp in Piacenza, wo der Oberst und seine Spielkameraden die Maschine verließen, setzte das Flugzeug erst spät in der Dunkelheit in Dschibuti zur Landung an. Jung erkannte von seinem Sitz aus die Runway-Befeuerung und dicht daneben ein hell erleuchtetes Viereck, das eine ausgedehnte Zeltstadt beherbergte. Es war von Wällen und Wachtürmen eingefasst und das Glacis war in das gleißende Licht riesiger Flutlichtbatterien getaucht.
    Als sie das Flugzeug über die Gangway verlassen hatten und den kurzen Fußweg zur Abfertigungshalle einschlugen, spürten sie eine dichte, satte, irgendwie angenehme Wärme. Ein ferner Geruch nach kokelndem Müll und ein säuerliches Hautgout mischte sich unter die weiche Nachtluft.
    Die Halle hätte auch auf dem Flugplatz Rendsburg/Hohn stehen können. Sie wäre da genauso leer gewesen, aber sicherlich sauberer. Jung wollte eine Toilette aufsuchen, konnte sich aber nicht überwinden, über Kotreste, Urinpfützen und durchnässte Papierberge zu der türlosen Lochlatrine vorzustoßen. Er drängte ins Freie. Das gestaltete sich schwierig. Das Stempeln und Notieren der Einreisedaten in ihren Pässen nahm viel Zeit in Anspruch, was hier vielleicht normal war, aber an Jungs Nerven zerrte und seine Blase überdehnte. Jung kam unter Druck. Er sah sich Hilfe suchend unter seinen mitreisenden Marinern um. Keiner schien ähnliche Probleme zu haben.
    »Wann kommen wir denn in die Nähe eines brauchbaren Klos, Schumi?«, wandte er sich schließlich an seinen Babysitter.
    »Das dauert noch. Ich hörte gerade vom Schirrmeister, dass unser Schiff auf Reede liegt. Wir werden also mit der Barkasse übersetzen müssen. Auch sollten wir erst mal zum Hafen kommen. Schlag dich irgendwo in die Büsche, wenn

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